Stones Throw Records / VÖ: 24. Juni 2022 / Indie Rock, Krautrock
automatic.band
Text: David Spring
Word-Art ins Artwork zu integrieren ist ein mutiger Design-Schritt. Wenn dieses Cover dann metallene Brüste, in denen sich verschiedene Gliedmassen sowie die Salton Sea, ihres Zeichens die grösste Umweltkatastrophe Kaliforniens, ziert, ist das Kunstwerk komplett. Derart eigenwillig präsentiert sich das zweite Album der LA-Indie/Krautrock-Formation Automatic, passenderweise unter dem Namen „Excess“.
Der Exzess ist es, der auf der Platte thematisiert wird. Entfremdung und Eskapismus, die masslose Unternehmenskultur der heutigen Zeit und der Umgang mit unserem Planeten sind die inhaltlichen Eckpfeiler der Songs von Automatic. Im starken Kontrast dazu die eisigen, beinahe monotonen Klangbilder, welche die drei Musikerinnen hier ihren Instrumenten entlocken. Krautiger Synth-Pop mit vielen elektronischen Retro-Sounds, knackigen 70s-Bässen und einem messerscharf minimalistisch gespielten Schlagzeug.
Das grimmige Weltbild der Band steht im Zentrum. Sängerin Izzy Glaudini trägt ihre Texte in einem passiv-monotonen Sprechgesang vor, was das hoffnungslose Gefühl der Songs verstärkt. Wenn sie zu den trockenen Bassläufen und abgespacten Synth-Klängen von Nihilismus und der Einsamkeit erzählt. Wenn die Suche nach einem neuen Planeten wichtiger erscheint, als den unseren zu retten, ergibt das eine äusserst spannende Dichotomie der Gefühle. Man fühlt sich von den Stücken verstanden und gleichzeitig wirken die teils schrillen Klänge oft abweisend und unangenehm.
„Change if you want to, or stay the same, it makes no difference“, heisst es im Song „Skyscraper“. Der sardonische Vortrag bezeichnet perfekt, wie das Album wirkt. Am Ende liegt es an uns allen, unsere Zeit für etwas Gehaltvolles zu verwenden. Der versöhnliche Closer „Turn Away“ ist solidarisch und freundlich, „I’ll be there if you need me“. Denn aus dem Schlamassel führt nur der gemeinsame Weg raus.
Automatic haben mit „Excess“ ein spezielles Werk geschaffen. Musikalisch verstehe ich lange nicht alle Elemente. Die Art und Weise, mit der das Trio ihre Warnbotschaften an die Menschheit bringt, ist hingegen so einzigartig und effektiv, dass aufmerksames Hinhören zur Pflicht wird. Trotz der pessimistischen zentralen Message ist das Album im Endeffekt vor allem ein Aufruf an das Zusammenleben, mit- und nicht gegeneinander.