Hummus / VÖ: 14. April 2017 / Lo-Fi, Rock
louisjucker.ch
Text: Michael Bohli
Projekte können schnell in eine verkrampfte Angelegenheit ausarten, bei der die Planung mehr Gewicht erhält als das Resultat. So aber nicht bei „L’Altro Mondo“ – den fünf unterschiedlichen Kollaborationen von Künstler Louis Jucker mit befreundeten Musikern. Für die zweite Episode seiner Verwirklichung hat der ehemalige Gitarrist von The Ocean zusammen mit Emilie Zoé und Steven Doutaz Verstärker umgebaut und Instrumente darüber geschrammt. Dabei sind bei Autisti acht Lieder entstanden, die den Lo-Fi und Noise Rock spontan und ungezügelt passieren lassen.
Wer seine Musik auf nur vier Spuren aufnimmt, der schert sich nicht wirklich um Schönklang und klare Bilder – und genau das macht Autisti so spannend. Songs wie „Curb“ locken mit sanften Akkorden, Orgel und leisen Gesängen, nur um die Platte dann alsbald in Lärm und Gepolter ausbrechen zu lassen. Man könnte meinen, das Stimmen der Gitarren vor „The Dower“ führe zu perfekt gespielten Läufen, aber hier regiert Dreck und rohe Lust an der Musik. Ob dabei nun die Neunziger oder Neil Young zitiert werden spielt keine Rolle, Jucker tobt sich ohne Verluste aus.
Autisti sind darum nicht nur eine weitere Seite von „L’Altro Mondo“, sondern auch eine vollwertige Band und starten mit diesem Debütalbum gleich in die Vollen. Das Songwriting ist reizvoll, die Darbietung voller Ecken und Kanten. Man merkt so nicht einmal, dass eigentlich ein Bass fehlt oder die Stimmen sich gerne beim Gesang gar nicht treffen. Aber solche alternative Musik wird ja auch nicht gemacht, zum aus Porzellan Tee zu trinken – sondern um eine wilde Nacht im Industriegebiet zu feiern. Angst vor Blessuren darf man dabei aber echt nicht haben.