Spinefarm Records / VÖ: 4. Juni 2021 / Metalcore, Post-Hardcore
atreyuofficial.com
Text: Madeleine Fuhrer
„Baptize“ (zu Deutsch taufen) heisst das brandneue Werk der aus Kalifornien stammenden Atreyu. Der Titel passt wunderbar zu den letzten Veränderungen in der Band: Atreyu trennten sich Ende 2020 von Frontmann Alex Varkatzas und Drummer Brandon Saller von seiner Doppelrolle als Sänger und Schlagzeuger. Sallers markante Stimme, welche schon früher immer im Clean-Gesang zum Einsatz kam, steht nun komplett im Vordergrund. Die Shouting-Parts von Varkatzas übernimmt Bassist Porter McKnight und die Drums wurden neu mit Kyle Rosa besetzt. Mit „Baptize“ stellten sich Atreyu nicht nur der Herausforderung eines neuen Albums, zeitgleich ist es die Feuertaufe der neuen Besetzung. Musikalisch weiterhin im Metalcore und Post-Hardcore orientiert, schleichen sich in den Songs die verschiedensten Einflüsse und Elemente ein.
Eingeläutet wird das Album dramatisch und doch herrlich hymnisch mit dem Chor-Intro „Strange Powers Of Prophecy“. Quasi übergangslos wird dieses mit Porters Shouting „Baptize“ beendet und der Titelsong beweist direkt, für was Atreyu unter anderem stehen: Für die grossen, eingängigen Refrains. Diese sind auf „Baptize“ reichlich enthalten. Der Titelsong hat zudem einen elektronischen Einschlag und bewegt einerseits zum Headbangen, wie zum Tanzen. Mit knarrenden Gitarrenriffs geht es weiter bei „Save Us“. Ein Mix aus eingängigem Refrain, gedoppelten Gesangsparts und Shouting, ein starker Song von vorne bis hinten. Die Hauptmelodie in „Save Us“ kam Porter während einer Meditation. Er beschreibt im Song, wie wir bessere Versionen von uns selbst sein sollten und damit zu einer besseren Menschheit werden.
In „Underrated“ geht es musikalisch etwas grober zur Sache. Hier überwiegen die Shouting Parts dem Clean-Gesang. Der Song ist für den Moshpit prädestiniert und einer der härtesten auf dem Album. Mit einem „Fuck“ und starken Gitarren wird „Broken Again“ eröffnet. Die eingesetzten elektronischen Elemente fügen sich passend ein. „Weed“ lädt nochmals rhythmisch wie melodisch zum Abtanzen ein. Etwas ruhiger wird es mit „Dead Weight“, zumindest zu Beginn. Der Song steigert sich zum Schluss und wird zu einem Mix aus Ballade und Rock-Song.
„Catashtrophe“ startet mit einem Elektrobeat, bietet geschriene wie klar gesungene Stellen und einen recht poppigen, glatten Refrain, Double-Bass-Parts und Sprechgesang fügen sich mit ein. Schwerer und dunkler geht es bei „Fucked Up“ zugange, wenn auch der Refrain den Song aufheitert. Gradlinig geht es durch „Sabotage Me“ hindurch, Jacoby Shaddix von Papa Roach findet sich in „Untouchable“ wieder; ein luftiger Beat mit einem weiteren eingängigen, klar gesungenen Refrain. Bei „No Matter What“ fallen vor allem das Piano-Intro, die hart gehaltene Bridge und das virtuose Gitarrensolo auf. Eine weitere Zusammenarbeit wird in „Oblivion“ zelebriert: Atreyu werden von Matt Heafy (Trivium) unterstützt. „Stay“ beruhigt die Gemüter mit sanfteren Tönen, bevor es mit „Warrior“ und Travis Barker von Blink-182 weitergeht. Der Song bietet mit einem hymnischen Refrain, gängigen Rockbeats und Headbang-Charakter einen guten Abschluss des Albums.
Das neue Album von Atreyu zeigt faszinierend die Vielseitigkeit der Band mit allerhand Abwechslung und behält trotzdem einen starken Wiedererkennungswert. Der erste Teil des Albums wirkt experimenteller, härter und ausgeklügelter, als es ab der Mitte mit „Catastrophe“ der Fall ist. Dann werden die Songs gradliniger und zu einem grossen Teil weicher, ein grosses Augenmerk gilt dann allerdings den Gästen. „Baptize“ ist als Gesamtwerk grossartig und lohnt sich anzuhören.