Michael Messerli – Redaktion
Ein Musikjahr ohne Phoebe Bridgers? Eigentlich hat es das Jahr 2021 gar nicht anders verdient. Ein Duett mit Noah Gundersen gab es im Oktober doch noch. Aber der Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate fühlt sich tatsächlich eher an wie eine einzige Klammerbemerkung. Ein Zwischenjahr, nur am Rande erwähnenswert. Zumindest in musikalischer Hinsicht. Und darum geht es hier ja. Abgesehen davon gäbe es viel zu erzählen. Aber nur wenig Gutes. Immerhin da besteht eine Schnittstelle zum Musikjahr: viel Schatten, wenig Licht und einen grossen Haufen Déjà-vus. Also, Klammer auf.
«I waited for something/ And something died/ So I waited for nothing/ And nothing arrived». Was Conor O’Brien bereits 2013 sang, fasst ganz gut zusammen, was 2021 nicht passierte. Das erste Halbjahr war phasenweise so langweilig, dass man sich die Frage stellen musste, ob da in den Startlöchern das gleiche Treiben herrscht wie am Fusse des Mount Everest. Heisst: es wollen alle gleichzeitig hinauf, nicht alle überleben es und der einzelne Gipfelsturm geht irgendwie unter. Aber das zweite Halbjahr zeigte das Gegenteil: Viele standen erst gar nicht mehr an.
Das stimmt nicht für Emilie Zoé. Ihr Projekt /A\ mit Franz Treichler und Stammschlagzeuger Nicolas Pittet steht selbst so etwas wie in Klammern. Die drei im Sommer live auf den Bühnen zu sehen, war ganz bestimmt ein Lichtblick. Und Mogwai landeten mit «As The Love Continues» einen Volltreffer bzw. auf Platz 1 der britischen Albumcharts. Aber auch hier drückt bereits wieder der Kulturpessimismus im zu engen Schuh, denn sie schafften es bei einem Format, das totgesagt wurde, mit einem Genre, das totgesagt wurde. Auch keine heitere Aussicht.
Was also berichten aus einem Jahr, das immer einen fahlen Beigeschmack bereithielt, bei jedem Konzertbesuch, bei jedem Sportevent, bei jeder Reise, bei jedem Abendessen im Restaurant, bei jedem Blick in News-Seiten mit «Livetickern» zur aktuellen (also dauerhaften) Lage? Persönlich kommen euch hoffentlich ein paar sehr schöne private Dinge in den Sinn. Und einigen dann vielleicht noch ein gewisser Montagabend, an dem Folgendes geschah: Yann Sommer hält den entscheidenden Elfmeter. Klammer zu.
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