Name: Dennis Bäsecke
Tätigkeit bei artnoir: Schreiberling
Dabei seit: März 2012
Padauz; da ist es schon um – mein zweites Jahr bei artnoir. Es ist eine Freude und eine Ehre mit einem Haufen so engagierter vielseitig verrückter, kreativer Menschen in einem Boot zu sitzen! Danke euch allen!
Es gab einige echte Paukenschläge dieses Jahr; Von Diorama über Project Pitchfork bis VNV Nation haben sich alle grossen Helden mit ihren Neuerscheinungen selbst übertroffen. Den Vogel haben dabei Skinny Puppy abgeschossen; Der neue Silberling „Weapon“ ist ein echter Knaller voller Stacheln und Borsten.
Seltsam scheint indes, dass bei den grossen musikalischen Ereignissen samt und sonders Menschen am Hebel waren, die schon mindestens eineinhalb Jahrzehnte am Wirken sind. Mit anderen Worten: Mir haben 2013 die vielversprechenden Newcomer aus der Schwarzen Szene gefehlt. Die meisten Bands, die sich neu vorgestellt haben, standen mit mindestens einem musikalischen Bein auf irgendeiner Bühne von Stefan Raab und damit im Glaubwürdigkeitsgrab. Schade!
Dafür gab es grossartige Live-Erlebnisse; Woodkid hat auf der Bühne ebenso überzeugt, wie aus den Kopfhörern, Coco Rosie waren überirdisch und alte Bekannte wie die Letzte Instanz oder ASP haben sich als sichere Grössen bewiesen. Der schlagkräftige Sarkasmus von J.B.O. erfreute ebenso, wie die gute Laune von Fiddlers Green oder die Eleganz von Tarja. VNV Nation brachten nach wie vor die Hallen bis in die letzte Reihe zum kochen und die Mittelalter-Kratzbürsten von Corvus Corax beschworen wirkungsvoll nordische Untergangsszenarien herauf. Musikalisches Highlight jedoch ist für mich die markerschütternde Inszenierung von Bernd Alois Zimmermanns „Die Soldaten“ im Opernhaus Zürich gewesen. Da hätten die Newcomer aus dem zweiten Abschnitt einiges lernen können.
Und sonst so? Die Polizei verprügelte tanzende Menschen und in einer „ernsthaften“ Diskussion wurde ein Alkoholverbot in Fussballstadien als „grösste Frechheit seit Menschengedenken“ bezeichnet, während Massenvergewaltigungen, Kinderarbeit, Waffenhandel und Lebensmittelprivatisierung als Tagesordnung hingenommen wurden. Und in Fukushima tröpfelt fröhlich das faulige Eitersubstrat der Zivilisation ins Meer. Naja; man kann natürlich auch über die Zunge von Miley Cyrus reden. Mehr muss wohl über den Zustand des Planeten und den Geisteszustand seiner Bewohner anno 2013 nicht gesagt werden. Was ist der Mensch?
Moment mal: Irgendwie wird der letzte Absatz dem Gefühl nicht gerecht eigentlich ein gutes Jahr erlebt zu haben. Ich versuche es noch einmal:
Die Menschen haben trotz Polizei getanzt, ein brasilianischer Fussballspieler hat sich angesichts der Proteste gegen Sportgrossveranstaltungen für die Anliegen der Demonstranten ausgesprochen und in Fukushima wurden sicher mittlerweile auch zwei oder drei Lecks geflickt. Zurück zur Zunge; das penetrante Abrissbirnen-Video hat derart viele Parodien und Schmunzler ausgelöst, dass man die Disney-Trulla glatt zur Botschafterin der guten Laune machen möchte. In diesem Sinne – ein rabenschwarzes gutes neues Jahr!
Dennis Bäsecke-Beltrametti