Jährlich die Rückschau, der tiefe Blick ins Herz. Was ist uns allen hängen geblieben? Welche musikalischen Momente von 2021 haben uns am nachhaltigsten beeindruckt? Was liess uns das Chaos der Welt vergessen? Nein, einfach waren die letzten 12 Monate nicht, doch gemeinsam haben wir es überstanden. Lassen wir also die Melodien lange weiterklingen, die Stimmen für immer im Äther nachhallen.
Persönlich gewählt von Mitarbeiter:innen bei ARTNOIR, hier nach Vorname geordnet präsentiert – offen für alle Inputs, Kommentare und Diskussionen.
Die Vergangenheit: Best Of 2020 / Best Of 2019 /Best Of 2018 / Best Of 2017
Titelbild: Andrea Bignasca, Winterthur, 11. August 2021 / Berend Stettler
Anna Wirz – Fotoredaktion
TOP LIVESTREAMS
Maxïmo Park – Nature Always Wins Livestream – 6. März 2021
Maxïmo Park leben so sehr von der Interaktion und Energie zwischen Band und Publikum, dass der Livestream ohne Zuschauer:innen eher zurückhaltend wirkte. Dennoch begeisterten neue Songs wie „Baby, Sleep“ und Gassenhauer wie „Our Velocity“ und „Apply Some Pressure“.
Devin Townsend – Ocean Machine In Its Entirety – 1. Mai 2021
Das Album „Ocean Machine“ enthält mit „Funeral“, „Bastard“ und „Death Of Music“ eins der perfekten Songtrios aller Zeiten. Ein hochemotionales Konzert mit der phänomenalen Stimme von Townsend.
Glastonbury Live at Worthy Farm – 22. Mai 2021
Ein holpriger Start mit zwei Stunden Verspätung, aber Musiker:innen wie Michael Kiwanuka, Haim, Coldplay, The Smile (Thom Yorke, Jonny Greenwood) und Kano retteten den Abend mit Konzerten an diversen legendären Glastonbury-Stätten. Immer noch das beste Musikfestival der Welt.
GusGus – Mobile Home Live – 29. Mai 2021
Ein Livestream, der Sehnsucht nach einem Club voller tanzender Leute auslöste. Geniale elektronische Klanglandschaften, vollendet von Gastsängerin Margrét Rán (Vök) und Gastsänger John Grant.
Zeal & Ardor at Tinguely’s Totentanz – 6. November 2021
Intensives, markerschütterndes Konzert, perfekt umrahmt vom Schattenspiel von Jean Tinguelys Totentanz-Skulpturen.
TOP SONGS
BLACKBOOK – Arms Around The World
Perfekter Synthpop – ein Ohrwurm, der in einer Endlosschleife lief.
Gojira – Born For One Thing
Vereint alle Gojira-esken Elemente, die wir lieben: Screamgesang, Taktwechsel, Breakdowns, jaulende Gitarren. Grossartig.
Royal Blood – Boilermaker
Umwerfender Bluesrock. Das Musikvideo ist ebenfalls erstklassig.
Sleep Token – Alkaline
Vom ersten Ton an ein Meisterwerk. Atmosphärisch, melodiös, hart.
Spiritbox – Circle With Me
Poppiger Metalcore mit Frontfrau Courtney LaPlantes markanten Cleans und Screams.
Berend Stettler – Fotoredaktion
TOP KONZERTE
Crimer, Bäumli – Winterthur, 9. Juli 2021
Ein Auftritt von Crimer mit nur Sitzplätzen. Wie sollte das funktionieren? Nach über einem Jahr Live-Flaute war ich überglücklich, überhaupt wieder eine Show besuchen zu dürfen. Und dies erst noch bei besten Wetterbedingungen auf dem schön hergerichteten Bäumli in Winterthur. Crimer nimmt dann bei seinem Auftritt keine Rücksicht auf das sitzende Publikum und gibt Vollgas. Da sich die Beine trotz Stehverbot nicht bändigen liessen, kam es zu unglaublichen Knoten zwischen Beinen und Stuhlbeinen. Eine Stunde nach Konzertschluss war dann der letzte Knoten gelöst. Crimer, danke für einen fantastischen Konzertabend!
Brutus, Musikfestwochen – Winterthur, 19. August 2021
Gemäss Webseite der Stadt Winterthur ist der Park der Villa Rychenberg eine historische Gartenanlage mit romantischen Spazierwegen, Rasenflächen und einem Kinderspielplatz. In der Villa ist die Musikschule zu Hause. Kurzum: Der perfekte Ort für Konzerte. Der atmosphärische Sound der drei fantastischen Musiker:innen von Brutus passte erst recht in diesen Park. Für mich war an diesem Abend alles perfekt: Die Musik, die Location und die Stimmung. Zuhören, zusehen und geniessen.
YOKKO, Bierhübeli – Bern, 6. November 2021
Nach acht Bandjahren der letzte Auftritt von YOKKO. Es war eines der zwiespältigen Konzerte, die ich jemals erlebt habe. Auf der einen Seite legten YOKKO einen fantastischen Auftritt hin. Auf der anderen Seite konnte ich mich nicht damit abfinden, diese Songs zum letzten Mal live zu hören. Für mich waren YOKKO eine der talentiertesten Schweizer Bands. Ihr Atlantic Wave wird mir auf den Bühnen der Welt fehlen. Macht’s gut!
TOP ALBEN
Broilers – Puro Amor
Dieses Album ist pure Liebe und hat 2021 meine Stube des Öfteren in einen Single-Moshpit verwandelt. Ich freue mich bereits, die Songs der Scheibe live zu erleben. Egal ob in 1,2 oder 3 Jahren. Vorfreude ist die grösste Freude.
Dropkick Murphys – Turn Up That Dial
Folk Punk geht immer. Wenn er von DKM stammt, sowieso. Turn Up That Dial ist ein weiteres großartiges Album der Gruppe aus Quincy, Massachusetts. Aus den Boxen dröhnt was auf der Packung steht. Aufdrehen!
Dritte Wahl – Meer Singles
«Meer Singles» von Dritte Wahl ist ein Sammelsurium gespickt mit Raritäten, limitierten Singles, unveröffentlichten Songs und Live-Versionen. Ich habe ohne grosse Erwartungen reingehört und bin hängengeblieben.
Christian Wölbitsch – Fotoredaktion
TOP ALBEN INTERNATIONAL
1. Joan As Police Woman, Tony Allen & Dave Okumu – The Solution is Restless
Eine grandiose Platte! Als Hintergrundmusik gänzlich ungeeignet. Joan Wasser zeigt einmal mehr ihr grosses Geschick, Musik zur Kunst werden zu lassen. Als Einstiegsdroge sei «Enter the Dragon» empfohlen!
2. The War On Drugs – I don’t live here anymore
Funkelnde Gitarren und amerikanische Hymnen ganz im Stil von Bruce Springsteen, Neil Young und Bob Dylan.
3. Sam Fender – Seventeen going under
Der Mann versteht sein Handwerk und liefert auch mit dem zweiten Album ab. Unglaublich was Sam mit gerade mal 27 Jahren geschaffen hat.
4. Sufjan Stevens, Angelo De Augustine – A Beginner’s Mind
Was für eine Platte würdest du erwarten, wenn sich zwei Typen jeden Abend einen Horrorstreifen ansehen und am nächsten Tag daraus Songs basteln? Mit Sicherheit nicht «A Beginners Mind». Mein Lieblingssong: «Back To Oz».
5. Not My God – Simulacra
Wenn Tom Skold und Nero Bellum gemeinsame Sache machen wird’s übel. Klanggebilde geschaffen für die Alien-Party, markerschütternd und schaurig gruselig faszinierend.
6. Lea Porcelain – Choirs to Heaven
Das Duo aus Deutschland begeistert mit dem zweiten Longplayer «Choirs to Heaven». Die Platte hat mich dieses Jahr durch Hoch und Tief geführt. Neben Post-Punk finden sich Anleihen an Radiohead wie z B. in «Sink into the night».
7. Balthazar – Sand
Die smarten Belgier begleiteten mich mit «Sand» dieses Jahr musikalisch seit dem Frühjahr. Rhythmisch cooler Sound mit Bläsern und Streichern, ein wenig Disco – die gute Laune ist vorprogrammiert.
8. The Reds, Pinks and Purples – Uncommon Weather
Wie wär’s, statt über Corona mal über das Wetter zu reden? The Reds, Pinks and Purples machen es vor. Tolle Gitarrenmusik, tut gut und macht Mut!
9. The Weather Station – Ignorance
Eine Platte, die man nicht ignorieren sollte, wenn man ab und zu in Richtung Dreampop abgleiten möchte.
10. Big Red Machine – How Long Do You Think It’s Gonna Last?
Hat nicht die besten Kritiken bekommen, für mich gehört sie trotzdem zu meinen Liebsten.
TOP ALBEN NATIONAL
1. The Night Is Still Young – Home
Keine Platte für schweren Stunden, oder doch? Acht Songs, die neue Hoffnung geben, egal wie tief du gefallen bist.
2. Velvet Two Stripes – Sugar Honey Iced Tea
Da geht die Post ab. Die drei Girls zeigen so vielen, wo der Hammer hängt.
3. Lea Lu – I CALL YOU
Eleganter Pop mit einem gehörigen Schuss Jazz. Musik, die durch alle deine Sinne fliesst.
Cyril Schicker – Redaktion
Fast mein halbes Leben schon bin ich für ARTNOIR unterwegs und greife für ARTNOIR in die Tasten. Ok, ein halbes Leben ist leicht übertrieben und unterwegs bin ich seit einer gefühlten Ewigkeit auch nicht mehr. Ob ich noch weiss, was ein Konzert ist bzw. wie Konzerte sich anfühlen? Darauf antwortet mir hoffentlich das nächste Jahr.
TOP ALBEN
Cannibal Corpse – Violence Unimagined
Ein Vierteljahrhundert (!) schon höre ich diese unkaputtbare Death-Metal-Formation. Dass Cannibal Corpse noch immer gleich tönen, aber mit jedem Album meine Liebe aufs Neue entfachen, sichert ihnen den Platz in meiner persönlichen Top-5.
Fear Factory – Aggression Continuum
Sleaford Mods – Spare Ribs
Ich kann und will mich nicht entscheiden. Deshalb vereine ich hier mit Fear Factory und Sleaford Mods zwei Bands, die unterschiedlicher nicht sein können. Ob kalifornische Angstfabrik oder nottingham’sches Electropunk-Duett – was sie eint, das ist diese Faszination, die sie auf mich ausüben.
Deine Lakaien – Dual
Deine Lakaien stehen abseits der Masse, begeistern aber Massen. Und ich bin massenhaft entzückt über das 2021 erschienene Doppel-Konzept-Album. Und dann ist da noch dieser Juxtapositionszwilling…
Converge – Bloodmoon: I
Hardcore trifft auf Metal trifft auf Punk trifft auf Grindcore. Ja, Converge treffen meinen Geschmack. Dass Kurt Ballou beste Saiten als Gitarrist aufzieht und sich als Produzent (u.a. Mistery Index, Kvelertak, All Pigs Must Die, Code Orange, The Dillinger Escape Plan) von seiner besten Seite zeigt, nähren den Geschmacksreichtum. Und die 2021-Kollaboration mit Chelsea Wolfe erst?!
Der Weg Einer Freiheit – Noktvrn
Oh du, du grosses Nachbarland, was hast du mir nur so lange vorenthalten? D.W.E.F. aus Würzburg stehen für grandiosen Black-Metal-Avantgardismus. Der Weg Einer Freiheit bauen schon länger ihre sagenhaften Klanglandschaften, sind mir aber erst mit «Noktvrn» ins Auge gestochen Ohr gekrochen.
David Spring – Redaktion
TOP ALBEN
24/7 Diva Heaven – Stress
Keine Band hat mich 2021 mehr verfolgt als diese drei Damen. Dass Ihr Debütalbum zu den besten des Jahres gehört, überrascht wenig. Zudem durfte ich sie tatsächlich dreimal live sehen und let me tell you, dit jeht ab wie nix Jutes!
Bitch Queens – Custom Dystopia
Yes, fetter Death Rock Made in Switzerland! Die Basler Bitches sind wütender und lauter denn je, ihr neustes Album ein Brett, wie man es sich wünscht. Ich ertappe mich immer wieder, wie ich meinem Computer «Con-Man Contraband» entgegenbrülle.
Green Lung – Black Harvest
Mein Album des Jahres. Obwohl ich die Band bisher nicht kannte, dröhnte 2021 nichts mehr in meinen Ohren als der fantastische Doom/Stoner Metal der fünf Engländer. «Upon The Altar» ist zudem wahrscheinlich das beste Lied des Jahres. Perfektion.
Neighborhood Brats – Confines Of Life
Das beste Punk-Album dieses Jahr. Etwas The Damned, etwas Dead Kennedys, etwas Against Me! und ganz viel eigene Aggression und Kreativität. Feministisch, wütend und mit Humor, das geht ab wie Schmidts Katze.
Ungfell – Es Grauet
Nicht nur findet sich hiermit ein Black Metal-Album auf meiner Jahresliste, zusätzlich ist es auch eines aus Zürich. Krasser Scheiss, aber Ungfell schaffte es, dass sogar Jodel creepy und unheilvoll klingt. Das soll ihnen erst mal jemand nachmachen.
TOP SONGS
Bala – Agitar
Selten schlägt ein Opener so ein, wie dieser. Das spanische Duo hat einen Sound, der viele an die Wand spielen würde, dieses Stück im Speziellen drückt unfassbar ab. Eine Urgewalt.
Black Honey – Beaches
Die 2021er Partyhymne schlechthin! In einem weiteren Jahr fast ohne Reisen und Konzerten kam dieser cineastische Indie-Banger wie gerufen.
Die Ärzte – Doof
Ein Lied gegen Nazis. Von Die Ärzte. Natürlich ist das auf der Liste. Nazis sind auch 2021 doof.
Get Jealous – Aah
Kein Lied hat die Lethargie des Pandemie-Alltags und die allgegenwärtige Depression der heutigen Zeit eingefangen, wie dieses treffend betitelte Meisterwerk.
Midwich Cuckoos – Sucker
Auch wenn der Text nicht davon handelt, wenn Sängerin Tanzy Velayne „You stupid motherfucker“ schreit, weiss ich genau, wer vor meinem inneren Auge so alles erscheint.
TOP KONZERTE
Tim Vantol, Nouveau Monde – Fribourg, 19. August 2021
Mein erstes Konzert des Jahres und das erste seit zirka acht Monaten. Es tat richtig gut, dass Tim ein weltklasse Sänger und Entertainer ist, machte den Abend richtig toll.
Harvey Rushmore & The Octopus, Palp Festival – Sierre, 23. Oktober 2021
Trotz technischer Probleme überzeugten die Basler im winzig kleinen Carnötzet-Weinkeller mit ihrem spaced psychedelischen Sound und lieferten eine fantastische, einmalige Show ab.
24/7 Diva Heaven, Freiland – Potsdam DE, 30. Oktober 2021
Ein spontaner Konzertbesuch während einem Berlin-Trip bescherte mir das Konzert des Jahres. Neben 247DH waren auch noch The Dead End Kids, Fatigue, Pogendroblem und Günter & The Jauchs am Start, und wir sahen Rod Gonzalez im Publikum – was für ein grandioser Abend!
Noise Fest, Salzhaus – Winterthur, 6. November 2021
Monkey3, Hathors und die wundervollen 24/7 Diva Heaven an einem Abend, das war einfach nur geil. Schön, waren zudem auch viele Leute da, die derselben Meinung waren. Das ging gut ab! Bitte wieder so nächstes Jahr.
Great Lady Under Earth, Garage 8 – Olten, 13. November 2021
Am ersten Indoor OltenAir überzeugten alle drei Bands enorm, doch niemand so wie die Stoner Rocker von GLUE! Ohne Gesang und mit wundervoll überlangen Songs kann man von den Dreien hoffentlich noch viel erwarten.
Hänse Gerber – Redaktion, Vorstand
TOP ALBEN
Bleib Modern – Afraid To Leave
Das vierte Album «Afraid To Leave» hievt den Sound vom Quintett auf ein neues Level und zementiert den Status von Bleib Modern als eine der Speerspitzen des düsteren Post-Punk «Made in Germany».
Kill Shelter & Antipole – A Haunted Place
«A Haunted Place» ist eine gelungene Kooperation zwischen Kill Shelter und Antipole. Die zwei Masterminds zelebrieren auf ihrem Werk eindrückliche Dark-Wave- Lieder und es zählt in diesem Bereich zu den besten Alben des Jahrgangs 2021.
Whispering Sons – Several Others
Mit dem zweiten Album «Several Others» ist dem Brüsseler Quintett Whispering Sons ein grosser Wurf gelungen. Damit hat die Band den Grundstein für kommende Shows auf den grossen Bühnen gelegt.
The Cold Field – Hollows
Auch in Down Under gibt neue Bands, die düsteren Sound produzieren. Eine davon heisst The Cold Field und hat mit ihrem neuen Album «Hollows» ein grandioses Werk der dunklen Klangkunst abgeliefert.
Traitrs – Horses In The Abattoir
Gefühlvollen Melodien, treibenden Rhythmen, Shoegaze-Gitarren und dunkle Elektronik machen «Horses In The Abattoir» von Traitrs aus Kanada zu einem fabelhaften Album.
Madeleine Fuhrer – Redaktion
TOP KONZERTE
Zeal & Ardor, Polyfon Festival – Basel, 13. August 2021
Für mich speziell, da mein erstes Konzert überhaupt seit März 2020 und das erste Mal, dass ich die Basler Top-Metaller live gesehen habe. Endlich wieder harte Riffs, Double-Bass und Headbangen mit Gleichgesinnten.
Jinjer, Z7 – Pratteln, 29. September 2021
Das erste Konzert 2021 in einer meiner Lieblingslocations und quasi zweitem «Wohnzimmer» – dem Z7 in Pratteln. Ein gefühltes Familientreffen mit vielen bekannten Gesichtern und dazu erstklassigem Progressive Metal aus der Ukraine. Ganz vorneweg hatte mich die Stimmgewalt von Sängerin Tatjana umgehauen. Mühelos wechselte sie vom gutturalen zum klaren Gesang.
Burning Witches, KIFF – Aarau, 26. November 2021
Ein vollgepackter Helvetischer Hard Rock/Metal-Abend war dies. Von Megaton Sword über Gomorra bis hin zu den Headliner Burning Witches. Virtuose Gitarrensoli, treibende Beats und wallende Haare. So muss es sein.
Al Pride, Gannet – Basel, 12. November 2021
Musikalisch für mich ein sehr verträumter, süsser Sound und eigentlich zu soft. Dennoch war der Abend mit Al Pride hin- und mitreissend. Wunderbar, wie die sechs Musiker:innen ihre Klänge und Gefühle übertragen. Sehr speziell die Location: Das Gannet ist ein umgebautes Schiff, welches auf dem Rhein zur Landesstelle Basel gefahren und mit einem Krahn aufs Land gehievt wurde.
Dead Venus, Kater – Zürich, 9. Dezember 2021
Mein persönlicher Konzertabschluss für 2021. Ein krönender Abschluss mit Dead Venus. Schweizer Progressive Rock. Zwar kann die Musik, welche Dead Venus machen, nur schwer beschrieben werden. Es ist ein bunter Mix, untermalt mit der herausragenden Stimme von Seraina Telli (Ex-Burning Witches).
TOP ALBEN
Myles Kennedy – The Ides Of March
Myles Kennedy ist einer meiner Lieblingskünstler, ob Solo oder mit Alter Bridge. Und ein Ausnahmekünstler dazu, wie ich finde. Ein exzellenter Songwriter, Sänger und Musiker. So war ich sehr auf sein zweites Soloalbum gespannt und das Warten wurde belohnt.
Tremonti – Marching In Time
Was für ein Meisterwerk Mark Tremonti (Alter Bridge) mit seinem Soloprojekt dieses Jahr abgeliefert hatte. Der begnadete Gitarrist zeigte seine weiteren Stärken, im Songwriting und gesanglich. Grandioser HardRock/Metal aus den USA.
King Zebra – Survivors
Musik nach meinem Geschmack und dazu aus der Heimat. Ein tolles Rock-Album einer eher neueren Band, wenn auch mitgliedertechnisch mit viel Erfahrung auf dem Rücken. «Survivors» ist das sehr gelungene Debütalbum von King Zebra.
Atreyu – Baptize
Die Band sagte mir nichts, doch passte der Musikstil. So schrieb ich eine Album-Review und schon beim Intro packte mich der Sound und die Band. Wunderbarer Nu-Metal aus den Staaten und ein genialer Mix, musikalisch, wie gesanglich.
Pablo Infernal – Mount Angeles
Ein wahres Rock’n’Roll-Feuerwerk à la Beatles. Die Band verfolge ich schon eine Weile und bin immer stärker Fan davon. Mit dem neuen Album «Mount Angeles» haben Pablo Infernal erneut unglaubliche Klangwelten abgeliefert.
TOP SONGS
Save Us – Atreyu
Der Song hat eine gute Hookline und passt textlich sehr gut zum Jahr 2021. Er hat etwas Tiefgreifendes. Packend auch das musikalische Arrangement.
If Not For You – Tremonti
Mein Lieblingssong vom neuen Album «Marching In Time». Rockig, episch und eingängig.
Bird Dog – Shaman’s Harvest
Einer meiner Entdeckungen des Jahres. Der Song hat mich direkt eingenommen. Südstaaten-Cowboyfeeling pur. Die Strophen eher unscheinbar ruhig, die Refrains üppig rockig. Die tiefe Stimme hat etwas Beruhigendes.
As The World Stood Still – The Raven Age
Eine wunderschöne Rockballade, wunderbar anzuhören. Sehr gängige Melodien, akustisch gehalten und mit schön klassischem Solo gegen Ende des Songs.
Forfeit – Rise Against
Als das neue Album «Nowhere Generation» erschien, fiel mir beim ersten Durchhören der Song bereits auf. Er strahlt so viel aus, auch wenn er vorwiegend mit Akustikgitarren aufbereitet ist. Dazu der kraftvolle Text, für mich ein Ohrwurm.
Michael Bohli – Chefredaktion
Es gäbe vieles zu sagen, zu diskutieren. Doch nach einem solch aufreibenden Jahr ist es besser, die Künstler:innen sprechen zu lassen. Wie so oft liegt die Wahrheit in der Musik.
TOP ALBEN NATIONAL
Acid Amazonians – How To Take Up Space
Take what you need
just take it
and take it for granted
/A\ – /A\
what you do now
what should we do now
we had the time to leave
Dagobert – Jäger
Jeder fühlt, fühlt auch für den andern‘
Wir gehörn‘, wir gehörn‘ zusammen
Steiner & Madlaina – Wünsch mir Glück
Ich schenke ein und dir kein Lächeln mehr
Ertrinke kommt mein Tränenmeer
Alleine in der Menge gehts mir gut
Evelinn Trouble – Longing Fever
What to do, what to do?
When your heart’s in bloom
But it’s higher love that you are looking for
TOP ALBEN INTERNATIONAL
Blackout Problems – Dark
The books burn best when they’re freshly pressed
Get the fires out
I’ll get my lighters out
Nick Cave & Warren Ellis – Carnage
A protester kneels on the neck of a statue
The statue says „I can’t breathe“
The protester says „Now you know how it feels“
And he kicks it into the sea
Low – HEY WHAT
That disappearing horizon
It brings cold comfort to my soul
An ever-present reminder
The constant face of the unknown, unknown
International Music – Ententraum
Umgibt mich
Immer, immer, immer mehr
Und es berührt mich
Immer, immer, immer weniger
Chvrches – Screen Violence
The past is in the past
It isn’t meant to last
But if I can’t let go
Will you carry me home?
Michael Messerli – Redaktion
TOP ALBEN
1. Mogwai – As The Love Continues
Im Buch «The Wolfgang» wird nach der besten schottischen Band aller Zeiten gefragt. Ganz egal, welche Antwort man darauf gibt, sie muss dem Vergleich mit Mogwai standhalten: «Here We, Here We, Here We Go Forever».
2. Dvne – Etemen Ænka
Schottland zum Zweiten: Dvne haben einen Berg geboren. Monumental stellt er in diesem Jahr Mastodon in den Schatten. Und viele andere auch. Dies allein schon dank dem überlebensgrossen «Towers».
3. Fightmilk – Contender
«Contender» ist eine Liebeserklärung an vieles. Und das hier ist eine Liebeserklärung an Fightmilk. Ein Hit jagt den nächsten und zwar ein bisschen wie auf dem Cover: Mit ungelenker Technik wird die Höhe trotzdem gemeistert.
4. Mastodon – Hushed And Grim
Zwar im Schatten von Dvne, aber da war auch nicht viel Licht bei der Entstehung dieses Doppelalbums. Trauerbewältigung, die auf sehr hohem Niveau einem grauen Faden folgt. Man muss einfach etwas Zeit mitbringen.
5. Arab Strap – As Days Get Dark
Schottland zum Dritten: Arab Strap sind zurück! Mit grossartigen Texten, unschlagbaren Refrains («Kebabylon») und absurd grandiosen Videos («The Turning Of Our Bones»).
TOP SONGS
1. Manchester Orchestra – Bed Head
Bei Manchester Orchestra verschwimmen die Grenzen zwischen Indie, Alternative, Post-Hardcore und Pop. Das kann ihnen kaum mehr besser gelingen als im fantastisch mitreissenden «Bed Head».
2. Amyl And The Sniffers – Hertz
Ihre Währung sei ihre Energie, singt Amy Taylor in einem anderen Song. So wie sie in «Hertz» um einen Trip aufs Land und dort auf die Rückbank des Mietautos bittet, kann man sich ihrem Wechselkurs kaum entziehen.
3. Pom Pom Squad – Forever
Pathos klang selten weniger pathetisch, Kitsch selten weniger kitschig. Aber das Herz wird trotzdem tonnenschwer und wer der Stimme von Mia Berrin nicht unmittelbar erliegt, hatte noch nie ordentlich Liebeskummer.
4. /A\ – Grain Sand And Mud
Wohin die Reise von Emilie Zoé noch führt, werden wir 2022 herausfinden. Der Zwischenstopp mit /A\ ist das heimische Highlight 2021 und «Grain Sand And Mud» das grosse Ausrufezeichen dahinter.
5. The Notwist – Loose Ends
«Loose Ends» ist eine dieser Indie-Schönheiten, wie sie nur Bands wie The Notwist entwerfen können. Unaufdringlich, dabei als Komposition aber maximal spannend und eingebettet in ein tolles Gesamtwerk.
See you in 2022!