Band: Apparat
Album: Soundtracks: Capri Revolution
Genre: Electronica
Label: It’s Complicated Records
VÖ: 1. Mai 2020
Webseite: apparat.net
Überaus sanft schimmern sich die Tonspuren durch die Bilder. In Perfektion mischt sich die Elektronik mit einer Fülle an analogen Klängen von der Gitarre zu sanften Streichern über Klavierintermezzos. Mit „Capri Revolution“ schafft der umtriebige Musiker Sascha Ring alias Apparat, welcher im letzten Jahr gar für einen Grammy nominiert war, einen klanglich formvollendeten Soundtrack für den gleichnamigen Film von Mario Martone.
Der Film „Capri Revolution“ ist ein Portrait über eine Künstlerkolonie auf der italienischen Insel Capri kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, in der Kunst, Tanz, Rituale und Musik eine narrative Rolle spielen. Der Soundtrack dazu ist der tiefe immerwährende Herzschlag dahinter. Ein meist stiller, minimalistisch elektronischer Soundteppich zieht sich durch die 13 Songs und verbreitet so ein Wohlgefühl aus Zurückgezogenheit. Eine tief entspannende Struktur breitet sich aus. Sie hält sich vom Opener „Silia“ bis „Reconcilliation“. Dieser Grundsound ist der Geschmacksträger für die musikalischen Gewürzstrukturen die in Form der analogen Instrumente beigestreut werden. So entsteht das fertige Gericht das die vielfältigen Nuancen schliesslich zusammenmischt.
Es sind meist kurze Sets, welche eine tolle Abwechslung schaffen, ohne jene Grundstruktur zu verlieren. So erlebt sich gleich zu Beginn im Dreiergespann „Plidoh“, „Neruvola“ und „Licidana“ ein einprägendes Trio. Während Ersterer von träumerischer Leichtigkeit geprägt ist, scheint „Neruvola“ in dunklen Untiefen zu verzerren und im Übergang zum letzten „Licinda“ eine Struktur aufzubauen die nur schwer und gleichzeitig mit grosser Faszination zu geniessen ist. Denn im Schluss baut sich irgendwie nach kurzer Gemächlichkeit eine zwiespältige Nervosität auf, die im aufwühlenden Beat am Ende beinahe nicht auszuhalten ist. Zusammen eine mitreissende Trilogie.
So bleibt der ganze Soundtrack von Apparat selbst ein cineastisches Erlebnis, welches vor allem im zweiten Teil musikalisch breiter wird und schliesslich in den beiden Schlussszenen, die im Cover so treffend veranschaulichte, surrealistische Verwirrtheit heraufbeschwört. Das kurze „Electricity“ ist gar spürbar, durchzieht den Körper mit einer leichten Spannung bevor „Goldkind“ und „Aracneae“ zum Schlussbouquet aufspielen. So beginnt das Zweitletzte als eine wunderschöne Komposition aus Klavier und Streichern, beinahe schon neoklassizistisch, wäre da nicht dieser aparte Schlusspunkt. Zuletzt erscheint die namensgebende Insel in Form von lieblichen Samples und dem einzigen gesanglichen Part vor dem inneren Auge und bildet einen sehr versöhnlichen Abschluss zu allfälligen Aufreibungen davor. Das avantgardistische „Aracneae“ ist die erneute Verbindung zur Anfangs gehörten stillen Sänfte und vollendet dieses Caprierlebnis.
Tracklist:
1. Silia
2. Plidoh
3. Neruvola
4. Licidana
5. Silia Reprise
6. La Gravidanza
7. Harper Caprira
8. Electricity
9. EC Blip
10. Paestrum Neruvola
11. Reconcilliation
12. Goldkind
13. Aracneae
Bandmitglieder:
Sascha Ring
Gründung:
2020
Text: Sebastian Leiggener