Pelagic Records / VÖ: 9. August 2024 / Math-Rock, Post-Rock
asiwyfa.com
Text: Michael Messerli
Wer den Film «Belfast» von Kenneth Branagh gesehen hat, vergisst ihn womöglich nicht so schnell wieder. Wer die Stadt selber schon mal besucht hat, vergisst sie ganz bestimmt nicht. Und wer And So I Watch You From Afar schon mal live gesehen hat, dem wird sehr wahrscheinlich ihr virtuoser Math-Rock in Erinnerung bleiben. Das neue Album der Nordiren heisst «Megafauna» und in dessen Herz schlagen «Mother Belfast (Part 1)» und Mother Belfast (Part 2)», aufgehen tut einem das eigene in «Any Joy». Während sich die Band in letzter Zeit schwertat, auf Albumlänge den gleichen Sog zu entwickeln wie auf der Bühne und sie auch auf «Megafauna» zu Beginn einen umständlichen Anlauf nimmt, ist es insgesamt ein sehr kurzweiliges sowie auch schönes Vergnügen, ihnen durch Songs wie «Button Days» zu folgen. Ein bisschen mehr als drei Minuten reichen, um zu verstehen, warum es endlich wieder aufgeht mit diesem wilden Mix aus Math- und Postrock.
Das liegt auch daran, dass die Aufmerksamkeitsspanne nicht überstrapaziert wird und der hakenschlagende Hase an einem Ziel festhält. So kann ihm der schlaue Fuchs zwar folgen, erwischt ihn aber trotzdem nicht. Wenn sie das Ganze dann noch so wunderbar formvollenden wie in «Me and Dunbar», kann man jenseits der Ziellinie nur noch selig abklatschen. Es ist eine neue Form, in der sich die Band wiederfindet und nicht die Rückkehr zu einer alten, die sie auf ihren ersten beiden Alben auszeichnete. Unverkennbar bleiben And So I Watch You From Afar trotzdem. Das spürt man in besagtem «Button Days», wenn das Tempo mit Punk im Nacken anzieht. Oder im ebenfalls erwähnten «Any Joy», das einen daran erinnert, dass die Band mit «The Voiceless» einst einen fantastischen Postrock-Song schrieb, auf den sonst wohl nur Explosions In The Sky gekommen wären. Und so rückt sich eine der besten nordirischen Bands mit einem Album zurück in den Fokus, um das man in diesem Jahr im Bereich Math-Rock nicht herumkommt. Das ist auch deshalb toll, weil sie nie vergessen, ein bisschen Euphorie in ihre Songs zu packen. Eine mit Dank erfüllte Postkarte an Belfast und die Menschen, die in ihr und rund um sie leben. Wir unterzeichnen an dieser Stelle gerne mit.