Band: The Amity Affliction
Album: Everyone Loves You… Once You Leave Them
Genre: Post-Hardcore / Metalcore
Label: Pure Noise
VÖ: 21. Februar 2020
Webseite: theamityaffliction.net
„Everyone Loves You… Once You Leave Them“: Der Albumtitel gibt schon klar vor, in welche Richtung es thematisch auf dem siebten The Amity Affliction-Studioalbum geht. Es sind die Klassiker: Nicht erwiderte Liebe, das Alleinsein, psychische Gesundheit. Themen, welche die Australier schon seit Beginn ihrer Karriere begleiten. Ein tragischer Höhepunkt erreichte dieser Fakt 2018, als der langjährige Schlagzeuger Ryan Burt nicht mehr konnte und die Band aufgrund seiner langanhaltender psychischer Probleme verlassen musste. Seinen Platz hinter den Drums übernahm kein geringerer als Joe Longobardi, welcher sonst bei den Melodic-Hardcorelern Defeater den Takt angibt. Dieser Wechsel hat offenbar auch die Härte zurückgebracht.
Denn The Amity Affliction können durchaus hart sein. Dieser Fakt geriet allerdings vor allem mit dem letzten Release „Misery“ etwas in Vergessenheit, welches wesentlich ruhiger und elektronischer Ausfiel, als man es sich von The Amity Affliction gewohnt war. Dass es damit zumindest teilweise vorbei ist, wird gleich mit dem Introtrack „Coffin“ ordentlich betont. Wütende Shouts werden von einem apokalyptischen Breakdown-Inferno untermauert. Das ist richtig heavy und so geht es umgehend weiter. Ohne dem Hörer eine Verschnaufpause zu gönnen, knüppeln The Amity Affliction. Auf „All My Friends Are Dead“ werden sogar zum ersten Mal in der Bandgeschichte Blastbeats ausgepackt. Etwas Raum für Harmonie wird im Refrain gelassen, nur um danach wieder von einer Soundwand plattgewalzt zu werden. Was für ein Anfang!
Mehr Raum für eingängige Melodien bietet der dritte Track „Soak Me In Bleach“. Schnell wird klar, warum es sich hierbei um eine der Vorabsingles handelt. Die Hook frisst sich augenblicklich im Gehörgang fest und will nicht mehr raus. Der Song ist catchy und eingängig, bietet grosse Melodien, verzichtet aber nicht auf den In-die-Fresse-Moment. Er gibt die Richtung an, in welche das Album geht. Die Shouts und Growls, welche den Beginn der Platte dominiert haben, machen nun vermehrt Platz für den klaren, unverkennbaren Gesang von Bassist Ahren Stringer. „All I Do Is Sink“ und „Baltimore Rain“ sind klassische Post-Hardcore-Stücke, welche vor allem den Fans dieses Genres ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden. Ich persönlich habe das aber alles schon gehört, viel Neues bieten The Amity Affliction nicht, wenig bleibt haften.
Das er nicht im Gedächtnis hängen bleibt, kann man von Track Nummer acht, „Aloneliness“, nicht behaupten. Allerdings ist dies nicht positiv gemeint, denn es ist purer Kitsch. Pop-Rock mit geklatschtem Takt, plakativen Lyrics und einem Grundton, welcher mich an Imagine Dragons denken lässt. Und wenn es etwas gibt, das ich nicht gerne tue, dann ist es an Imagine Dragons zu denken. Mein Tipp: Diesen Track skippen, denn nach diesem Tiefpunkt geht es auf „Everyone Loves You…“ zum Glück wieder bergauf.
„Forever“ hat mit seinen eingängigen Riffs das Zeug zum Hit. Auch „Born To Lose“ und „Fever Dream“ wissen durchaus zu gefallen. „Just Like Me“ kann hingegen ebenfalls geskipped werden, denn er schlägt in die gleiche Kerbe wie „Aloneliness“, auch wenn es mir beim Hören nicht ganz so kalt den Rücken runter läuft. Trotzdem verstehe ich nicht ganz, wie es diese beiden nichtssagenden, verwaschenen Songs auf ein sonst sehr solides Album geschafft haben.
In Begeisterungsstürme breche ich beim abschliessenden „Catatonia“ nochmals aus, welcher wie der Anfang des Albums voll in die Fresse geht. Natürlich nicht ohne mit der Hook nochmals Gefühl rein zu bringen. So lob ich mir das!
Zusammengefasst ist „Everyone Loves You… Once You Leave Them“ durchaus ein cooles Album, welches sehr stark beginnt und endet. Allerdings hätte man einige Tracks der Platte streichen und daraus eine EP machen können. Denn weniger Abwechslung hätte in diesem Fall alles andere als geschadet.
Tracklist:
1. Coffin
2. All My Friends Are Dead
3. Soak Me In Bleach
4. All I Do Is Sink
5. Balitmore Rain
6. Aloneliness
7. Forever
8. Just Like Me
9. Born To Lose
10. Fever Dream
11. Catatonia
Bandmitglieder:
Joel Birch – Gesang
Ahren Stringer – Bass, Gesang
Dan Brown – Gitarre
Joe Longobardi – Schlagzeug
Gründung:
2003
Text: Ivo Arztmann