Sophie Records / Menschenversand / VÖ: 29. März 2024 / Spoken Word, Avantgarde
achtungniemand.ch
Text: Cyril Schicker
Jürg Halter ist Rapper MC Kutti, ist Schriftsteller, ist Poet, ist Spoken-Word-Künstler, ist …
Eine Schweizer Ausnahmeerscheinung – und Achtung Niemand sein neuestes Ich, „Wir sind gute Menschen“ sein neuestes Werk. Halb Gedicht, halb Spoken-Word-Performance: balladesk, dystopisch und sphärisch.
Das Album «Wir sind gute Menschen» hat Jürg Halter aka Achtung Niemand gemeinsam mit dem 2022 verstorbenen, legendären Schlagzeuger Fredy Studer, dem Klangzauberer Roberto Domeniconi und dem ehemaligen Lunik-Mastermind Luk Zimmermann aufgenommen. Dazu kommen illustre Gäste wie der Alternative-Elektro-Künstler Kalabrese, das Stimmwunder Andreas Schaerer, das musikalische Nachwuchstalent Milan Slick und die Anti-Pop-Sängerin Prada Nada.
„Wir sind gute Menschen“ ist der Antipode der Fahrstuhlmusik – poetisch eindringlich, provokant, melancholisch und vielfältig. Mich erinnert es an Portishead, an Einstürzende Neubauten, an Stiller Has. Ja, es ist hochgegriffen. Ja, es ist durchaus eine wilde Mischung, aber wo Trip Hop, Jazz, Rap, Elektro, Chanson und Low Fi Pop etc. pp. sich vereinen, da glühen die Musiknoten, da wird der Notenschlüssel furios.
Mit „Wir sind gute Menschen“ macht Achtung Niemand so ziemlich alles richtig. Nicht nur richtig, sondern auch wichtig sind dabei die Texte. „Du trägst ein Gesicht, um es zu verlieren.“ (aus dem Song „Du fehlst“), „Ich bin wohl zu feige, mit Kreditkarte die Grenzen zu überschreiten und nenne es, mangels Alternativen, Vernunft.“ (vom Track „Irgendwann am Abgrund die Erlösung“), „Deine Kunst richtest du nach Subventionschancen und bringst mit ihr Körper und Geist zum Einschlafen.“ (aus dem Lied „Baby, komm und kuratiere mich“), „Vielleicht tust du gut daran, einfach loszulassen. Hey, da kommen bessere Chancen, um zu verpassen.“ (vom Stück „Vielleicht hilft dieses Lied“), „Kann ich von „Ich“ reden, als eine Sammlung von Tropfen („Monolog einer Pfütze“) – sind einige Beispiele.
„Wir sind gute Menschen“ ist ein Highlight – und „Irgendwann am Abgrund die Erlösung“ das Highlight des Highlights.
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