Band: Silverstein
Album: A Beautiful Place To Drown
Genre: Post-Hardcore
Label: UNFD
VÖ: 6. März 2020
Webseite: silversteinmusic.com
Immer wenn es um Silverstein geht, komme ich nicht darum, in Erinnerungen zu schwelgen. So war es jene kanadische Band, welche mich damals vor etwa 13 Jahren auf den Hardcore-Zug mit all seinen Subgenres aufspringen liess. Ich war zu jener Zeit bereits Fan von Punk-Rock-Bands wie The Offspring oder AFI, doch als ich zum ersten Mal den Song „My Heroine“ von Silversteins zweitem Album „Discovering The Waterfront hörte“, kam dies einer Offenbarung gleich. Die Aggression, die Emotionalität und die Eingängigkeit waren etwas komplett Neues, Innovatives und die rohe Energie riss mein 14-jähriges Ich komplett mit. So fest, dass ich mir umgehend die Haare schwarz färbte und mich ab da als Emo bezeichnete. So wie mir ging es zu dieser Zeit vielen gleichgesinnten. Silverstein waren die unbestrittenen Helden jedes Emo- und Scene-Kid der 2000er.
Ein paar Jahre später war der Emotrend dann vorbei und viele der genreprägenden Bands gab es entweder nicht mehr, oder sie hatten sich weiterentwickelt. So auch Silverstein, welche sich in den Nullerjahren an Elementen aus dem Pop Punk oder auch dem Metalcore bedienten. Mit Erfolg, denn der konstante Output führte dazu, dass Silverstein auch 20 Jahre nach Bandgründung noch immer eine relevante Band sind. Dies beweisen sie nun auf Ihrem zehnten Studioalbum „A Beautiful Place To Die“.
Silverstein klingen genauso, wie man sich 2007 den Sound von 2020 vorgestellt hatte. Die Produktion ist wesentlich sauberer und weniger roh als auf den ersten Veröffentlichungen, songwritingtechnisch hat sich wenig verändert. Silverstein klingen unverkennbar nach Silverstein. Nicht zuletzt resultiert dieser Fakt aus dem hohen Wiedererkennungswert von Sänger Shane Tolds Stimme, sowohl wenn er clean singt als auch wenn er ins Mikrofon brüllt. Die Instrumentals sind etwas ausgeklügelter und zeugen von 20 Jahren Banderfahrung. Nichtsdestotrotz waren die Ansätze schon von Beginn weg da. Zusammengefasst würde ich sagen: Silverstein haben ihr Erfolgsrezept gefunden.
Dass Silverstein gerne Gäste auf Ihre Alben holen, ist bekannt. So findet man auch auf „A Beautiful Place To Drown“ wieder einige spannende Featurings. Gleich auf dem Opener „Bad Habits“ wird mit den Landesgenossen von Intervals zusammengespannt, welche dem typischen Silverstein-Sound des Songs einen abwechslungsreichen Twist verleihen. Auch den zweiten Song der Platte bestreitet die Band nicht alleine, sondern holen Caleb Shomo (Ex-Attack Attack!, Beartooth) ins Boot, welcher dem Track mit einer soliden Darbietung ergänzt. Auf „Infinite“, der Vorabsingle des Albums, gibt sich Aaron Gillespie von Underoath die Ehre. Ich muss ehrlich sagen, dass mir dieses Featuring bei den ersten paar Durchläufen gar nicht aufgefallen ist. Das ist auf keinen Fall negativ gemeint, sondern bedeutet eher, dass sich Gillespie sehr natürlich und unaufdringlich ins Soundbild einfügt. Abgeschlossen wird „A Beautiful Place To Drown“ zusammen mit Pierre Bouvier von den, ebenfalls aus Kanada stammenden Power-Pop Veteranen Simple Plan. „Take What You Give“ ist allerdings einer der schwächeren Songs einer sonst sehr soliden Platte und hat keinen grossen Wiedererkennungswert. Ganz anders der Song „Madness“, welcher der Rapperin Princess Nokia eine Plattform zum Scheinen gibt. Und wie sie das tut! Ihre Rap-Einlage sorgt für Abwechslung und frischen Wind, welcher beim Hören richtig Spass macht.
Auch wenn „A Beautiful Place To Drown“ viele Gäste bietet, können es Silverstein auch ganz gut alleine. „Where Are You“ ist catchy und hätte genauso gut auf Bring Me The Horizons „That’s The Spirit“ gepasst. „Stop“ und „Coming Down“ sind klassische Silverstein-Songs welche mir einen angenehmen Nostalgie-Kick verpassen. Einzig das ruhige „All On Me“ und das, trotz Schreieinlage viel zu poppige „September 14th“ lassen mich komplett kalt. Das ist nicht unbedingt meine Tasse Tee. Den Hörspass stören die beiden Songs aber nur sehr geringfügig.
„A Beautiful Place To Drown“ ist im Grossen und Ganzen ein absolut eingängiges Album, welches auch nach mehreren Durchläufen richtig Spass macht. Silverstein sind sich selber treu geblieben und enttäuschen ihre Fans definitiv nicht. Und wer weiss, wie Silverstein in 20 Jahren klingen werden. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, es herauszufinden.
Tracklist:
1. Bad Habits Feat. Intervals
2. Burn It Down Feat. Caleb Shomo
3. Where Are You
4. Infinite Feat. Aaron Gillespie
5. Shape Shift
6. All On Me
7. Madness Feat. Princess Nokia
8. Stop
9. September 14th
10. Coming Down
11. Take What You Give Feat. Pierre Bouvier
Bandmitglieder:
Shane Told – Gesang
Paul Marc Rousseau – Gitarre
Josh Bradford- Gitarre
Billy Hamilton – Bass
Paul Koehler – Schlagzeug
Gründung:
2000
Text: Ivo Arztmann