14. Februar 2020
Im Gespräch mit mit Russell Leetch (Bass) und Ed Lay (Schlagzeug) von den Editors
Die britische Band Editors ist mit ihrem Best-Of Album «Black Gold Album» auf Tour. Dabei kamen sie gleich zwei Mal in die Schweiz. Im Komplex 457 in Zürich durfte ich mich mit der Rhythmus-Sektion, dem Bassisten Russell Leetch und dem Schlagzeuger Ed Lay unterhalten. Übrigens behauptet Ed, dass Russell der bessere Tänzer von beiden sei. Rein schon von seiner imposanten Statur falle Russell bereits auf. Dafür habe Ed die besseren Moves drauf, meint Russell mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
Aber erst mal zurück zum neuen Album. Die Auswahl der besten Songs war für meinen Geschmack hervorragend getroffen. Songs aus den beiden letzten Alben wie «Magazine» aus «Violence» und «No Harm» oder «Ocean Of Night» aus dem Album «In Dream» kommen zwischen all den anderen Songs viel besser zur Geltung. Die Auswahl war sehr einfach meint Ed. Sie haben ihre grössten Hits zusammengepackt und mit den drei neuen Liedern gemischt. Dazu noch die Akustischen Versionen von 8 Songs, die es nur zu der Special Edition Ausgabe gibt.
Gerade diese akustischen Stücke haben es mir sehr angetan auf «Black Gold». Ed und Russell waren bei diesen Aufnahmen allerdings gar nicht dabei. Nur Sänger Tom, Keyboarder Elliott waren im Studio von Justin (Gitarre) und nahmen dort die Songs auf. Für Ed hat sich das Warten darauf, diese Songs endlich zu hören, wohl so angefühlt, wie wenn die Fans auf ein neues Album hin fiebern. Russell und Ed sind auf alle Fälle mit dem Resultat sehr zufrieden.
Überhaupt produzieren und editieren die fünf Herren ihre Aufnahmen jeweils selber. Russell meinte, sie alle seien dazu in der Lage. Das sei auch der Grund, weshalb sie meistens weder mit einem fremden Produzenten noch Tontechniker arbeiten würden. Für das nächste Album, das schon in den Startlöchern zu stehen scheint, planen die Editors angeblich die Zusammenarbeit mit Gastmusikern. Mit wem, das haben sie noch nicht verraten.
Ich wollte von den beiden wissen, ob die Arbeit am Best-Of Album alte Erinnerungen hervorgerufen hat. Dazu meinte Ed, dass tatsächlich all die Emotionen von damals wieder an die Oberfläche kamen. Es sei eine Zeit des Hin und Her gewesen. Gerade der Ausstieg von Chris Urbanowicz, dem ehemaligen Gitarristen und Keyboarder, war sehr emotional. Oder all die Jahre auf Tour, die verschiedenen Länder und Städte in denen sie gespielt hatten. Da kam einiges an schönen und guten Erinnerungen zusammen. Doch am Ende sei er nun froh, dass sie unter all das einen Strich ziehen können und an neuem Material weiterarbeiten.
Wie das Leben als Band sich mittlerweile anfühlt und ob sich das Tour Leben verändert hat, habe ich nachgefragt. Ed sagt, dass die Band für sie alle immer noch Hauptbestandteil ihres Lebens sei und sie das alle wollen und mit Leidenschaft dabei sind. Deshalb hat sich für ihn nicht viel verändert. Russell ergänzt, dass sie nach all den Jahren wissen, was sie machen möchten und was sie besser sein lassen. Wie zum Beispiel kurz vor dem Auftritt noch ein Fondue zu essen. Das werden sie garantiert nie mehr machen.
Dass Ed und Russell Spass an ihrer Arbeit haben, ist dem Schalk in ihren Gesichtern abzulesen. Auf die Instagram-Posts mit den Spielfiguren auf Eds Drum-set angesprochen lachten beide und erklären, dass ihr Keyboard Techniker diese Figuren sammelt. Sie haben keine Ahnung, wo er diese jeweils findet. Auf alle Fälle landen diese Figuren und andere Sammelobjekte dann bei ihnen auf dem Set. Russell schätzt, dass heute Abend eine Feder zu finden sein könnte, die er tagsüber aufgelesen habe. Wir werden es sehen.
Ein weiterer Instagram-Post der Band vom letzten September stach mir bereits damals ins Auge. Editors forderten darin auf, die Jugend beim weltweiten Klimastreik zu unterstützen. Dieser Post kam natürlich nicht bei allen Fans gleich gut an. Ich persönlich finde, dass Bands definitiv politische Aussagen machen sollen und zu ihren Ansichten auch öffentlich stehen dürfen. Ob sie danach etwas für sich geändert haben, wollte ich wissen. Ed erklärt, dass sie als Band entschieden haben, zusammen Schritt für Schritt an ihrem persönlichen Beitrag gegen die Klimaerwärmung zu arbeiten. Deshalb stört er sich auch etwas an den ganzen Plastikflaschen, die man ihnen hier Backstage zur Verfügung gestellt hat. Auf ihrem Tour Rider (Band-Infoblatt, das die notwendigen technischen Anforderungen und Bedürfnisse der Personen auflistet) stehe ausdrücklich, dass sie dort, wo das Wasser ab Hahn trinkbar ist, sie auf diese Pet-Flaschen verzichten. Sie alle haben eigene Trinkflaschen dabei. Deshalb sei das hier in Zürich zum Beispiel doch gar nicht nötig. Es sei als Band nicht einfach, dessen sind sie sich bewusst. Es sind kleine Dinge, die sie verändern können und daran arbeiten sie sehr bewusst. Russell meint dazu, dass er hofft und davon überzeugt ist, dass sich in Zukunft der Druck auf die Regierung und die grossen Firmen erhöhen wird, so dass die Probleme endlich angegangen werden.
Zum Schluss noch die Frage, nach den letzten Alben, die sie für sich gekauft haben? Bei Russell waren das «Michael Kiwanuka» (sofern ich das richtig verstanden habe) und das letzte Lana Del Rey Album auf Vinyl. Ed hat sich ein T-Shirt des US-Produzenten Basek bestellt, auf das er noch immer wartet. Russell lacht und meint, macht der auch Musik oder nur T-Shirts? Worauf Ed erklärt, das Basek Electro Musik produziere. Die Musik zum T-Shirt gab es dazu via Bandcamp. Und Ed hat sich erst vor kurzem das neue Album ihrer letzten Vorband, October Drift, gekauft. Das muss ich mir ebenfalls gleich vormerken. Die spielten das letzte Mal mit den Editors im 2018 ebenfalls hier im Komplex 457. Ein guter Tipp zum Schluss.
Interview: Nicole Imhof
Den Konzertbericht zur Show vom 14. Februar im Komplex 457 in Zürich und 15. Februar 2020 im Fri-Son in Fribourg findet ihr hier: