Band: Sløtface
Album: Sorry For The Late Reply
Genre: Pop / Punk
Label: Propeller
VÖ: 31. Januar 2020
Webseite: slotface.no
Mit welchem Song haben Sløtface einem das Herz gestohlen, es einmal in die Wolken geschossen und dann mit einem riesigen Sprungkissen wieder aufgefangen? War es “Sponge State“ oder “Bright Lights“, “Nancy Drew“ oder “Slumber“? Es wird “Slumber“ gewesen sein. Im Zweifelsfall wird es immer “Slumber“ sein. Es ist schon merkwürdig, wie heutzutage Bands unter dem Radar fliegen, die eigentlich eine Flughöhe haben müssten, von der es ihnen schwindlig wird.
Es gibt oder gab ähnliche Bands, wie beispielsweise die genauso umwerfenden Estrons aus Wales, die sich nach ihrem einzigen Album “You Say I’m Too Much, I Say You’re Not Enough“ wieder auflösten. Die klangen aber bereits in ihrer Musik verzweifelter. Oder Press Club aus Melbourne, die cool und kompromisslos ihren Stil durchziehen. Sløtface trauen sich auf die verschiedensten Tanzflächen, auch wenn die grosse Schwester Pop auf jeder die Anstandsdame für den kleinen Bruder Punk spielen muss, dafür aber selber dauernd mit dem Nachbarn Indie rummacht. Nie ist das süss, nie zu traurig und nie zu pathetisch. Der Band aus dem norwegischen Stavanger gelingt auf ihrem zweiten Album so ziemlich alles. Das zeichnete sich bereits auf dem Debüt “Try Not To Freak Out“ ab. Der darauf enthaltene Song “Nancy Drew“ dürfte sogar Fans von Biffy Clyro gefallen.
Und Sängerin Haley Shea schreibt zu diesen raffinierten Songs die passenden Texte. Sozialpolitisch aktuell (“S.U.C.C.E.S.S.“), persönlich (“New Year, New Me“) und umweltbewusst (“Sink Or Swim“). Darüber hinaus setzt sich die Band für Feminismus und Gleichberechtigung ein. Shea macht das clever. Manchmal sarkastisch und manchmal (selbst)ironisch. Über Vorsätze, die zum Teufel geschickt werden, weil man denkt, die Dinge passieren von alleine, wenn man nur feste daran glaubt. “Telepathetic“ – ein toller Ausdruck dafür. Über Passivität und das Verharren in Mustern. Sowie über Lippenbekenntnisse, weil man zu müde ist, um etwas zu tun. Und an jedem Tag ein anderer Song, der sich als Lieblingslied bewirbt.
Sløtface haben mit “Sorry For The Late Reply“ ein maximal frisches, kompaktes und doch höchst abwechslungsreiches Hitalbum geschrieben, das etwas zu sagen hat und durch technisch reifes Songwriting glänzt. An dem Tag, an dem ihnen ein Album voller Songs wie “Slumber“ oder “Sink Or Swim“ gelingen sollte, erobern sie endgültig alle Herzen. Und von diesem Tag darf man ja wohl noch träumen.
Tracklist:
1. S.U.C.C.E.S.S.
2. Telepathetic
3. Stuff
4. Luminous
5. Tap The Pack
6. New Year, New Me
7. Passport
8. Crying In Amsterdam
9. Laughing At Funerals
10. Static
11. Sorry For The Late Reply (Intro)
12. Sink Or Swim
13. Crying In Amsterdam (Reprise)
Bandmitglieder:
Haley Shea – Gesang
Lasse Lokøy – Bass
Tor-Arne Vikingstad – Gitarre
Nils Jørgen Nilsen – Schlagzeug
Gründung:
2012
Text: Michael Messerli