Merge Records / VÖ: 31. Januar 2020 / Alternative, Indie
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Text: Michael Bohli
Alleine, konzentriert und niemals in Gefahr, vom Weg abgebracht zu werden, das ist der Hintergrund von „Silver Tongue“. Mackenzie Scott, Musikerin aus Amerika, kreiert seit 2012 mit ihrem alternativen Rock Lieder zwischen bedingungsloser Hingabe und verwirrender Aversion. Als Torres bedeutete dies für drei Alben eine Wechselbeziehung mit Hörer*innen, Musikern und Produzenten. Für Werk Nummer vier nun aber die komplette Eigenhaltung, mit Erfolg.
Emotional und nicht selten leidend zeigt sich Torres weiterhin mit ihrer Stimme und Gitarre, die Riffs und Melodien zwischen Klarheit und extremer Verzerrung herausspuckt. Dualität voller Faszination, „Last Forest“ wirkt gross und positiv, um gleichzeitig Lärm und Zweifel aus dem Gehege ausbrechen zu lassen. Ganz so einfach verliebt man sich nicht in „Silver Tongue“, Songwriting und kreative Entscheidungen zeigen aber nach wenigen Takten: dieser Rock ist Sehnsucht und Verwirklichung auf hohem Niveau. Etwas weniger im Pop und der Elektronik als bei „Three Futures„, dafür Indie-affin.
Unwiderstehlich ist es eh, wenn sich Torres durch Strophen und Refrains von hoher Intensität spielt. Das scheint locker zu geschehen („Dressing America“), dann wieder bestimmt und mit hohem Gewicht („Good Grief“). Die persönliche Seite von „Silver Tongue“ wird zur gesellschaftlichen, die Zweifel und Überlegungen auf neue Personen übertragen. Bereits mit dem Opener „Good Scare“ wird man gebannt, während allen neun Liedern umschwärmt. Alleine etwas zu stemmen ist oftmals doch eine gute Idee, die Hand bleibt einladend ausgestreckt.