ARTNOIR11 – Der Fragebogen
Ausgefüllt von: Jasmin Albash von Sijada Sessions und Kallemi.
Zum elften Geburtstag von ARTNOIR haben wir diversen Frauen aus dem Schweizer Musikgeschäft einen Fragebogen zur Bestandsaufnahme zugestellt.
Eine Übersicht zu allen Teilnehmerinnen gibt es hier.
Sängerin und Musikerin bei Jasmin Albash und Kallemi. Produzentin von Sijada Sessions (YouTube Channel) und Vocal Coach bei Sing Out Loud!
ARTNOIR: Unser Musikmagazin wird elf Jahre jung. Was war für dich in diesem Alter wichtig?
Jasmin: Ich habe in dem Alter leider damit aufgehört Geige zu spielen, da meine Lehrerin mich zwingen wollte, Noten zu lesen. Dabei gings übers Ohr doch so viel einfacher. Das war vielleicht der Start meiner Gesangslaufbahn.
Wohin wird sich die Musikwelt – oder allgemein unsere Gesellschaft – im nächsten Jahrzehnt bewegen?
Die Musikwelt wird wohl ein hartes Pflaster bleiben für Künstlerinnen*, da die Konsumentinnen* nicht zahlungsfreudiger und der Meeresspiegel der Mitstreiter stetig steigt. Ich wünsche mir jedoch von der künstlerischen Seite mehr Inhalt. Zum Beispiel, dass sie für etwas einstehen, die Menschheit inspirieren oder konfrontieren. So wie das etwa Evelynn Trouble mit ihrem Klimakrisen-Adventskalender gemacht hat.
Wie weit planst du selber voraus – eine gesamte Dekade oder ist alles Zufall?
Ich plane eigentlich gerne, doch weiter als ein Jahr reicht mein Horizont meistens nicht. Ich richte mich innerlich immer wieder aus und schaue in welche Richtung es weitergehen soll. Gleichzeitig hofft mein inneres Kind immer auf die Magie der Zufälle und manchmal klappt das sogar.
Was waren deine Highlights in den vergangenen Jahren?
Bestimmt meine letzte Albumproduktion. Eine Auseinandersetzung mit meinen palästinensischen Wurzeln, die mir lange Zeit nicht so nah waren. Da waren einerseits die Reisen nach Palästina, der Besuch des ehemaligen Dorfes meiner Grosseltern, die 1948 nach Jordanien flüchteten, die Begegnung mit der so wunderbaren, starken und inspirierenden palästinensischen Musikszene. Auf der anderen Seite das Komponieren, Vorproduzieren und Schreiben der Songs – und dann die Zeit in Berlin mit einem wunderbaren Produzenten, mit dessen Arbeit die Songs ihre endgültigen Formen und Farben bekamen. Das ist für mich der schönste Moment am Musik machen.
Die Schweizer Musikszene – an was denkst du, wenn du diesen Begriff hörst?
Die Assoziation hat sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt. Hatte man doch vor zehn Jahren höchstens ein Gähnen übrig, haben wir heute eine sehr lebendige, vielfältige Musikszene mit immer mehr inspirierenden Künstlerinnen und Künstlern. Weiter so!
ARTNOIR versucht, die Kunst der Musik in ihrer grossen Vielfalt abzubilden. Was fehlt für dich in unserem Magazin?
Vielleicht könntet ihr eure Webdesign mal etwas überarbeiten. Ansonsten danke tausend für euren Job!!
Welche Stilrichtungen / Genres oder Künste liegen dir besonders am Herzen?
Ich will es mal so sagen: Wenn ein Moog-Bass wummert und ein Synthesizer-Arpeggiatur den Song in verschiedene Dimensionen ausweitet, löst das schon mal schnell einen Freudentanz bei mir aus.
Zu guter Letzt: Was sollte endlich gesagt werden?
Seid stark, seid nett, gebt Acht und zahlt für eure Musik.
Vielen Dank, dass du zur Vielfalt in der Musik und dem Leben beiträgst.
Interview: Michael Bohli