28. Dezember 2018
Coq d’Or – Olten
Bands: Harvey Rushmore & The Octopus / Fai Baba / The Flying Tiger Claw
Kurz vor Jahresende den Geburtstag zu feiern, das wäre für viele Leute ein Grund, die persönliche Relevanz heruntergespielt zu sehen – nicht aber, wenn man als aktiver Kulturschaffender seit Jahren die Stadt Olten auf Trab hält. Daniel Kissling durfte sich am Samstag erneut glücklich schätzen, sein fortschreitendes Alter im Coq d’Or in Olten zelebrieren zu können. Mit vielen Gästen, mit lauten Gitarren, mit psychedelischen Liedern.
Rumplig und wunderbar wackelig der Beginn mit dem Berner Trio The Flying Tiger Claw, die sofort klar machten, dass der nostalgische Charme der vergangenen Jahrzehnte im Kellerraum am richtigen Ort war. Besucherinnen und Besucher mit Kleidungsstücken aus den Sechzigern und Siebzigern bewegten sich alsbald zu den Liedern von „Gamma Life„, die Platte, welche seit März für Vergnügen sorgt. Zwischen Garage Punk, Trash-Rock und psychedelischen Gesängen das Konzert, immer kurz vor dem Zusammenbruch, immer mit aufweckenden Passagen und wilden Effekten auf den Saiten.
Besonders Songs wie „Shitwrecked“ machten viel Spass und zeigten sich so schmutzig, wie der Boden, auf dem man sich hin und her bewegte. Eine Tigerkralle, die einen im Gesicht traf, ohne zu viele Schnitte zu hinterlassen. Näher der heimischen Fauna angesiedelt der ruhige Moment des Abends: Fai Baba sprang spontan für eine Band ein und liess das Publikum an seinen neuen und alleine dargebotenen Liedern teilhaben. Zwischen Stall und Wiese erdacht, mit akustischer Gitarre und Mundartgesang in Olten verbreitet. Nicht ganz „Sad And Horny„, dafür humorvoll und nachdenklich.
Weniger Kühe, dafür eine Vielzahl an Armen mehr dann beim Abschluss, eingerahmt von bunten Projektionen, begleitet von vielen Menschen und freudigen Ausrufen: Harvey Rushmore & The Octopus waren nicht vom Thron der psychedelischen Weltmeere zu stossen. Die Mannen aus der vergangenen Zukunft nahmen uns in die Welt des „Futureman“ mit, zu den schleimigen Stränden und kosmischen Verführern. Mit viel Tempo, grosser Spielfreude und krautigen Passagen.
Besser hätte man die Konzertreihe an diesem psychedelischen Geburtstagsfest nicht abschliessen können, das zeigte sich nicht nur an den Reaktionen der Zuschauer*innen. Denn diese Rockmusik brachte eine Wärme in das Herz, nahm Surf-Gitarren und treibende Perkussion, entliess die tollsten Viecher aus dem Zoo.
Text: Michael Bohli