Hummus Records / VÖ: 25. Oktober 2019 / Hardcore, Noise Rock
coilguns.ch
Text: Michael Bohli
Warum lachen Menschen? Meist ist es eine körperliche Reaktion auf ein unvorhersehbares Ereignis, ob geistig oder körperlich. Der Überraschung und der Ratlosigkeit werden somit ein Ventil geboten. Dass ich mir beim Anhören von „Watchwinders“ das Grinsen meist nicht verkneifen konnte lag daran, dass man diesen Wahnsinn auf keinen Fall erwarten oder sich darauf vorbereiten könnte. Auch wenn man Coilguns seit längerem kennt und den Vorgänger „Millennials“ bereits abgefeiert hatte. Zwölf Songs voller durchgeknallter Einfälle, Lärm und Energie.
Trockenes Drumming, der Gesang von Frontmann Louis Jucker, tief gestimmte Gitarren – mit den kurzen Minuten von „Shortcuts“ gestalten Coilguns den Einstieg in das dritte Album für ihre Verhältnisse fast nachdenklich, diese Grundhaltung wird mit „Subculture Encryptors“ aber sofort über Bord geworfen. Der Lo-Fi-Sound mischt sich mit viel Noise, Metalstrukturen treffen auf ungezähmten Hardcore. So wirr und nervös die Musik der Band ist, so unvergleichlich und brutal gestaltet sich der Genuss. Auf diesem Album dürfen sich alle vier Mannen ausleben, ihre Fantasien verwirklichen und bleiben trotzdem schlüssig.
„Big Writer’s Block“ schickt alle in die Klapse, „The Morning Shower“ zerbrutzelt alle Nerven, „Broken Records“ versucht den Wirbelwinden eine Trägheit einzuverleiben. Egal was auf „Watchwinders“ gemacht wird, Coilguns aus Neuchâtel sind laut, unbeherrscht und genial. Solche Musik aus der Schweiz? Ja, und dann erst noch in DIY-Manier, ohne Kompromisse und mit einem ewigen Antrieb. Das Gegenteil zum titelgebenden Luxusobjekt, die Antithese zum glorifizierten Kapitalismus. Dafür das Highlight der krachenden Musik, eine Prügelei mit bestem Ausgang.