29. März 2019
Im Gespräch mit Patrick Sheehy, Sorcha Durham, Dan Devane und Paul Flannery von Walking On Cars
Mit „Speeding Cars“ waren Walking On Cars nicht mehr aus den Radios wegzudenken. Die Band aus Irland ist nun mit ihrem zweiten Album am Start. Im Zuge dessen waren sie auch zu einem Konzert im Zürcher Volkshaus zu Gast. Vor ihrem Gig haben sie sich die Zeit genommen, um mit uns darüber zu sprechen.
Miriam: Wie kam es dazu, dass ihr euer neues Album „Colours“ genannt habt? Steckt eine Geschichte dahinter?
Patrick: Auf der einen Seite steckt eine Geschichte dahinter, auf der anderen aber auch nicht. Jeder einzelne Song ist sehr unterschiedlich, deswegen brauchten wir einen Titel, der alles zusammenbringt. Als wir einen Albumtitel suchten, schien „Colour“ in allen Köpfen zu sein. Jeder Song hat eine andere Farbe und dennoch harmonieren sie zusammen. So nahmen wir diesen Titel und hängten ein „s“ daran, um die Verschiedenheit der Songs zu untermalen. So einfach war das und es fühlte sich für uns alle richtig an.
Der Albumtitel sowie auch das Artwork, ist sehr freundlich, hell und farbig. Die Lieder dagegen sind sehr melancholisch – was hat euch dazu bewegt mit diesen Gegenteilen zu arbeiten?
Patrick: Ich denke wir haben einen ganz natürlichen Hang zur Melancholie, der sich durch unsere Musik zieht. Deswegen haben wir das aus einer anderen Perspektive gesehen. Einige Songs wie zum Beispiel „Pieces Of Me“ sind wirklich sehr traurig. Es aber auch Songs, zu denen möchte man am liebsten Tanzen. Dann gibt es noch die, welche dazwischen liegen. Zu denen könnte man Tanzen aber auch Weinen. Wir mögen den Mix, der daraus entsteht.
Du sagst „Pieces Of Me“ ist sehr traurig. Das stimmt natürlich, jedoch beschreibt ihr auch das Positive in der ganzen Traurigkeit.
Alle: Ja genau, das stimmt. Gut aufgepasst!
Patrick: Wir mögen auch da den Mix aus beiden Gefühlen und wie sie zusammenspielen. Es ist sehr traurig und dennoch hoffnungsvoll.
Ich liebe die Lyrics zu eurem Song „Monster“. Könnt ihr mir mehr über die Story dahinter erzählen?
Patrick: Ja klar. Monster war der erste Song, den wir fertig gestellt haben, und von dem wir wussten, dass er ganz bestimmt auf das Album kommen wird. Thematisch geht es darum, aus etwas auszubrechen, was einem herunterzieht. Im Lied heisst es „…this monster is back in town“. Wie der Text sagt, kommt das Monster mit viel Kraft zurück und macht dir das Leben schwer. Das „Monster“ kann ein Mensch, ein Gefühl oder auch eine Situation sein, jeder hat da so seine ganz eigenen „Monster“.
Woher nehmt ihr die Inspiration, um neue Musik zu schreiben?
Sorcha: Ich denke die Inspiration kommt von allem, was uns umgibt. Wir lassen uns bestimmt auch durch andere Musik inspirieren, die wir selber gerne mögen und hören. Im Moment lassen wir uns sehr von den 80ern und diversen Synthi-Sachen inspirieren. Wir wollen uns aber keines Falls einschränken lassen oder gezielt etwas erschaffen, was sich genau in eine Kategorie einordnen lässt. Die Freiheit zu haben, alles auszuprobieren und die verschiedenen Elemente mit aufzunehmen zu können, war uns sehr wichtig. Es ist unser zweites Album und ich denke, alles was wir die vergangenen sechs Jahre gemacht haben, inspirierte uns auf dem Weg zu diesem Album.
War das zweite Album schwieriger zu schreiben, als das Erste?
Sorcha: Ja, definitiv!
Patrick: Ja, bis jetzt war es das Schwierigste. (lacht)
Paul: Album Nummer drei wird dafür wieder sehr einfach. Wir freuen uns schon darauf. (alle lachen)
Sorcha: Es war echt eine lange Reise mit vielen Ups and Downs. Aber am Ende war es jede Mühe wert und wir haben nun etwas auf das wir extrem stolz sind. Wir können zurückblicken und das Album mit Stolz anhören. Es war hart, aber es war es wert, weil nun dieses Album daraus entstanden ist.
Ich stelle es mir extrem schwierig vor, dem eigenen Style treu zu bleiben und gleichzeitig etwas Neues zu bringen…
Patrick: Ja genau, das war das Schwierigste. Dem treu zu bleiben, was man ist, und sich gleichzeitig weiterzuentwickeln. Da die Balance zu finden war nicht einfach. Ich denke wir haben das Zeil erreicht. Gerade der Song „Too Emotional“, war ein mutiger Schritt, da es in eine ganz andere Richtung geht, als die Musik, die man sonst so von uns kennt.
In welchem Song vom neuen Album findet ihr euch am meisten wieder? Warum?
Sorcha: Ich denke, das wechselt von Tag zu Tag.
Patrick: Ich denke, jeder hat da seine Favoriten.
Dan: Meiner ist „Two Straight Lines“.
Sorcha: Meiner ist wahrscheinlich „Pieces Of You“.
Evan: Meiner währe wohl „Coldest Water“.
Sorcha: Patrick findet sich in allen Songs wieder …
Partick: „When We Were Kids“ berührt mich am Meisten. Vielleicht berührt es mich sogar etwas zu sehr. (lacht)
Glaubt ihr, dass Musik die Welt verändern kann? Wenn ja, welche Veränderung würdet ihr euch für die Welt wünschen?
Sorcha: Ich denke, der Klimawandel wäre etwas, was ich mir wünschen würde verändern zu können. Der Fakt, dass alles bachab geht, macht mich traurig. Wir können das nur verändern, wenn wirklich jeder etwas dafür tut. Ich weiss nicht, wie wir das über die Musik lösen können, wir haben noch nie darüber geschrieben.
Patrick: Ich denke wenn man ehrliche Musik schreibt und damit die Herzen der Menschen öffnet. Dann treffen sie bessere Entscheidungen für sich selbst und auch für andere.
Dan: Es ist natürlich toll, wenn berühmte Leute ihre Stimme nutzen und sich für eine bessere Welt einsetzen. Sie können damit viele Leute erreichen und beeinflussen. Das ist natürlich toll.
„Colours“ ist euer zweites Album. Verlief der Prozess anders als bei eurem ersten Werk „Everything This Way“?
Alle: Wir haben viele Sachen anders gemacht. (alle lachen)
Dan: Beim ersten Album hatten wir alle Songs, tourten dann damit jahrelang und nahmen dann alles auf. Wir spielten die Musik live, nahmen das so auf, und machten erst im Anschluss das „Overdubbing“ – eine Aufnahme, die zu einer bereits vorhandenen hinzugemischt wird. Beim zweiten Album machten wir dieses Aufzeichnungsverfahren zuerst und nahmen alles andere erst nachher auf. Das hat sehr gut funktioniert. Wenn man das erst am Schluss macht, läuft man die Gefahr, dass sich dadurch unter Umständen der ganze Song verändern. Wenn es gleich am Anfang gemacht ist, kann man darauf Aufbauen und es miteinbeziehen.
Patrick: Zu Beginn des Schreibprozesses schrieben wir über 30 Songs. Wir hörten sie immer wieder an, veränderten sie, und fingen wieder von vorne an. Bis wir schlussendlich zum Resultat kamen.
Ich stelle es mir so schwierig vor, sich dann für eine Richtung zu entscheiden und auch dabei zu bleiben und zu einem Abschluss zu kommen…
Sorcha: Ja, das ist in der Tat sehr hart. Es sind ja nur neun Songs auf dem neuen Album. Wir waren also sehr wählerisch bei der Songauswahl. Wir wollten das Album nicht mit Songs füllen, von denen wir nicht zu 100 Prozent überzeugt waren. Man muss selbstsicher in dem sein, was man will.
Dan: … und in dem, was man nicht will.
Was ist für euch das Beste und Schwierigste am Künstlerdasein?
Sorcha: Ich nehme an, das Schwierigste ist, sich von Trends zu trennen. Oder auch von den Erwartungen der Leute, das sein zu müssen, was sie von einem erwarten. Die Musikindustrie ist im Moment sehr hart. Wenn man versucht, dass die Songs im Radio gespielt werden, heisst es „Oh, du bist nicht poppig genug“, „Oh, du bist nicht rockig genug“, oder „Du bist zu wenig, was auch immer …“ Darin sich treu zu bleiben, ohne etwas sein zu wollen, was man nicht ist, ist nicht immer einfach. Man muss echt vorsichtig bleiben und darauf achten, dass man sich selber treu bleibt und weiss, wer man ist.
Wart ihr bei der Veröffentlichung eures Albums nervös, das Feedback und die Meinung anderer Leute zu hören? Ich stelle mir das als sehr aufregend vor, wenn man über solch lange Zeit an etwas arbeitet, und das dann auf einmal tausenden Leuten präsentiert.
Evan: Ich dachte echt nicht, dass ich nervös sein werde. Als es dann aber in greifbare Nähe rückte, wurde ich doch sehr nervös.
Patrick: Ich denke es war eher eine Erleichterung. Wir arbeiteten eine so lange Zeit daran und waren froh, dass wir etwas erschaffen haben, womit wir alle zufrieden sind. Wir haben die Songs so oft gehört und wussten, dass es ein gutes Album ist. Es dann endlich auch der Öffentlichkeit zu zeigen, war für mich also eher eine Erleichterung. Es ist schön es nun mit der ganzen Welt zu singen.
Dan: Nun fühlt es sich komisch an das zu Hause zu spielen. Aber es war ein echt gutes Gefühl, es nun endlich mit allen Menschen teilen zu können.
Ich habe das Gefühl, ihr seid sehr kreative Menschen. Interessiert ihr euch auch für eine andere Kunstrichtung als die Musik?
Sorcha: Ich habe meine Kamera auf unserer „Colours“-Tour dabei. Ich versuche, in jeder Stadt in der wir zu Gast sind, möglichst farbige Bilder einzufangen. Das macht mir grosse Freude.
Dan: Ich interessiere mich für Kinematographie und sonst halt einfach für Bücher und Musik. Das ist alles.
Patrick: (Überlegt) Nein, ich glaube ich habe nichts ausser Musik, was ich sonst so mache.
Ich denke das ist ja auch mehr als genug…
Alle: Ja, das stimmt, damit kann man sich die Zeit gut füllen. (Alle lachen)
Danke vielmals für das nette Gespräch.
Interview: Miriam Ritler