20. März 2019
Gaswerk – Winterthur
Bands: Spidergawd / Thusla Doom
Da thronte er also, mittig auf der Bühne, im Rampenlicht und von seinen Becken, Trommeln und Pauken umgeben – Kenneth Kapstad, der Wirbelwind aus Norwegen, der unermüdliche Schlagzeugspieler. Ihm zuzuschauen war gleichermassen ein Abenteuer wie eine Ermüdung, denn zu keiner Sekunde blieb der Künstler ruhig. Zwischen den Songs stieg er auf seinen Hocker, plauderte mit Frontmann Per Borten oder schenkte den Besucherinnen und Besucher eine Grimasse aus seinem verschwitzten Gesicht. Ja, Spidergawd waren erneut ein Garant für einen Abend voller berstendem Rock-Spass.
Wobei die ersten Vorzeichen noch stimmungstrübend daherkamen, klang der Sound zu Beginn des Auftrittes im Gaswerk wie ein Orkan, der sich die einzelnen Instrumente zu einem einzigen Geschöpf neu zusammengefügt hatte. Doch Winterthur hielt durch und wurde belohnt, Spidergawd kämpften sich durch diesen Brei und standen am Ende als klare Sieger da. Ihr energetischer Rock bezwingt schliesslich seit 2014 nicht nur Hürden, sondern auch Vorbilder. Denn an Motorpsycho, aus deren Kreis die Gruppe entstanden ist, denkt man heutzutage nicht mehr, der Spinnengott ist eigenständig geworden.
Mit fünf Leute auf der Bühne, mit dem fünften Album „V“ im Gepäck, das war die Wonne des Rock’n’Rolls. Die Haare wurden geschüttelt, die Biere gekippt, die Fäuste in die Luft erhoben. Nicht nur bei den Musikern, sondern auch vor der Bühne war die Lust an den Songs klar zu spüren. Da mischten sich bekannte Hits mit neuen Liedern zu einem durchgehend lauten und wilden Set, da lieferten sich Gitarren und Saxophon einen Kampf und die Vorherrschaft. Rolf Martin Snustad hielt mit seinem Blasinstrument die Stellung und sorgte für de nötigen Drones im Heavy Metal.
Denn purer Rock waren Spidergawd noch nie, viel eher eine Feier der Gitarrenmusik in all ihren protzenden Weisen. „Get Physical“ oder „Is This Love“ sind darum keine Lieder, sondern Urschreie des Testosterons, im Gaswerk genauso laut herausgeprügelt wie beim Besuch vor zwei Jahren. Ja, die Grösse der Bühne hat sich gewandelt, ja es sind mehr Leute angereist – aber die ausgelassene Lust am Auftritt ist den Norwegern nicht abhandengekommen. So macht man sich Freunde, welche nicht nur an jedem Konzert auftauchen, sondern gleich mit einem Lied besungen werden.
Sympathisch und voller Freude eröffneten Thulsa Doom den Abend, und bewiesen, dass der Stoner-Rock sehr wohl humorvoll daherkommen kann. Oder wie sonst lassen sich die absurden Ansagen erklären, die von Frontmann oder Bassist Egil Hegerberg zwischen den Riffgewittern ausgesprochen wurden? Oder die bewegungsfreudigen Ausflüge von Sänger Jacob Krogvold, der immer wieder auf die Bar oder Abschrankungen stieg? Das machte das Konzert nicht nur unberechenbar, sondern liess die Leute auch den schlechten Klang vergessen, der sich leider nicht verbessern wollte. So versanken viele Lieder im Brei, nur selten schälten sich die einzelnen Instrumente oder Einfälle heraus. Dann aber war dieser Blues-Hard-Doom-Rock mehr als mitreissend.
Text: Michael Bohli
Bilder: Christian Wölbitsch