Band: Motorpsycho
Album: The Crucible
Genre: Alternative Rock
Labels: Rune Grammpfon/Stickman
VÖ: 15. Februar 2019
Website: motorpsycho.no
Kaum waren die Konzerte des vergangenen Novembers verdaut, da kam schon die Ankündigung des nächsten Langspielers von Motorpsycho. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gab es davon schon am Konzert in der Schüür, wo man sich mit „Psychotzar“ schon mal in das hineingeben konnte was da kommt. Und es fügte sich wunderbar in die Stimmung des Gigs ein.
Das Album „The Crucible“ (oder nennt man es EP, weil nur 3 Songs drauf sind, oder doch Album weil es die 3 Songs auf 40 Minuten bringen?) setzt irgendwo da ein und an wo sein Vorgänger „The Tower“ aufgehört hat. Sei es nun beim Artwork oder auch bei den Songs. Trotzdem, es ist mehr als nur eine Fortsetzung, es ist eigenständig, lebhafter, tiefgründiger, verzwickter und fordernder.
Während Thomas Järmyr (Drums) bei den Aufnahmen zu „The Tower“ erst knapp 3 Monate bei der Band war, so spürt man bei „The Crucible“ förmlich, dass die Zusammenarbeit und das Zusammenspiel der Musiker in Sessions, im Studio und bei noch viel mehr Konzerten intensiviert wurde, dass sie eine gemeinsame Sprache gefunden haben und diese bereit ist, laut und heftig in die Welt hinausggetragen zu werden.
Der erste und mit nur 8:43 Minuten auch kürzeste Song „Psychotzar“ fängt mit dem typischen Groove der letzten Konzerttour an, getrieben durch die Bassläufe. Getoppt von den für Motorpsycho so typischen mehrstimmigen Vocals und, weniger typisch: Fette Doppelgitarrensolis wie in den guten alten 70ern. Um zusammenzusinken in den absoluten minimalismus einer leisen Gitarre und etwas Gesang nur um wieder diese fantastischen Aufstiege hinlegen zu können… Ja, ich fühlte mich zeitweise an Songs von „The Death Defying Unicorn“ erinnert.
„Lux Aeterna“ seinerseits steht mit akkustischem Anfang da und rollt ohne dass man es bemerkt plötzlich mit der nicht auf den ersten Blick erkennbaren Wucht des Songs „577“ ihres Albums „Trust Us“ daher. Immer wieder diese Prog-Einlagen, die aber eigentlich viel zu ungestüm und dreckig sind, viel zu ungehobelt um bei echten Progern anzukommen (oder täusche ich mich da vielleicht?). Wieder diese wummernden Grooves von Onkelfuzzbass Bent Sæther, das hämmernde aber virtuose Drum von Thomas Järmyr, die wunderbar typisch singende Gitarre von Hans Magnus Ryan. Alles endend in einer Hymne.
Der Titelsong „The Crucible“ seinerseits schlägt von Anfang an einen schnelleren Pace ein, wird leise, wird Metal, ohne Metal zu sein. Was zu Beginn eine Aneinanderreihung von Gedanken scheint, findet dank Reprisen und Neuinterpretationen von vorangegangenen Parts irgendwann wieder zu einem grossartigen Ganzen!
Das Album „The Crucible“ wird nicht nur Neulinge sondern auch gestandene Psychonauten schwindelig machen. Aber es gehört so, denn es ist wieder einmal mehr typisch Motorpsycho. Ein Hexenwerk. Wie immer. Ungewohnt. Anders.
Tracklist:
1. Psychotzar
2. Lux Aeterna
3. The Crucible
Bandmitglieder:
Thomas Järmyr – Schlagzeug, Perkussion, Gesang und Mellotron
Hans Magnus Ryan – Gitarre, Gesang und Piano
Bent Sæther – Bass, Gesang, Gitarre und Mellotron
Gründungsjahr:
1989
Text: Mischa Castiglioni