Band: Press Club
Album: Late Teens
Genre: Indie / Punk
Label: Hassle
VÖ: 25. Januar 2019
Webseite: pressclubmusic.ch
“Post-Nothing“ oder postpubertär? Press Club setzen mit ihrem Debüt keine Frage-, sondern ein erstes Ausrufezeichen. Sängerin Natalie Foster und ihre Mitstreiter stehen kaum einmal still. Immer vorwärts, immer einen hohen Puls – ausschnaufen kann man, wenn man nicht mehr jung ist. Die Band aus Melbourne macht kaum etwas weniger richtig als Japandroids, aber bei ihr klingt das fast noch ein bisschen frischer. Erstaunlich, wie abgeklärt diese zehn Songs bereits daherkommen. Zumal sie live aufgenommen wurden. Auch wenn im Zusammenhang mit “Late Teens“ oft das Adjektiv “roh“ zu lesen ist: Eigentlich trifft es den Nagel nicht so sehr auf den Kopf, es macht ihn eher etwas krumm. Denn der Sound ist fantastisch eingefangen, so dass man erstens der Produktion ein dickes Lob aussprechen darf und man sich zweitens sicher sein kann, dass die Band live eine Wucht ist. Die anstehende Europatournee, welche Press Club auch nach Zürich führen wird, könnte zum Triumphzug werden. Und das nicht nur, weil Foster auf der Bühne ein regelrechter Wirbelwind ist.
Das alles würde nämlich mit nur mediokren Songs nie funktionieren und schnell als Kopie in der mentalen Ablage vieler Leute enden. “Late Teens“ hat auf seiner A-Seite aber quasi nur Hits, allen voran die wahnsinnig schnörkellos antreibenden “Headwreck“ und “My Body’s Changing“, deren Videos bereits einen Vorgeschmack auf die Live-Performance liefern. Und im Video zu “Suburbia“ kann man Foster dabei zuschauen, wie sie sich aus ihrem Vorort, in dessen Hintergrund die Skyline von Melbourne zu sehen ist, zusammen mit ihrem Hund auf den Weg zum Elternhaus von Bassist Iain MacRae macht, wo wohl der grösste Teil dieses Erstlings entstanden ist. Das ist nahe dran, das ist aus dem Alltag gegriffen und das ist vor allen Dingen angenehm unprätentiös. Man gewinnt den Eindruck, dass sich hier eine Band nicht mit Show, mit Rock-Posen oder mit verwegenen Geschichten anbiedern will. Das gibt dem Auftritt des Energiebündels Foster nochmals einen zusätzlichen Schuss Authentizität. Und wer jetzt die Freude daran verklärt romantisierend findet: Man kann es sich ja aussuchen. Wer eine tolle Show will, kann zu Ghost gehen – bei denen ist ebenfalls klar, um was es geht. Bei Press Club kriegt man eine süchtig machende Indie-Punk-Tanzbarkeit, die einen genauso wenig stillsitzen lässt, wie die Band selbst: und zwar aus ihrem Wohnzimmer in dein Wohnzimmer. “Late Teens“ ist ansteckend und keinesfalls postpubertär.
Tracklist:
1. Crash
2. Headwreck
3. Suburbia
4. My Body’s Changing
5. Golden State
6. Side B
7. Ignorance
8. Let It Fall
9. Trading Punches
10. Late Teens
11. Stay Low
Bandmitglieder:
Natalie Foster – Gesang
Greg Rietwyk – Gitarre
Iain MacRae – Bass
Frank Lees – Schlagzeug
Text: Michael Messerli