Bogen F – Zürich
10. Dezember 2018
Text: Michael Bohli / Bilder: Anna Wirz
Egal ob im TV, auf der Strasse, bei der Arbeit oder im gemütlichen Freundeskreis – mit der Welt ist immer etwas falsch, etwas, das nicht rund läuft. Da würde man sich gerne im Bett verkriechen und hoffen, dass die Menschheit wieder mehr Vernunft findet. Oder man stellt sich den schlechten Stimmungen entgegen und zeigt auch am Montagabend, dass weder dunkle Umgebungen noch schwierige Entscheidungen einen unterkriegen können. Willkommen beim nächsten Kapitel von BirdPen und dem Bogen F in Zürich.
Bereits zum dritten Mal entlud sich die Intensität der alternativen Rockmusik aus England im Viadukt an der Hardbrücke, dieses Mal unter dem Banner des Zeitgeistes. „There’s Something Wrong With Everything“ heisst das neuste Album von BirdPen und führt uns die Schwierigkeiten des 21. Jahrhunderts vor Augen. Die Band um Dave Pen und Mike Bird vergas dabei niemals die Lust am Spiel oder die emotionalen Aspekte. Eng zwischen Mikrofone und Lichter gruppiert, liessen die fünf Mannen von „This Is Your Life“ an einen Reigen aus Melodien und Beats auf das Publikum niederprasseln.
Standesgemäss in wenige Lichter und viel Nebel gehüllt, war es ein gefühltes Versinken in den Arrangements. Unter der Leitung von BirdPen wurde man als Besucher in neue Welten gelockt, in denen dramatische Steigerungen und direkte Synthieklänge das Geschehen bestimmen. Zu Beginn bei den neuen und kurzen Songs beheimatet, mit der Zeit dann immer ausufernder. Denn genau diese Ausbrüche machen die Musik der Gruppe so grossartig, dieses schwärmerische Verhalten.
Mit dem kraftvollen Gesang von Dave Pen, den langen Gitarrenechos von Mike Bird und der wuchtigen Rhythmusabteilung oszillierte man von angenehmen Zwischenspielen wie „Star of the Halftime Show“ zu geliebten Tracks wie „The Chairman“. Wirklich gross wurde es mit älteren Momenten wie „Like A Mountain“ oder „Tookit“, Freude machte dieses Konzert immer. Und wenn es bei „Oh So Happy“ Ballone regnete und die Band alle in das Glück von „Off“ und „Only the Names Change“ führte, dann war man sicher: Auch wenn man BirdPen schon besser erlebt hatte, schlecht wird diese Gruppe niemals sein.
Schwieriger zu Verstehen und Verdauen war das Vorprogramm, welches von der globalen Gruppe Immigration Unit bestritten wurde. Eigentlich aus Basel kommend, haben die Musiker Wurzeln in der Schweiz, Italien und Venezuela – was sich auch in den Kompositionen niederschlägt. Denn was das Publikum im Bogen F erleben durfte, das war zu keiner Sekunde vorhersehbar oder geradlinig. Zwischen avantgardistischen Takten, psychedelischen Melodien und verträumten Flächen landeten die Lieder und forderten Aufmerksamkeit wie auch Offenheit.
Was mich zu Beginn mit einem Pixies-Cover hellhörig werden liess, das schreckte mich mit merkwürdigen Aufbauten und schleppenden Stellen wieder ab – nur um die Neugier doch zu kitzeln. Ja, es war nicht alles fehlerfrei oder gewöhnlich, aber gegen diese Unarten des kategorischen Denkens kämpfen die Musiker schliesslich an. Sonst hätten sich auch BirdPen nicht die oben erwähnte Parole auf die Fahne geschrieben.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. This Is Your Life
2. There’s Something Wrong With Everything
3. The Chairman
4. Tookit
5. The Solution Is The Route Of All My Problems
6. Star Of The Halftime Show
7. The End Is On TV
8. Like A Mountain
9. Into The Blacklight
10. Easy Life
11. Good News
12. Natural Rewards
Zugabe
13. Oh So Happy
14. Off
15. Only The Names Change