12. November 2018
Mascotte – Zürich
Bands: Peter Murphy / Desert Mountain Tribe
Vor hundert Jahren öffneten sich die Tore zu einer Schule, welche geometrisch Formen und andersdenkende Lebenswege in der Kreativität zusammenbrachte. Das Bauhaus war geboren, ein helles Leuchtfeuer der Moderne. Sechzig Jahre später fanden sich vier Mannen zusammen, die das Licht verbannten und aus Post-Punk und Rock eine neue Form der Musikkultur schufen. Der Gothic Rock war geboren und formte die schwarze Szene, bis heute. Denn auch (fast) vierzig Jahre nach der Veröffentlichung des Debütalbums „In The Flat Field“, haben die Lieder von Bauhaus eine bannende Wirkung. Ausverkauft hiess es beim Mascotte in Zürich also zurecht, als sich Peter Murphy endlich wieder in die Stadt wagte.
Rasch wurde es eng und warm im Club, die Leute gierten nach der Nähe und dem Ausdruck des ehemaligen Frontmanns von Bauhaus. Und lange musste man nicht warten, denn schneller als ein Schwarm Fledermäuse flatterte die Umbaupause davon und machte der wohligen Dunkelheit Platz. Peter Murphy zeigte sich in schwarz gekleidet, mit Silberschmuck und passendem Bart – an seiner Seite der Bassist David J mit Sonnenbrille und Coolness. Eine Wiedervereinigung, die sich dem legendären Album annahm und das Konzert in die düstere Vergangenheit transportierte.
Wuchtig und eindringlich waren sie immer noch, die Gitarrenriffs von Liedern wie „Double Dare“ oder der Basslauf von „A God In An Alcove“ – da machte man es Peter Murphy gleich und warf seinen Körper durch die Takte, riss die Hände in die Höhe. „St. Vitus Dance“ hiess es damals wie auch heute, die Zuschauer explodierten synchron – und vor allen der Zeremonienmeister. Murphy setzte seinen stechenden Blick ein um unsere Seelen zu rauben, schritt auf der Bühne umher und erhob sich wie ein Messias über die Klangwucht. Laut und lärmend zeigte sich die Band, genoss aber auch die leisen Stellen wie „Bela Lugosi’s Dead“.
Mit den Einflüssen aus Glam, Punk und Psychedelica schufen Peter Murphy und seine Freunde damals etwas komplett Neues, am Montagabend vermochte diese Musik noch immer viele Generationen zu bewegen. Schön wurde diese Feier mit zusätzlichen Stücken ergänzt, wie „Terror Couple Kill Colonel“ oder das T-Rex-Cover „Telegram Sam“ – und war somit ein perfektes Abbild der damaligen Zeit. Leichte Einbussen in der Stimme des Künstlers nahm man gelassen hin, hier ging es nicht um den Staub der Zeit, sondern um die Kreation einer Zuflucht in der Nacht.
Kernig und direkt aus der brennenden Wüstensonne zeigten sich zuvor Desert Mountain Tribe aus England, ein Trio, das sich weder vor Staub noch Blutsauger fürchtete. Vom ersten Gitarrenriff an bis zum letzten Schlag auf die Trommeln nahmen sie die Leute der schwarzen Szene mit auf eine Reise. Psychedelisch und schwer, voller Delay und Hall an der Gitarre – immerzu fesselnd in der simplen Wucht. Schnell verlor man sich mit geschlossenen Augen in den Riffs und den pochenden Basslinien, schwebte über die vollen Flächen und spürte, dass die Grössen von damals wunderbar mit den Helden von heute koexistieren.
Setlist
1. Double Dare
2. In The Flat Field
3. A God In An Alcove
4. Dive
5. Spy In The Cab
6. Small Talk Stinks
7. St. Vitus Dance
8. Stigmata Martyr
9. Nerves
10. Burning From The Inside
11. Bela Lugosi’s Dead
12. She’s In Parties
13. Terror Couple Kill Colonel
14. The Passion Of Lovers
15. Kick In The Eye
16. Dark Entries
Zugabe
17. Severance (Dead Can Dance Cover)
18. Adrenalin
19. Telegram Sam (T. Rex Cover)
20. Ziggy Stardust (David Bowie Cover)
Text: Michael Bohli