8. Juni 2018
Landesmuseum – Zürich
Band: Patti Smith
Es war im Dezember 1975, ja vor fast unglaublichen 43 Jahren, als die Poetin Patti Smith mit ihren Freunden in New York ein Album namens „Horses“ aufnahm, das nicht nur ihr erstes sein, sondern auch wie ein Erdbeben die Musikwelt verändern sollte. Acht Lieder zwischen Punk, Art Rock und Garage, acht Betrachtungen unserer Welt und unserer Gefühle – ein Meilenstein in der Geschichte. Da macht es auch nichts, war der Auftritt im Landesmuseum am Freitag nicht die erste Gelegenheit, diese Scheibe in voller Länge live in Zürich zu erleben, denn stark berührend und bewegend war es auch dieses Mal wieder.
Patti Smith und Band sind keine Gruppe, die mit viel Brimborium und Effekt einen Abend bestreitet, viel lieber lassen sie ihre Instrumente und Gesänge für sich sprechen. So zeigten sich die Künstler mit der Godmother Of Punk auch im Innenhof schlicht und elegant gekleidet, ohne Bühnenschmuck und meist nur in weisses Licht getaucht. Doch von der ersten Sekunde an wurde man in den Bann dieser Darbietung gezogen, „Gloria“ eröffnete die Zeitreise und somit auch das Album „Horses“. Acht Songs lang durfte man mit den anderen Zuschauern eine neue Perspektive einnehmen, das Leben anhand der lyrischen Gedanken von Frau Smith erfassen und sich von den Gitarren von Lenny Kaye leiten lassen.
Da war es ein leichtes, das man den Regen komplett vergass und spürte, wie einem das Herz aufbrach und Liebe, Zuneigung und Trauer zugleich den Körper verliessen und sich mit der Kraft dieses Rock verbanden. Auch wenn man Patti Smith nicht zu ersten Mal sah, wie immer waren ihr Auftreten, ihre Gesten, ihre Ausstrahlung und auch ihre Ansagen fesselnd. Mit epischen Erzählungen wie „Birdland“ oder dem kathartischen „Break It Up“ schenkte sie uns den Glauben an unser Dasein zurück und nahm uns in ihre melodischen Arme. Gerne sang man ganz laut mit und spürte die Wellen der Zuneigung, als alle Besucher bei „Elegie“ ihre Wünsche an verstorbene Menschen richteten.
So wäre es auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn der Abend an dieser Stelle sein Ende gefunden hätte. Doch Patti Smith und ihre Band hatten noch einige weitere Überraschungen bereit und zeigten mit „Dancing Barefoot“ oder „Because The Night“, dass gewisse Klassiker nie ihre Energie verlieren werden. Sehr schön war auch der Zwischenstopp in Australien, denn nach einer kurzen Einleitung über das Great Barrier Reef wurde leidenschaftlich „Beds Are Burning“ von Midnight Oil angestimmt. Ein Cover, das sich wunderbar in die Botschaften der eigenen Songs einreihte und für so manch lachendes Gesicht sorgte.
Mit dem Presley-Klassiker „Can’t Help Falling In Love“ und dem abschliessenden und immer eindringlichen „People Have The Power“ wurde aus dem verregneten Wochenendstart endgültig eine magische und doch einmalige Nacht gemacht. Selten wird den Besuchern an einem Konzert so viel Weisheit, Emotion und Nähe mitgegeben wie bei den Auftritten von Patti Smith – und selten fühlt man sich nach einem Tanz an der frischen Luft so geborgen und verstanden. Da bleibt nur zu hoffen, dass diese Künstlerin uns nie verlassen wird und sie ihre Botschaften noch lange mit der Welt teilen will.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Gloria
2. Redondo Beach
3. Birdland
4. Free Money
5. Kimberly
6. Break It Up
7. Land / Horses / Gloria
8. Elegie
9. Dancing Barefoot
10. Night Time Is The Right Time / People Who Died
11. Beds Are Burning (Midnight Oil Cover)
12. Because the Night
13. Pissing in a River
Zugabe
14. Can’t Help Falling in Love (Elvis Presley Cover)
15. People Have the Power
Text: Michael Bohli