11. Mai 2018
Kaserne – Basel
Bands: Triptykon / Abraham / Total Annihilation / Asbest / NevBorn / Sulphura
Aller guten Dinge sind drei – dachte sich bestimmt auch der Organisator und Labelbesitzer Fredy Rotter, als er zu Beginn des Abends die Räume der Kaserne in Basel durchschritt. Denn nicht nur die Vorbereitungen scheinen rund gelaufen zu sein, auch alle anderen Zeichen stehen bei der dritten Ausgabe des Czar Fest auf Erfolg und Freude. Seit 2016 werden nämlich während zwei Abenden die Bands der harten und wilden Szenen in Basel zelebriert und sorgen immer für Neuentdeckungen, Überraschungen und Wiedersehen mit alten Helden. Keine Ausnahme bot natürlich der diesjährige Freitag, inklusive Kunstausstellung, Release-Party des Overdrive-Magazins und speziellen Nebenschauplätzen.
Denn das Czar Fest 2018 wurde nicht auf der grossen Bühne gestartet, sondern in einer düsteren Ecke hinter der Bar. Sulphura lud dazu ein, bei seiner schwarzen Meditation teilzunehmen und so die ausgestellten Kunstwerke und Bilder einzuweihen. Er entführte die Besucher in eine Welt des Black Ambient, in der Geisterbeschwörung und Vertreibungen von giftigen Dämonen sich die Hand gaben. Stark verzerrte Gesänge, laut kreischende Gitarren und der Einsatz von Knochen verbanden sich zu atmosphärischer Musik, die so manch einen erschaudern liess.
Geordneter und weniger furchteinflössend ging es anschliessend im Konzertsaal weiter. NevBorn aus der Westschweiz liessen ihre Musik, die sich irgendwo in den Gefilden zwischen Post-Metal und Post-Hardcore bewegt, von Anfang an mit voller Wucht auf das Publikum los. Die Gitarren brauten sphärische Soundwände zusammen, die Rhythmen blieben stets vertrackt und komplex. Und der Preis für den grössten Körpereinsatz geht definitiv auch an die fünf Mannen aus Neuchâtel.
In kleinerer Formation und in Basel heimisch zeigten danach Asbest, dass weiblich bestimmter Noise-Rock ein Highlight des Abends werden kann. Unter der lauten Stimme und immer wieder verletzend gut gespielten Gitarre von Frontfrau Robyn Trachsel stürzte die Band den Konzertraum der Kaserne in eine Welt, in der schleppende Tempi auf extreme Gefühlsausbrüche trafen. Mit Liedern ihrer ersten EP „Interstates“ und Songs des kommenden Albums wurde dies mehr als nur ein Konzert, sondern eine Läuterung für die Band und Besucher gleichermassen. Krachend, heftig und immer fesselnd – wir sind sehr auf das kommende Werk gespannt.
Die meisten fliegenden Haare – und zwar auf beiden Seiten des Bühnenrandes – durften danach wohl Total Annihilation verzeichnen. Die ebenfalls aus Basel stammende Band zündete ihr Thrash-Metal-Feuerwerk, das sogleich im Publikum einschlug. Gitarren und schnelle Rhythmen donnerten durch die Kaserne, die Nackenmuskeln brannten, die Biere flogen – die dekorativen Kampfflugzeug-Banner zu beiden Seiten der Bühne erwiesen sich mehr als nur passend.
Abraham aus Lausanne dagegen gehen mit ihrer Musik weniger klassisch um – sondern mischen nach Lust und Laune Post-Metal mit Doom, Hardcore oder Punk. Kein Wunder also, ist ihr neustes Werk „Look, Here Comes The Dark!“ ein Konzeptalbum mit fast zwei Stunden Laufzeit geworden. Und kein Wunder, waren die kurzen Ausschnitte davon in Basel nicht immer leicht zu verarbeiten. Denn die sechs Musiker zeigten sich erbarmungslos, liessen gewisse Stücke im totalen Chaos versinken und knallten überforderten Besuchern gleich noch eine rein. Ob nun das Schlagzeug den Teufel verprügelte oder die Gitarren alle Adern platzen liessen – Abraham zerstörten alles in ihrer Reichweite.
In einem gerappelt vollen Konzertsaal durften danach Triptykon die Bühne entern. Für die Band rund um Tom G. Warrior vereinte dieser Abend gleich drei erste Male: Sie spielten das erste Mal in Basel, das erste Mal mit ihrem neuen Schlagzeuger – und das erste Mal seit dem Tod von Celtic Frost- und Hellhammer-Gründer und Freund Martin Stricker. Ihm zu Gedenken spielten sie schliesslich auch dieses Konzert. Eine emotionale Angelegenheit, und doch liessen Triptykon ihre Black-/Death-Metal-Walze mit voller Wucht über das Publikum hinwegrollen. Dieses liess sich auch nach über vier Stunden noch keine Müdigkeit anmerken und schwang die Mähnen ein letztes Mal wild umher. Ein würdiger Abschluss für Tag Nummer eins des Czar Fests 2018.
Text: Cornelia Hüsser & Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz