6. April 2018
Royal – Baden
Bands: Unhold / Car Crash Weather / SaaR
Lange Flüge durch die Weiten des Alls, bedrohliche Gewitter und schwarze Aschewolken, Fahrten über das einsame Meer auf der Brücke eines Frachschiffes – was sich sonst immer nur im Kopf des Hörers abspielt, das bekam man an diesem Freitagabend für einmal direkt auf der grossen Leinwand zu sehen. Der live gespielte Post-Rock wurde im Royal durch Rec-Design mit Bildern unterlegt und lud darum gleich doppelt dazu ein, in neuen Welten abzudriften. Wobei dies auch sonst kein schwieriges Unterfangen war, zeigten sich alle drei Bands im alten Kino in Baden von ihrer ausuferndsten Seite.
SaaR aus Paris machten den Anfang und bogen nach einem dröhnenden Intro immer wieder in Richtung Post-Metal ab. Die Truppe zeigte keine Angst vor lauten Growls, hart gespielten Basslinien und gleich drei schreienden Gitarren. Vielfach im Dunkeln, zeigte sich hinter der Band der menschliche Aufbruch mit einzelnen Ausschnitten von Kubricks Meisterwerk „2001 – A Space Odyssey“ und bot somit farbige und helle Gegepole zum düsteren und wunderbar harten Sound. Mit Stücken von Alben wie „Sol“ und immer wieder vorbeischleichenden Synthiespuren wurde HAL dann auch ohne Festplattenausbau der Garaus gemacht.
Etwas leichter verdaulich waren danach Car Crash Weather, welche seit 2011 von Zürich aus den Schweizer Post-Rock mit allerlei Ideen verzieren. Mit dem neuen Album „Secondary Drowning“ bewaffnet nutzten sie das Konzert im Royal, um neue Songs vorzustellen, ihren Schlagzeuger Dzhevret Sali von der Leine zu lassen und zwischen kurzen und länger dahingleitenden Kompositionen zu wechseln. Und als ob dies noch nicht genug Auflockerung gebracht hätte, gab es während dem Konzert noch den Auftritt einer Gastsängerin und die Projektion des neusten Videoclips. Da soll noch einer sagen, diese Stilrichtung des instrumentalen Rocks sei zu gleichförmig und veraltet.
Darüber können Unhold aus Bern nur lachen, existiert die Band schliesslich seit 1992 und ist auch heute noch ein Garant dafür, dass in einem Konzertsaal kein Stein auf dem anderen bleibt. Mit ihrer brutalen Klangkulisse eroberten sie auch in Baden die Köpfe und Herzen der Besucher und knallten eine doppelte Portion Sludge und Noise in die Lieder. Mit wenig Beleuchtung, ohne Projektionen und reduziertem Nebel gab es zum Abschluss also noch einen Auftritt, der mit seiner Lautstärke und Intensität einiges von den Besuchern verlangte – so aber auch langfristig sättigte. Verzerrung, zersprengte Träume, drei Stimmen – besser hätte man nicht in die Nacht entlassen werden können.
Text: Michael Bohli