Band: Kino
Album: Radio Voltaire
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out
VÖ: 23. März 2018
Webseite: Kino auf FB
Wie gut sich ein einzelnes Gitarrenriff anfühlen kann! Bereits die ersten Sekunden von „Radio Voltaire“ trösten uns über die 13 Jahre Wartezeit hinweg und zeigen sogleich, dass bei Kino immer noch der emotional verstärkte, moderne und klar produzierte Prog regiert. Wobei John Mitchell, der bereits mit Frost*, Lonely Robot und It Bites seinen Terminplan vollmacht, diese neuen Lieder ja eher als umgebauten Pop betrachtet. Was den Pudel schon ziemlich tief trifft, gelten wie damals bei „Picture“ doch auch heute die Regeln, dass man sich lieber auf direkte und intensive Gefühle verlässt als auf unnötigen Klangballast.
Kino sind aber keine Nachmittagsvorstellung, sondern legen auch zünftig zu. „The Dead Club“ stapelt heroische Synthieakkorde über wilde Gitarren und schüttelt seine Glieder, „Grey Shapes Of Concrete Fields“ zieht das Tempo extrem an und rennt uns fast davon. Mittendrin natürlich immer Mitchells wunderbare Stimme, die Tendenz zum Kitsch ist wie bei Neal Morse vorhanden („I Don’t Know Why“). Aber das spielt keine Rolle, dieser Modern Prog macht immer Spass, ist immer locker drauf und nimmt dich im richtigen Moment mit „Idlewild“ in die Arme.
Auch wenn vielleicht gewisse Stellen etwas zu glatt sind oder gewisse Songzeilen zu offensichtlich daherkommen, Kino sind auch mit diesem, spontan aufgenommenen Album immer noch eine packende Band. Das zeigt sich beim dynamischen „Out Of Time“ genauso wie bei der abschliessenden Fanfare von „The Silent Fighter Pilot“. Da braucht man kein grosses Konzept, keine langen Suiten und keine Traurigkeit: „Radio Voltaire“ spielt im Jetzt und gehört dahin.
Tracklist:
1. Radio Voltaire
2. The Dead Club
3. Idlewild
4. I Don’t Know Why
5. I Won’t Break So Easily Any More
6. Temple Tudor
7. Out Of Time
8. Warmth Of The Sun
9. Grey Shapes On Concrete Fields
10. Keep The Faith
11. The Silent Fighter Pilot
Bandmitglieder:
John Mitchell – Gesang und Gitarre
Pete Trewavas – Bass und Synthie
Craig Blundell – Schlagzeug
Gründung:
2004
Text: Michael Bohli