Band: Tiny Moving Parts
Album: Swell
Genre: Emo / Pop Punk / Math Rock
Label: Big Scary Monsters
VÖ: 26. Januar 2018
Webseite: tinymovingparts.com
Tiny Moving Parts sind zurück! Zwei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum „Celebrate“ hauen die drei Emo-Revivalisten aus Minnesota ihren nächsten Longplayer „Swell“ raus. Und schliessen nahtlos da an, wo sie aufgehört haben. Denn „Swell“ hätte ebenso gut auch „Celebrate Part 2“ heissen können. Grosse Expeditionen in neue musikalische Gefilde sind nämlich auf „Swell“ nicht zu erwarten. Dafür machen Tiny Moving Parts das, was sie können. Und das können sie richtig gut.
Tiny Moving Parts machen gleich auf dem Opening Track „Applause“ klar, wo es lang geht. Ohne viel Federlesen geht es fast direkt von Null auf Hundert. Mit den vertrackten Rythmen und dem verspielten Riffing wird es am Anfang des Songs zuerst ziemlich chaotisch. Der Math Rock regiert hier ganz klar. Dann gehen Tiny Moving Parts aber in leichter bekömmliche Taktschemata über, was schliesslich in einem grossartig eingängigen Refrain endet. Getragen wird das Ganze vom Gesang von Gitarrist und Sänger Dylan Mattheisen. Dieser kommt mal geschrien, mal klar daher, ist aber sehr präsent und eingängig.
Auf dem zweiten Track „Smoothe It Out“ tritt dann eine andere musikalische Richtung in den Vordergrund. Man setzt hier auf Pop-Punk – und zwar so richtig. Gegen Ende sind sogar im Hintergrund dramatische Streicher zu hören. Man könnte damit argumentieren, dass der Song ziemlich cheesy ist. Aber ein bisschen Cheesyness mögen wir doch alle.
Im weiteren Verlauf von „Swell“ geben sich die drei prägenden Elemente Math Rock, Emo und Pop-Punk abwechselnd die Klinke in die Hand. Und zwar stets so, dass es aufgeht. Tiny Moving Parts haben einen Mix kreiert, der in sich sehr stimmig ist. Auf einigen Songs ist sogar ein neues Element zu hören: Weibliche Gesangsparts. Diese unterstützen Dylan Mattheisens Stimme und sorgen für mehr Tiefe in den Songs. Allerdings hätte etwas mehr davon dem Album auch nicht geschadet.
Textlich beschäftigt sich „Swell“ mit den typischen Coming-Of-Age-Fragen: Warum passe ich nicht dazu? Wer bin ich überhaupt? Wohin führt mein Weg? Warum ist die Liebe so eine komplizierte Angelegenheit? Dies ist gerade in diesem musikalischen Spektrum nicht wirklich neu oder innovativ und wird wohl den 18-jährigen „The Story So Far“-T-Shirt-Träger eher ansprechen als den Fugazi-Fan mit seinen 35 Jahren auf dem Buckel. Aber genau im Gefilde des ersteren wird sich auch die Zielgruppe von Tiny Moving Parts befinden. Und auch wenn die Lyrics teilweise ziemlich hart an der Grenze zum Kitsch sind: Dylan Mattheisen schafft es, die Inhalte auf „Swell“ stets in genau der richtigen Stimmung, welche von verzweifelt bis hoffnungsvoll reicht, rüberzubringen.
Tiny Moving Parts halten also auf „Swell“ an ihrem Erfolgsrezept fest, ja verfeinern dieses sogar. Und es funktioniert, denn „Swell“ ist ein solides, eingängiges Album geworden, welches die Fans lieben werden. Allerdings haben Tiny Moving Parts nun zwei Alben veröffentlicht, die an sich auch ein Doppel-Album hätten sein können. Zu klein sind die Unterschiede, um effektiv herauszustechen. Ob dies ein drittes Mal funktionieren wird, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, der nächsten Tiny Moving Parts-Platte wird etwas frischer Wind definitiv gut tun.
Tracklist:
1. Applause
2. Smoothe It Out
3. Feel Alive
4. Caution
5. Wildfire
6. Whale Watching
7. It’s Too Cold Tonight
8. Malfunction
9. Wishbone
10. Warm Hand Splash
Bandmitglieder:
Dylan Mattheisen – Gesang und Gitarre
William Chevalier – Schlagzeug
Matthew Chevalier – Bass und Gesang
Gründung:
2008
Text: Ivo Arztmann