Band: Fjørt
Album: Couleur
Genre: Post-Hardcore
Label/Vertrieb: Grand Hotel van Cleef
VÖ: 17. November 2017
Webseite: fjort.de
„Couleur“, „Raison“ oder „Magnifique“ – Fjørt sind ja für ihre Veränderungen zwischen den Alben berüchtigt oder beliebt, je nach Standpunkt. Aber keine Bange, die Sprache auf ihrem dritten Album ist weiterhin das direkte Deutsch. Zwar werden Songs und die Platte selber gleich mit schmucken Wörtern auf Französisch betitelt, Chris Hell und David Frings singen, schreien und leiden aber in ihrer Muttersprache. Mit dem Bilingualismus wird geschickt der Bogen zu den internationalen Problemen und Reibungspunkten gespannt, den die Musik der deutschen Post-Hardcore Truppe gewichtig aufnimmt. So geht es hier nicht nur um Blasts und sprengende Riffs, sondern Kommunikation und Zusammenleben.
Egal wie laut und brutal Fjørt mit Songs wie „Eden“ oder „Südwärts“ auch werden, das Schöne an dieser weitergeführten Art von Hardcore ist ja, dass weder Gefühl noch die Möglichkeit zur Empathie fehlen. Und dieses Trio steht auch seit der Gründung 2012 für den Mut, immer wieder neue Ideen und Einflüsse in ihrer Musik zuzulassen. Ob sich Stücke nun elegisch in die Flächen lehnen und dabei den Post-Rock hereinbrechen lassen oder die Melodien mit Synthies auflockern: Alles dient dem eindrücklichen Resultat. Dieser explosive Cocktail passiert auch in den Lyrics, die Politik, Ungerechtigkeit und persönliche Probleme zu einem berührenden Tiegel verschmelzen.
Mit dieser Grösse und der Bereitschaft, in Gebiete vorzudringen, die nicht allen passen könnten, bleiben Fjørt auch mit „Couleur“ immer packend und fordernd. Stücke wie „Bastion“ lassen uns leiden und nachdenken, greifen mit ihren Gitarren tief in unsere Wunden, bieten aber auch gleich den Ausweg und Hinweise zur Besserung. Ob die Band dabei an The Hirsch Effekt oder Envy erinnert, am Ende trägt man eine grosse Befriedigung davon und ist froh, gibt es noch solche Geister und Gesichter in der Musikszene.
Tracklist:
1. Südwärts
2. Couleur
3. Eden
4. Mitnichten
5. Raison
6. Windschief
7. Fingerbreit
8. Magnifique
9. Bastion
10. Zutage
11. Karat
Bandmitglieder:
Chris Hell – Gitarre und Gesang
David Frings – Bass und Gesang
Frank Schophaus – Schlagzeug
Gründung:
2012
Text: Michael Bohli