Band: Nine Inch Nails
Album: Add Violence
Genre: Electro / Alternative Rock / Industrial
Label/Vertrieb: Caroline / Universal
VÖ: 13. Oktober 2017
Webseite: nin.com
Ich gestehe, Nine Inch Nails können für mich gar nichts falsch machen. Da bin ich absolut voreingenommen, optimistisch und alles andere als objektiv. Und endlich, nach langen vier Jahren, gibt es neues Material aus dem Hause Trent Reznor und Atticus Ross.
Vorneweg: Es ist leider nur eine EP. Sozusagen das Gluschtig-Macherli. Fünf Tracks, die nach noch mehr verlangen. Und fünf Tracks, die zusammen dennoch so viel mehr sind, als eben „nur“ eine EP. Wieso? Zum Beispiel wegen „Less Than“, der Nummer eins auf diesem Mini-Album. Ein klassischer, sehr dichter und dynamischer NIN-Song, der an die Alben bis und mit 2008 erinnert. Treibende Elektro-Beats und Reznors Gesang über einem Teppich aus verzerrten Gitarren, die sich im Refrain zu einem bombastischen Gewitter auftürmen.
Mit „The Lovers“ wird die Fahrt allerdings abrupt gebremst. Dieser Song würde sich gut in das letzte Album „Hesitation Marks“ (2013) einfügen. Ein ruhiger, elektronischer Beat gibt das Tempo vor. Leise Klavierpassagen und ein sanfter Gesang geben diesem Track eine ruhige, würzige Note.
„This Isn’t The Place“ macht nahtlos mit sanften Tönen weiter. Eine Wand aus Synthesizer-Klängen baut sich langsam auf, zu der sich eine einfache, einnehmende Klavier-Melodie gesellt. Dass Trent Reznor und Atticus Ross sich seit ein paar Jahren unter anderem auch dem Komponieren von Filmmusik widmen, wird für mich in diesem Song spürbar. Der Stimmungsaufbau ist gewaltig. Aus einem einzelnen, brummenden Ton wird eine ganze Wand aus Klängen erschaffen, die den Raum einnimmt und dennoch nicht überfüllt. Hypnotisch und Gänsehaut pur.
Die Nummer vier auf dieser EP, „Not Anymore“, fällt im Schnitt am weitesten ab und ist eher ein Zwischenspiel, bevor es mit dem letzten Titel „The Background World“ nochmals so richtig krank wird. Elf Minuten und 44 Sekunden dauert dieses Werk, das sich leise seinen Weg bahnt und irgendwann nur noch zum Rauschen wird. Dieses Rauschen und Knacken zieht sich gut von der Hälfte bis zum Schluss hin an und wird immer bedrohlicher. Der Begriff „Add Violence“ im Titel drückt hier aus, was als kunstvoller Krach ausgehalten werden muss oder darf.
Eine EP, die meinen Hunger nach NIN erst mal gestillt hat, bis morgen, spätestens. Viel mehr bitte.
Tracklist:
1. Less Than
2. The Lovers
3. This Isn’t The Place
4. Not Anymore
5. The Background World
Bandmitglieder:
Trent Reznor
Atticus Ross
Gründung:
1988
Text: Nicole Imhof