14. April 2017
Kaserne – Basel
Bands: Scratches / Zeal & Ardor / Sum Of R / Autisti / Khaldera / The Universe By Ear
Es wird in den alten Büchern als Plage beschrieben, das massenhafte Einfallen der Heuschrecken. Doch tausende Jahre später jubelt man, wenn diese Wesen Basel besetzen. Denn bereits zum zweiten Mal feierte das Czar Of Crickets Label aus der Rheinstadt seine Bands, sein Bestehen und natürlich die grossartige Musik. Und davon gibt es momentan unglaublich viel, was bereits nach wenigen Minuten des ersten Abends gezeigt wurde.
Denn wer ein Festival mit einer solch fesselnden Gruppe wie The Universe By Ear beginnen kann, der muss sich echt nicht verstecken. Die Lokalmatadoren stürzten sich in ein kurzes, aber voluminöses Set voller Progressive Rock, hitverdächtigen Stücken wie „Seven Pounds“ und rauchenden Instrumenten. Sogar ein neues Lied wurde präsentiert und schnell waren alle Besucher bekehrt. Dies liessen sich auch Khaldera nicht entgehen und liessen mit ihrem instrumentalen Post-Stoner die Säulen zittern. Sogar ein streikender Bass brachte diese Dampfwalze nicht aus der Bahn.
Doch man kann sich merken: Wer einen Abend voller harter Musik gestaltet, der benötigt eigentlich nur ein Trio aus der Westschweiz. Autisti, die neue Band von Louis Jucker und Emilie Zoé, ging mit ihrer Aurüstung nämlich roher und wilder um als alle anderen Musiker in der Kaserne an diesem Abend. Ihr Noise-Rock liess Bier fliegen und Körper zusammenprallen. Da war es wahrlich nötig, dass man bei Sum Of R eher etwas meditativ in den doomigen Post-Metal eintauchen konnte. Zwei Herren, viel Dunkelheit und eine betörende Schalleruption.
Und danach war auch klar, wieso die meisten Leute an diesem Abend das Czar Fest besuchten – die Live-Premiere von aktuellem Wunderkind Zeal & Ardor fand zwischen Lichtgewitter, Nebelschwaden und unzähligen Zuschauern statt. Dabei wirkte die immer noch erstaunliche Mischung aus Sklaven-Gospel und Black Metal auch mit Band gespielt erfrischend anders. Etwas härter als auf Platte, dafür eindringlich und vereinnahmend – so ein selbstsicheres Bühnendebüt sieht man selten.
Bevor man danach glücklich, müde und mit ergattertem Shot-Glas in die Nacht hinaus stolperte, gab es noch den verführerischen Abschluss mit der Basler Band Scratches. Mit ihrem alternativen Rock liessen sie die Dunkelheit wie einen schützenden Mantel über alle Anwesenden fallen und die wunderbare Kombination aus tiefschwarzem Soul, melancholischer Strahlkraft und schneidenden Gitarrenriffs war formvollendet. Genau wie auch der erste Abend des Czar Fest selber – die Schweizer Szene lebt!
Text: Michael Bohli
Bilder: Anna Wirz