10. März 2017
Im Gespräch mit: Jan Wälchli – Gitarrist bei Palmer
Langenthal lässt die Schweiz beben – denn seit Palmer ist neustes Album „Surrounding The Void“ veröffentlicht haben, ist Post-Metal und Prog nicht mehr das Gleiche. Ausgeklügelt, voller packenden Ideen und mit viel Talent lässt die Band kein Stein auf dem anderen. Genügend Gründe also, der Band etwas auf den Zahn zu fühlen.
Michael: Hallo Jan. Zuerst ein Glückwunsch zu eurem neuen Album „Surrounding The Void“. Wie fühlt es sich an, nach längerer Zeit wieder etwas zu veröffentlichen?
Jan: Vielen Dank für die Blumen. Es fühlt sich gut und richtig an. Wir sind schon stolz auf „Surrounding The Void“. Die Reaktionen sind super – das freut uns wahnsinnig und zeigt, dass wir nicht alles falsch gemacht haben. Es ist eine ziemlich aufregende Zeit momentan.
Michael: Ihr habt eurer Musik viel Zeit gelassen – dies spürt man in den Songs auch. Doch lange Zeit ohne neue Musik bedeutet auch Vergessenheit. Ist dies ein Wagnis?
Jan: Wir nehmen uns die Zeit die wir benötigen, da lassen wir uns auch nicht stressen. Gut Ding will schliesslich Weile haben. Über allfällige Konsequenzen haben wir uns nie wirklich Gedanken gemacht. Wir hatten sogar das Gefühl, dass das Interesse einige Jahre nach „Momentum“ zugenommen hatte.
Michael: Langenthal – eigentlich nicht ein Ort, aus dem wilder Metal kommt. Hat die örtliche Herkunft überhaupt eine Bedeutung bei euch?
Jan: Musikalisch gesehen sicher nicht, Musik kennt ja bekanntlich keine Grenzen. Aber klar, wir kommen alle aus dem Grossraum Langenthal und dieses Städtchen war immer unsere Homebase. Wir fühlen uns hier sehr wohl und teilen uns den Bandraum mit anderen Musikern aus er lokalen Szene.
Michael: Für die Lieder „Digital Individual“ und „Divergent“ habt ihr je ein Lyric-Video veröffentlicht – eine momentan angesagte visuelle Form. Wie kam es zu diesem Entscheid?
Jan: Unser Labelchef Fredy von Czar of Bullets hat uns ein sattelfestes Konzept vorgelegt, welches ein Lyric-Video und ein „normales“ Video vorsah. Wir haben uns für „Digital Individual“ und „Misery“ entschieden. Steve, unser Sänger, dreht beruflich Musik- und Produkteclips und hat dann vorgeschlagen, für „Divergent“ ebenfalls ein Lyric Video zu machen. Da liessen wir uns natürlich nicht zweimal bitten.
Michael: Bei einem Lyric-Video steht plötzlich der Text im Vordergrund und kann von den Zuschauern genau auseinander genommen werden. Kann dies auch eine Hürde sein – da z.B. gewisse Zeile plötzlich zu plump wirken?
Jan: Das glaube ich nicht, ein guter Text ist ein guter Text. Und Steve, welcher sämtliche Texte schreibt, ist wirklich sehr versiert darin.
Michael: Auch mit der Technik experimentiert ihr gerne – so ist das Video für „Divergent“ im 360°-Modus programmiert. Palmer gehen also mit der Zeit?
Jan: Das war Steves Idee und wir fanden das cool. Er wollte das unbedingt ausprobieren. So gesehen sorgt Steve schon dafür, dass Palmer auch in dieser Beziehung „up to date“ sind.
Michael: Auf „Surrounding The Void“ kommen viele Stilrichtungen und Einflüsse zusammen – bestimmt hört ihr privat sehr viel Musik?
Jan: Absolut, jeder von uns hat einen eigenen Background. Da kommt einiges zusammen. Das Musikuniversum ist viel zu spannend um sich nur mit einer Stilrichtung zu befassen. Ich denke das hört man „Surrounding The Void“ auch an.
Michael: Die Songs auf eurer neusten Platte werden mit internationalen Grössen wie Isis, Neurosis oder Tool verglichen. Welche Schweizer Bands aus den harten Gebieten muss man aber in euren Augen kennen?
Jan: Da gibt es einige Bands wie Zatokrev, Coroner, Chelsea Dead Beat Combo, Knut, Anxiety, The Great Light Of Slow, When Icarus Falls, Gurd – um nur einige zu nennen.
Michael: Im April werdet ihr am Czar Fest in Basel auftreten, was zugleich auch wie ein Klassentreffen aller Bands vom Czar Of Crickets Label ist. Darf man etwas spezielles erwarten?
Jan: Das wird ein tolles Festival werden, eine grosse Party. Zeal and Ardor werden, soviel ich weiss, ihren ersten Gig spielen. Das sind regelrechte Senkrechtstarter, da darf man sicher gespannt auf die Liveumsetzung sein. Was Palmer betrifft werden wir natürlich „Surrounding The Void“ in stärkster Form präsentieren.
Michael: Und zu guter Letzt: Werden wir in Zukunft regelmässiger oder schneller eine neue Scheibe von Palmer erhalten?
Jan: Diese Frage wird unser nächstes Album von selber beantworten. 🙂
Interview: Michael Bohli