15. November 2016
Volkshaus – Zürich
Bands: Wilco / William Tyler
Wilco, die Alternative/Country Band besuchten das gut gefüllte Volkshaus in Zürich. Das aufmerksame Publikum begleitete sie durch den abwechslungsreichen Abend.
Da der Abend schon früh begann, verpasste ich leider den Opening Act William Tyler. In anderen Shows der Tour spielte er nochmals bei der Zugabe, diese fiel in Zürich leider aus.
Beim Eintreten fiel als erstes die Stage auf. Das Bühnenbild war umrandet mit künstlichen Bäumen, die im Kontrast standen zu einer im Hintergrund leuchtenden LED Wand mit diversen Lichteffekten. Für manchen vielleicht ein wenig kitschig, verpasste der Bühne jedoch ein intimes Bild.
Wilco starteten mit ihrem Song „On and On and On“, eine ruhige Ballade, die das Publikum schnell zum Schweigen brachte. Die Besucher waren grösstenteils Menschen im mittleren Alter und aufwärts. Jugendliche traf man kaum an. Vielleicht wurden die ruhigen Songs aus diesem Grund kaum durch Geschwätz gestört und nur wenige Smartphones verdeckten einem die Sicht. Heutzutage leider eher eine Rarität, aber umso mehr schätzt man diese Erfahrung. Weiter ging es mit einigen eher kürzeren und traditionellen Country-Songs bei denen mehrheitlich Sänger Jeff Tweedy im Vordergrund stand, davon auch zwei aus ihrem neuen Album „Schmilco“.
Schon bald folgte ein persönliches Highlight; „Art of Almost“. Treibende Synthie-Bässe wurden verziert mit experimentellen Klängen des aus dem Jazz stammenden Gitarristen Nels Cline. Ein 7-minütiger Song der zeigt, wie facettenreich Wilco sind und neben schönen und klassischen Harmonien auch das Arbeiten mit sphärischen Klangwolken perfektioniert haben.
An diesem Abend wurde es nicht langweilig. Wenn es nicht viel zu hören gab, konnte man sich auf den Text konzentrieren. Wie bei der zu brav klingenden Mörder-Ballade „Via Chicago“, bei der Tweedies Geträller in einer plötzlichen Kakophonie vom Rest der Band untergeht, die so schnell wieder verschwindet, wie sie ins Klangbild geplatzt ist. Ein Livemoment, bei welchem nicht wenige Zuschauer ein verdutztes Lächeln im Gesicht hatten.
Nels Clines Gitarrenkünste zeigten sich während des Konzerts meist eher im Hintergrund. Beim Song „Impossible Germany“ bewies er mit seinem virtuosen Gitarrensolo, dass er den anderen Gitarristen der Band in technischer Hinsicht um Längen überlegen ist. Leider war er im Mix eher etwas leise, weswegen er stellenweise im Gesamtbild unterging.
Jeff Tweedy leidet unter Panikattacken und hat oft grosse Nervosität bei seinen Shows, was eventuell auch der Grund war, dass er in der ersten Stunde des Konzerts kein Wort mit dem Publikum wechselte. Mit der Zeit schien er jedoch aufzugehen und vor dem Song „We Aren’t The World“ witzelte er sogar über die Präsidentenwahl. „We aren’t the world… And I hope that’s more true than ever“.
Nach 90 Minuten regulären Sets folgten schliesslich die letzten 30 Minuten Zugabe, die sie beim Abschlusssong „Spiders“ mit einem selbstironischen Mitsingpart beendeten. „This is our thing in South America and you cannot escape it“. Wie wahr, denn sie liessen nicht locker, bis auch die hinterste Reihe mitsang.
Wilco bewiesen an diesem Dienstagabend was für eine fantastische und überaus sympathische Band sie sind. Dass sie seit mehr als 20 Jahren miteinander musizieren, hört man ihnen an. Jede Note war richtig platziert und kein Ton zu viel. Ein Abend, der überzeugt hat und die Zuschauer mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen liess.
Text: Florian Sommer