20. Oktober 2016
Mühle Hunziken – Rubigen
Band: Troubas Kater
Es ist recht kühl heute Abend, schon beinahe „Verdammte Novämber“. Ich stelle mich ans Feuer im Vorgarten. Auf der Bank gegenüber entspannt sich Jake Blues von den Bluesbrothers im welkenden Laub, ich nicke ihm zu. Nun ja, Zeit reinzugehen. Ich grüsse den Pinguin am Empfang und während ein Schwein gemächlich über die Bühne fliegt, quetsche ich mich durch das mit allerhand Mobiliar aus allen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts gefüllte Lokal. Jedes Mal entdecke ich wieder etwas Neues, hier in der Mühle Hunziken. Sie ist einfach schon speziell, diese Location.
Genau die richtige Umgebung für den heutigen Act. Troubas Kater spielen auf. Wie die Mühle selbst vermischt sich scheinbar Unvermischbares, so dass etwas Neues, Faszinierendes entsteht. Vor nicht all zu langer Zeit kehrte der Mundartrapper QC von seinen Reisen durch die Welt zurück, vollbepackt mit neuen Ideen und Texten. Diese jedoch einfach dahin zu rappen reichte nicht. So holte er sich 7 Männer und mit ihnen ein Schlagzeug der besonderen Art, eine Gitarre, Posaune, Trompete und Saxophon, Sousaphon und Akkordeon. Noch ein bisschen südamerikanische Klänge einfliessen lassen, das ganze mit Folk und dezentem Ska untermauern, das vollbepackte Ideenbüchlein in Rapreime verwandeln, einmal umrühren und entstanden ist eine Band die heute vor ausverkauften Rängen ihr 62 Konzert innerhalb eines Jahres geben.
Troubas Kater treten wuchtig auf. Sie spielen gekonnt mit dem Publikum. QC lässt Wortfetzen der Zuschauer in seinen Sprechgesang einfliessen, rapt einfach mal so drauflos. Sieht improvisiert aus. Man spürt aber, die Jungs sind aufeinander bis ins Detail eingespielt. Bisweilen scheinen sie gar zu routiniert, das Programm zu abgepackt. Dennoch macht es Spass zuzusehen und vor allem zuzuhören. Der farbige Ska der Bläser ist beflügelnd, die Solos, allen voran Saxophon und Trompete lassen einen erschaudern, wenn sie ganz vorne auf der Bühne ihre funkigen Melodien in die begeisterte Menge dröhnen. Unglaublich, der Herr an der Gitarre. Er bringt musikalisch das südländische Gefühl hinein. Einzigartig der Sousaphonist, nicht allein wegen seiner schieren Grösse (auch ohne Instrument) ein Hingucker. Was er aus diesem Gerät rausholt ist schon phänomenal.
Der ganze rhythmisch melodiöse Teppich wird aber ausgebreitet für Frontmann QC. Betörend leichtfüssig rappt er zu den Klängen seine zum Teil sehr tiefgründigen Texte. Teilt mit dem Publikum die Reiseerfahrungen. Wird mal tief ernst und gleich wieder verspielt lustig. Schafft einen Mix aus Schwere und Leichtigkeit und – schön zu sehen – heimst nicht, wie so viele, das Wohlwollen des Publikums allein ein, sondern lässt seinen Bandkollegen genügend Raum zu musizieren. Die Instrumente sind denn auch ebenso wichtig, wie der Gesang. Erst die Vielfalt aus beidem mach Troubas Kater schon fast einzigartig. Das Debutalbum „Verdammte Noväber“ erschien vor knapp einem Jahr und schlug gewaltig ein, in der Schweizer Musikszene. Auf der Platte zu hören sind unter anderem auch jeweils ein Gesangsduett mit nur einem der Instrumente. Auch diese Duette kriegen wir heute hier zu hören. Es sind wahrlich die Zuckerstücke dieses Abends.
Troubas Kater gelingt ein gelungener und kurzweiliger Konzertabend. Sie selbst sind sichtlich erfreut über die ausverkaufte Halle und verkaufen sich dementsprechend auch gut und motiviert. Vom Bühnenkater der so manchen Künstler nach einer intensiven Tour gegen Schluss hin erfasst, ist heute Abend nichts zu spüren. Im Gegenteil Troubas Kater wollen sich nochmals selbst spüren, bevor sie sich schon bald in einen langen Winterschlaf begeben. Ob sie daraus wieder erwachen scheint noch nicht klar und lässt Frontmann QC auch bewusst offen. Darum sollten Freunde dieser Musikkultur sich die (vorläufig) letzten drei Konzerte am 29. Oktober, sowie am 4. und 5. November nicht entgehen lassen. Ich für meinen Teil bin nach diesem Abend zufrieden und guter Hoffnung, dass es eben nur ein langer Winterschlaf sein wird. So verlasse ich die Mühle Hunziken mit einer wärmenden Freude im Herzen Richtung „Verdammte Novämber“.
Text: Sebastian Leiggener