17. Oktober 2016
Im Gespräch mit: Sven Egloff von Khaldera.
Mit „Alteration“ zeigten Khaldera dieses Jahr nicht nur, dass ihre Musik auch ausserhalb des Bandraumes funktioniert – sondern, dass auch im Aargau wuchtige und instrumentale Lieder funktionieren. Wir erhielten die Möglichkeit, ein paar Fragen an den Gitarristen der Gruppe zu stellen.
Michael: Hallo Sven, besten Dank für die Möglichkeit eines Interviews und gleich mal: Gratulation zur neuen EP „Alteration“.
Sven Egloff: Hallo ebenfalls und Danke für die Lorbeeren.
Khaldera – ebenso ein Kontinent einer Spielwelt, in der nicht alles ganz normal zu und her geht. Wie weit passt ihr da mit eurer gleichnamigen Band rein? Erschüttert eure Musik die Erde?
Nach anfänglicher Verwunderung und einer Minute auf Google kann ich nur sagen, dass wir damit rein gar nichts zu tun haben und passen noch weniger in diese Welt als Nutella zu Essiggurken. Aber nichts desto trotz erschüttert unsere Musik natürlich immer ihre Umwelt, egal wo wir uns befinden .Es ist cool, dass wohl jemand dieselbe kreative Idee hatte wie wir.
Geografisch konkreter: Ist es für eine Band eine gute Ausgangslage, im Aargau seine Heimstätte aufzubauen?
Da wir das Glück hatten einen sehr guten Proberaum in der Nähe eines Bahnhofes zu finden – definitiv ja. Fabio und ich wohnen ausserdem nur knapp 5-15 Minuten vom Raum entfernt. Viel besser kann es daher aktuell nicht sein. Was Auftrittsmöglichkeiten angeht bestehen im Aargau nicht sehr viele geeignete Lokale für unsere Musik. Allerdings benötigen wir aufgrund der zentralen Lage auch nicht allzu lange, um beispielsweise nach Zürich, Basel oder Bern zu gelangen.
Eure Band existiert seit vielen Jahren, vor allem als bekannte Bewohner des Proberaumes. Wie habt ihr euren steigenden Bekanntheitsgrad erfahren ohne gross das Land zu bereisen?
Eigentlich haben wir das Land mit der Band noch gar nicht bereist und auch selbst sehr wenig Werbung betrieben. Man kann jedoch nur Leute erreichen, indem man Musik veröffentlicht und aktiv verteilt – heutzutage geschieht dies meist über das Internet. Da die erste EP von Aaron Harris (Palms, ISIS) abgemischt wurde, konnten wir über sein Netzwerk bereits Personen ausserhalb der Schweiz erreichen. Ich glaube, wir haben damit sogar mehr Leute aus anderen Ländern als Schweizer erreicht.
Für die zweite EP haben wir uns für die Zusammenarbeit mit dem Label Czar of Crickets entschieden, welches einiges an Promo-Arbeit geleistet hat. Dadurch konnten wir nun auch wieder neue Leute erreichen, ohne überhaupt ein Konzert gespielt zu haben – was uns natürlich freut.
Ist es möglich, in einer solch schnelllebigen Zeit mit nur zwei EPs in drei Jahren trotzdem in den Gedanken der Menschen zu bleiben?
Das ist schwer zu sagen, ich denke das kommt auf die Musik an. Wenn einem die Lieder gefallen und auch über längere Zeit fesseln, spielt man sie auch öfters ab. Mir persönlich spielt es keine Rolle, wie viel Material eine Band veröffentlicht – hauptsache ich kann gute Musik geniessen. Und bei der heutigen Fülle an guter Musik stellt sich mir manchmal eher die Frage, wann man das denn noch alles hören soll?
Existiert für euch – oder alle instrumentalen Metal-Bands – eine eigene Szene? Gelingt mit einem homogenen Publikum der Durchbruch oder wird dies durch diesen Umstand eher erschwert?
Die Existenz einer solchen Szene ist mir nicht bewusst. Wenn Sie bestehen würde, wäre sie in der Schweiz wahrscheinlich eher klein.
Was lange braucht wird endlich gut – welche Gründe verhindern bei euch das Loslassen der Lieder? Auf „Alteration“ spürt man den Anspruch an Perfektion, der auch oft erreicht wird. Steht man sich dabei aber nicht gerne selber im Weg?
Es gibt dafür keine spezifischen Gründe. Ich für meinen Teil mag es jedoch, wenn alles wie aus einem Guss klingt. Dies erfordert oftmals etwas mehr Hingebung und auch entsprechend Aufwand. Für uns ist schlussendlich aber das Endergebnis am wichtigsten und wir sind bestrebt nur Material zu veröffentlichen, mit welchem wir auch vollends zufrieden sind. Sich selbst im Weg stehen kann man teilweise durchaus. Wir haben aber inzwischen gelernt, radikaler zu sein wenn es notwendig ist. Es ist ausserdem hinzuzufügen, dass wir die letzten drei Jahre nicht alleine in diese EP investiert haben. In dieser Zeit haben wir auch bereits einiges an anderem Material zusammengestellt und wir können es kaum erwarten, es fertigzustellen.
Czar Of Crickets ist ein kleines Label mit ausgewählten Bands – wie kam eurer Kontakt zu Fredy zustande?
Für Alteration wollten wir eine andere Art von Produktion, Promotion und Vertrieb finden, gleichzeitig aber so unabhängig wie möglich bleiben. Es war uns ebenfalls wichtig, mit Leuten aus der Umgebung zu arbeiten, welche man auch effektiv treffen kann – jemand der unsere Musik versteht und weiss worum es geht. Wir kannten Fredy Rotter (Labelmanager) von der Band Zatokrev und wussten, dass er erfolgreich sein eigenes Label betreibt und schon einige Alben heraus gebracht hat. Somit schrieben wir ihn einfach an. Er war von Anfang an sehr aufgeschlossen und für eine Zusammenarbeit bereit, und wir sind bisher auch sehr dankbar für seine Arbeit. Dank seiner Kontakte in Europa erreichen wir mit unserer Musik international Menschen, die wir ansonsten nur mit sehr viel Aufwand oder gar nicht erreicht hätten. Es hat uns auch bereits ein paar sehr gute Reviews, Interviews und sogar Konzertmöglichkeiten eingebracht.
Glaubt ihr, auf eurem Weg auch einmal Schnellschüsse zu wagen – oder bleiben Khaldera für ihre langsame, aber stets überlegte Vorgehensweise bekannt? Frech ausgedrückt, das erste Album 2017 oder 2025?
Wir sind sehr motiviert, das erste Album vor 2025 zu veröffentlichen. Wenn alles gut läuft, könnte es durchaus möglich sein, dass ihr es in 1-2 Jahren in den Händen haltet. Wir wollen aber noch keine Versprechungen machen.
In eurer Biografie steht, dass ihr vorläufig eine instrumentale Band seid. Schwirren denn Gedanken im Raum herum, es in Zukunft auch mit Stimmen zu versuchen?
Wir schliessen grundsätzlich nichts aus, wenn uns eine Idee gefällt und haben auch schon über Experimente diskutiert. Sofern wir der Musik mit Gesang effektiv etwas hinzufügen und gleichzeitig auch das Gefühl eines Songs einfangen und übermitteln könnten, ist es definitiv eine Option für uns. Die Zeit wird zeigen, ob sich etwas ergibt.
Besten Dank für das Interview.
Vielen Dank auch dir.
Interview: Michael Bohli