Datum: 18. März 2010
Ort: Alma-Würth Saal
– Künzelsau (D)
Anna Katharina, besser bekannt als die Geigerin der Mittelalter-Rockband Schandmaul, stellt auf ihrer aktuellen Tour bereits ihr zweites Soloalbum „Saitensprung“ vor. Unterstützt wird sie hierbei von Letzte Instanz Musikern Specki T.D. (Drums und Percussion) und Michael Ende (Bass).
Als Veranstaltungsort wurde der Alma-Würth Konzertsaal in Künzelsau, inmitten des Würth Industrieparks, gewählt. Dieses Gebäude gehört zur Würth-Akademie, die es sich u.a. zur Aufgabe gemacht hat, das regionale Kulturangebot zu steigern (Der Würth Konzern ist eigentlich ein Unternehmen im Bereich Befestigungs- und Montagematerial. Ihr habt wahrscheinlich auch schon einige Würth-Schrauben oder -Dübel bei Euch in der Wohnung verbaut :-).
Entsprechend der für die Mittelalterszene ungewöhnlichen Location spiegelte das Publikum eine kuriose Mischung wider: auf der einen Seite die Klassikliebhaber im Seniorenalter, die als regelmäßige Besucher der Konzertreihen im Alma- Würth Saal den Zugang zum Konzert fanden, auf der anderen Seite die Fraktion der Schandmaul-Anhänger aus der Mittelalter- und Gothikszene. Beide Publikumsgruppen sollten in den folgenden zwei Stunden nicht zu kurz kommen, sowohl das durchweg hohe künstlerische Niveau, als auch eine spassig-lockere Atmosphäre durch Annas humorvolle und sympathische Ansagen prägten den Abend. Die drei hochkarätigen Musiker beeindruckten auf ganzer Linie in ihrer musikalischen Virtuosität und der stilistischen Bandbreite in der klaren Akustik des Alma-Würth Konzertsaals.
Neben Eigenkompositionen von Anna und auch Michael bot das Trio ebenfalls Neuinterpretationen von Klassikern aus der Peer Gynth-Suite oder der Bach Partita E-Dur dar, die geschickt mit Geige, Schlagzeug und E-Bass umgesetzt wurde. Ebenfalls Annas Zweitinstrument, die Drehleier, fand ihren Einsatz in dem gekonnten Abendmix aus orientalischen Klängen, Jazzläufen, Folk- und Klassikelementen.
Anna bestach in den Überleitungen durch ihre sympathische Moderation und lustige Anekdoten zu den jeweiligen Stücken, wie ihren eigenen Patzer während der Bach Partita in ihrer Geigen-Diplomprüfung. Zu ihrem Stück „Hüttenlargo“ erzählte sie, wie das Stück aufgrund ihrer etwas undeutlichen Handschrift als „Nuttentango“ gelesen wurde, und seitdem die Diskussion bestehe, welchen Namen das Stück tragen solle (handschriftlich sehen sich die beiden Namen tatsächlich überraschend ähnlich!). Auf ihrer CD wurde das Stück daher diplomatisch mit Ankreuzsymbolen versehen, der Zuhörer könne so den Lieblingsnamen des Titels selbst bestimmen (als 3. Namensvorschlag steht noch „Glückskeks“ zur Auswahl).
Nach der Pause traten Anna, Specki und Michael in geänderter Kleiderordnung auf die Bühne. Das edle (und todschicke) Abendkleid und die Anzüge wurden gegen legere Jeans und T-Shirt getauscht. So spiegelte das Trio auch hinsichtlich ihrer Bekleidung die musikalische Vielfalt des Abends wider. Einzig eine etwas dubios wirkende, mich zu sehr an André Rieus populär aufbereiteten Klassikinterpretationen erinnernde, Kombination aus Bach Etüde und Queens „We are the Champions“-Thema drückte ein wenig meine ansonsten ausnahmslos hohe Anerkennung an das Trio hinsichtlich ihrer kompositorischen und interpretativen Leistung.
In der Zugabe überzeugte die diplomierte Geigerin Anna nicht nur an ihren Saiteninstrumenten, sondern auch durch ihren Gesang mit einer wunderschönen Interpretation von Leonard Cohens Ballade „Hallelujah“. Das Abschlusslied „Flying Cow“ animierte die Zuschauer mit seinem fröhlichen Folk-Thema zum Mitklatschen und ließ das Publikum nach einem vielschichtigen, virtuosen Abend gut gelaunt und in fröhlicher Stimmung bei standing ovations zurück.
Geschrieben von: Wiebke Schone