9. Mai 2016
Volkshaus – Zürich
Bands: Wolfmother / Electric Citizen
Wenn sich eine Band schon Mühe gibt und ihren Sound so klingen lässt wie damals, als der Rock noch Mädchen abschleppte und man die Haare wild wuchern liess – dann darf doch auch das Drumherum angepasst sein. Es braucht keine Lasershow und sich bewegende Bühnenteile, es braucht keinen topmodernen Saal und schon gar nicht eine Horde von Musikern und Begleitern. Wolfmother kamen zu dritt in kompakter Besetzung auf die Bühne des Volkshauses in Zürich und transportierten die Zuschauer riffmächtig in den Himmel des Heavy Rock.
Es war nicht immer einfach für die Band – oder besser gesagt deren Boss Andrew Stockdale. Der Australier beglückt die Welt seit 2000 mit seiner Musik, doch nach dem grandiosen Debüt-Album „Wolfmother“ zerbrachen Band und Musik schrittweise. Die Lieder erreichten nicht mehr die Hitverdächtigkeit ihrer Vorgänger, das Besetzungskarussell drehte sich. Glücklicherweise spürte man davon aber in Zürich nicht viel, denn Wolfmother zeigten sich voller Energie und Kampfgeist. Mit „Victorious“ und „New Moon Rising“ stieg die Gruppe wild in das Konzert ein und lockerte den Griff zu keiner Minute. In dem schönen Saal wirbelten alsbald Menschen und Bierbecher durcheinander und die Frühlingsluft wurde sommerlich heiss.
Dass der Jubel immer dann am lautesten war, wenn Lieder des Erstlings gespielt wurden, war klar. Stücke wie „Woman“, „Dimension“ oder „Apple Tree“ funktionieren immer noch perfekt und sind die Ausgeburt des treibenden Rock. Harte Riffs brechen auf das wirbelnde Schlagzeug ein, Bass und Orgelklänge planieren alles am Boden. Die Musiker verausgabten sich und jeder Song wurde mit hohem Tempo gespielt. Dass Schlagzeuger Alex Carapetis dabei nicht nur fast eine Sonnenbrille, sondern auch alle Energie verlor, war kein Wunder – solche Musik kennt keine Gnade. Das dachte sich wohl auch der Mischer und liess den Sound oft in einer Brühe versinken. Vielleicht eine Hommage an vergangene Tage? Wie auch immer – Wolfmother machten aus dem Wochenanfang die grösste Party der Rockmusik und besiegelten dies mit einem halsbrecherischen „Joker & The Thief“.
Gefährlich für den Körper waren bei der Vorband Electric Citizen nur die Bewegungen der schönen Frontfrau Laura Dolan. Sie krümmte ihre Figur zum Rock’n’Roll und hatte wohl vor dem Konzert die Standardposen aus dem Lehrbuch abgeschaut. Das passte aber ganz gut zu den Klängen, wagte sich die Band doch selten aus den Klischees des Retro-Rock heraus. Ihre Lieder klangen alle sehr ähnlich und waren meist leider nur dann packend, wenn Dolan nicht gesungen hat. Spannender zu beobachten war aber sowieso Drummer Nate Wagner. Der sah nicht nur aus wie The Animal von den Muppets, sondern bewegte sich auch so. Und nach dem Augenschmaus gab es von Wolfmother schliesslich genügend auf die Ohren.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Vicarious
2. Bad Moon Rising
3. California Queen
4. Woman
5. I Ain’t Got No / Apple Tree
6. The Love That You Give
7. White Unicorn
8. The Simple Life
9. The Way To Go
10. White Feather
11. How Many Times
12. Dimension
13. Gypsy Caravan
14. Where Eagles Have Been
15. Vagabond
16. Mind’s Eye
17. Pyramid
Zugabe
18. Colossal
19. Joker & The Thief
Text: Michael Bohli
Bilder: Dietmar Grabs