Band: Boysetsfire
Album: Boysetsfire
Genre: Post-Hardcore, Emo
Label/Vertrieb: End Hits
Veröffentlichung: 25. September 2015
Website: boysetsfire.net
Geschrieben von: Michael Bohli
Es war schon ein harter Moment, als sich 2007 die Post-Hardcore Band Boysetsfire aus den USA auflöste. Wohin nun mit der Wut, und mit wem sollte man ab sofort mitschreien? Das Leiden dauerte glücklicherweise nicht lange, denn bereits 2010 fanden sich die Herren wieder zusammen und veröffentlichen seit 2013 erneut Alben.
Die Comeback-Scheibe „While A Nation Sleeps“ überzeugte sehr und die Band spielte ihre dunklen Seiten geschickt aus. Der Nachfolger ohne Namen stellt nur einen Bruch dar, eine Besinnung. Namenlose Platten sind in den Diskografien meist der Punkt, an dem sich eine Band sammelt und ihre Musik klar definiert. Bei Boysetsfire klappt dies leider nicht so gut, auch wenn nichts wirklich schlecht ist.
Das selbstbetitelte Album „Boysetsfire“ zeigt gleich von Anfang an, um was es sich hier dreht: Krachende Riffs, harte Breaks und emotionale Gesänge. Eine Formel, die sich die Gruppe seit Jahren auf die Flagge und Brust schreibt und die bis heute Reiz und Spannung ausüben kann. So ist es immer wieder toll, wenn ein Lied explodiert und man sich schreiend in die Scherbengruben stürzt. Dies geschieht wohlüberlegt, denn am Grund warten Pflaster und Verband in Form von Chorgesängen und berührenden Melodien.
Früh erkennt man auch hier das Potential für zukünftige Liveklassiker und Hits, wie bei „Cutting Room Floor“ oder „One Match“. Noch so gerne schreit man die Zeilen lautstark mit und schüttelt dazu die Faust in der Luft. Nathan Gray ist es zum wiederholten Male gelungen Parolen zu schreiben, die man der gesamten Welt auf die Stirn ritzen möchte. „So let our vibrant hearts resound / An anthem to our lives unbound / And let them know we truly lived / While the dead rot we will give“.
Genretypisch werden aber nicht nur Liebesdramen oder Ungleichmässigkeiten im Gefühlshaushalt besungen, sondern vor allem gegen das Unrecht und die Missetaten auf der Welt angekämpft. Nieder mit den falschen Politikern, weg mit der Intoleranz. Boysetsfire waren nie still und zurückhaltend und wollen dies in ihrer zweiten Karrierephase auch nicht werden. Schade eigentlich, kann die Band aber die Versprechen nie ganz einlösen.
Während des gesamten Albums hat man das Gefühl, jetzt kommt der Höhepunkt, jetzt die Wende zum Meisterwerk. Doch leider bleibt „Boysetsfire“ auf dem Teppich der Tatsachen und die Gruppe besinnt sich auf ihre sicheren Werte. Wagemut und Experimentierfreude waren noch nie so weit weg wie hier, somit verkommt das Album ab der Hälfte zu einem stumpfen Abarbeiten der 13 Lieder.
Wie die Schlange auf dem Cover, scheinen sich die Musiker mit ihrem neusten Werk selbst in den Schwanz zu beissen. Im besten Fall ergäbe dies einen Kreis der alle Tugenden zentriert und verbindet. Hier erhält man aber nur ein kalkuliertes Produkt. Es ist bestimmt nicht verwerflich, dass sich Boysetsfire ein festeres Standbein verschaffen, umhauen tut dies aber keiner. „Boysetsfire“ ist somit als sechstes Studioalbum keine Offenbarung, sondern bloss eine gute Platte. Mehr aber leider nie.
Tracklist:
1. Savage Blood
2. Cutting Room Floor
3. Don’t Panic
4. Ordinary Lives
5. One Match
6. The Filth Is Rising
7. Torches To Paradise
8. Coward
9. Heaven Knows
10. Fall From Grace
11. Dig Your Grave
12. Breath In, Bleed Out
13. Bled Dry
Bandmitglieder:
Nathan Gray – Gesang
Chad Ivstan – Gitarre
Josh Latshaw – Gitarre
Robert Ehrenbrand – Bass
Chris Rakus – Bass
Jared Shavelson – Schlagzeug
Gründung:
1994