* * * *
Band: [:SITD:]
Album: Rot
Label/Vertrieb: Accession
Veröffentlichung: 30. Oktober 2009
Website: www.sitd.de
Geschrieben von: Luke J.B. Rafka
Pharmakonzerne auch auf dem Raubzug in der Musikbranche?
SITD = Shadows In The Dark, eine Band deren Clubhits nacheinander dem nächsten folgten. Angefangen mit “Snuff Machinery“, “Richtfest“ oder “Stronghold“ waren die Ruhrpott-Elektroniker bisher erfolgreicher denn je. Mit ROT folgte dieser Tage ihr neuester Electro-Endzeit-Streich.
Beginnt das Album noch sehr vielversprechend instrumental mit ein paar Spoken Words in Form des Tracks “The Insanity Of Normality“, so folgt zugleich mit “Carthasis“ der Aufruf des aus der elektronischen Musik nicht mehr wegzudenkenden Trios. Heal me, feel me – heal me, control me… der absolute Überwachungsstaat? Dann wäre sicherlich aber aufgeflogen, dass dieses Intro des zweiten Songs schonmal existierte und zwar bei Nachmahr… aber egal… hierüber zu spekulieren, was zuerst da war oder nicht, scheint aussichtslos.
Der Gesang von Carsten Jacek lässt wieder einmal zu Wünschen übrig. In all den Jahren wahrscheinlich noch nichts dazu gelernt schreit, kreischt und flüstert er wie eh und je. Die flächigen Synths liefern den Beat zum Club. Tanzbeine werden sicherlich auch in Zukunft vom Dortmunder Trio zur Bewegung animiert. Ein Refrain, der sich wieder einmal ins Gehirn brennt, auch wenn man nicht wirklich zuhören möchte.
Weiter geht es mit dem Titeltrack “Rot“, welcher mich doch textlich sehr überrascht. Auch die musikalische Zusammensetzung zu diesem Text passt sich absolut dem Thema an. Kurzer, prägnanter Text mit einer nachdenklich stimmenden Aussage in einem flotten Synthgeplänkel gehalten. Wer mich kennt, der weiss, dass mir so etwas natürlich auch gefällt.
“Stigmata Of Jesus“ haut dann mal wieder kräftig aus dieser Kerbe. Hier gefällt diese Stimmung absolut nicht; diese Art von Gesang passt nicht wirklich zu diesem Arrangement. Zu langsam, fast schon langweilig dringen diese Wundmale in die Ohrmuschel.
Auch “Zodiac“ reiht sich hier nahtlos in diese Stimmung ein, obwohl schon etwas flotter und passender abgestimmt, liefert dieses Liedchen nicht wirklich einen BPM-Hurricane. Mag sein, dass solche Tracks auf der Bühne in Livepräsenz viel interessanter und besser rüberkommen, aber nur auf diesem Silberling klingt es mir zu flach.
Mit “Pride“, dem 6. Track auf dem Album kommt ein weiterer instrumentaler Hörgenuss. Dieser ist eine Wohltat und endliche einmal ein elektronischer Clubstampfer ohne diese elendigen Vocals. Aber ebenso verleitet er zum Träumen. Hier stelle ich mir gerade in einem schönen Break vor, wie die Laserstrahlen die Tanzfläche von Nebel umringt benetzen. Eine schöne Produktion haben sich die Musiker aus dem Ruhrgebiet da einfallen lassen.
Die verflixte 7 auf diesem Silberling, “Redemption“, lässt auch zeitweise melodiöse Klänge zu. Das Piano zu Beginn liefert eine Art Romantik, die dann durch die mitreissenden Beats und Synthflächen enorm an Steigerung bekommt. Der Gesang ist hier gar einmal erträglich und lässt die Massenkompatibilität der nicht schwarzen Szenegänger zu. Die Beats donnern im Ohrfeigenrythmus durch den Track, der sich wunderbar einprägt.
“Frontal“ kommt mir mit solchen Textbausteine wie – organisiert und akkurat – oder – der starke Staat – sehr bekannt vor, doch weiss ich nicht wo ich diese Phrasen hinstecken muss. Es scheint so, dass auch hier vielleicht wieder einmal geklaut wurde, was aber dem Clubcharakter sicherlich keinen Abbruch liefert. Aber auch kommen Erinnerung an diese clubträchtigen Songs wie “Richtfest“ oder auch “Snuff Machinery“ hoch.
Es ist natürlich eine Interpretationsfrage bei “Pharmakon“, aber ich denke hier haben die drei Musiker ein nun in dieser Jahreszeit akutes Thema aufgegriffen. Ob sie es allerdings bewusst getan haben, wage ich einmal zu bezweifeln. Doch dieses Thema ist schon sehr brisant und erinnert mich an die Pharmamafia, wie sie der Menschheit heutzutage aufzeigen will sich den Impfstoff spritzen zu lassen, gegen eine von ihnen geschaffene Grippe um sich der Weltwirtschaftskrise entziehen zu können. Die Musik ist passend gewählt, da sich dieser Track sicherlich auch in den Clubs wie dieser grippale Infekt verbreiten wird. Hervorragend!
Ich kann mir wirklich nicht helfen, aber beim vorletzten Track des Albums stosse ich wieder auf diese unerträgliche Gesangsstimme. Mag es sein, dass sie in Englisch anders klingt, als wenn Carsten in Deutsch singt? Der Sound ist hier sehr eingängig prägsam gestaltet, doch bei “MK Ultra“ werde ich den Gedanken nicht los, dass man mit diesem Track den missglückten Versuch gestartet hat, an alte Clubhits anzuknüpfen. Sorry. Der klingt wirklich grausam in meinen Ohren.
Viel besser klingt der Abschlusstrack des Silberlings. Diese Spoken Words passen einfach genial zu dieser ruhigen Ballade. Auch kein Versuch hier eine gesangliche Einlage zu präsentieren, rechne ich dem Trio hoch an. Die Effects, mit denen sich dieser Song aufbaut erinnern mich auch stark an Mesh oder Melotron. Die drohende Bassline zieht sich fordernd durch den Song und liefert passend die absolute Atmosphäre.
Alles in allem ist der Longplayer ein Mittelmass an elektronischer Musik, bis auf meine Anspieltipps “Rot“, “Pride“ “Redemption“ und “Pharmakon“, die sich auf dem Tonträger hervorheben. Der absolute Burner allerdings ist “Pharmakon“, weil dieser – je nach Interpretation – für mich ins aktuelle Weltgeschehen passt. Und hierfür gibt es noch einen Extrapunkt in der Wertung.
Und somit gehabt Euch wohl…
yours Luke
Tracklist:
01. The Insanity Of Normality
02. Catharsis (Heal Me, Control Me)
03. Rot V1.0
04. Stigmata Of Jesus
05. Zodiac
06. Pride
07. Redemption
08. Frontal
09. Pharmakon
10. MK Ultra
11. Destination
Band-Member:
Carsten Jacek (Vocals, Lyrics)
Thomas „Tom“ Lesczenski (Keyboards, Programming, Sampling, Backing Vocals)
Frank Francesco Dángelo (Keyboards, Backing Vocals)
Gründungsjahr:
1996
Kann man bestellen unter: