Datum: 9. Juni 2014
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Slayer / Anthrax
Als ich gestern den Weg ins Z7 fand, kam ich mir ein bisschen vor, wie vor einem grossen Open Air Konzert im Stade de Suisse oder im Letzigrund. Es war die Hölle los. Das Z7 steckte mitten in den Vorbereitungen für das Billy Idol Konzert, welches auf dem Vorplatz des Z7 stattfinden wird. Deswegen war auch alles ein bisschen verschoben und der Einlass war viel weiter vorne aufgestellt.
Ausserdem war das Z7 vollständig ausverkauft, somit waren höllisch viele Leute anwesend. So war der Umstand klar, dass wir einen ziemlichen Marsch vom Auto bis zum Z7 vor uns hatten. Als wir aber auf Parkplatzsuche an vielen schwarzangezogenen Metalfreunden vorbeifuhren, steigerte sich die Vorfreude im Sekundentakt.
Slayer und Anthrax gleich auf einmal und das erst noch im Z7. Das kann nur gut werden. Trotz der unerbittlichen Sonne wurde der Dresscode „Schwarz“ natürlich souverän eingehalten. Sogar die Lederkluften wurden ausgepackt. Ganz wie es sich für ein Konzert dieser Sorte gehört. Als ich und Miri das Gelände betraten, begann unser Spiessrutenlauf durch die johlenden Herrschaften in Richtung Bühne. Das stellte sich als eine echte Herausforderung dar, denn das Z7 platzte fast aus allen Nähten. Als wir die Bühne der Sauna (Z7) erreichten, fühlten wir uns der Hölle sehr nahe. Wir konnten uns nur ausmalen, wie heiss es werden würde, wenn die Bands dann den Zuschauern wortwörtlich die noch Hölle heiss machten.
Das kochende Z7 füllte sich zunehmend und pünktlich um 20:00 Uhr erklangen die ersten Gitarrenriffs vom Song „Caught In A Mosh“. Mit diesem Kracher eröffnete die amerikanische Thrash-Metal-Band Anthrax ihre Show. Die in New York gegründete Band zählt zu den Big-Four der Thrashmetal-Szene. Dass sie verdient zu den grossen Vieren des Thrash-Metal gehören, bewiesen die fünf Herrschaften gänzlich.
Viele Leute jammerten ein bisschen bezüglich der Temperaturen, aber die braungebrannten Jungs von Anthrax liessen sich gar nicht beeindrucken und gaben mächtig Dampf! Der charismatische Sänger Joey Belladonna schloss das Publikum auf eine sehr sympathische Weise mit in die Show ein und schaffte es so, eine ausgelassene Stimmung zu verbreiten.
Das Powerpaket trümmerte unter anderem die Hits „Fight ‚Em ‚Til You Can’t“ und „I Am The Law“ über die Bühne. Nach etwa einer Stunde voller Power überraschte die Band das Publikum mit „T.N.T“, der Rock-Hymne von AC/DC. Mit grosser Begeisterung wurde gebangt, gerockt und geschwitzt. Von mir aus hätten Anthrax noch länger spielen können. Das Konzert überzeuge mich vollkommen. Sie wussten nicht nur musikalisch zu überzeugen sondern brachten auch die Stimmung zum kochen.
Grossen Respekt habe ich auch von Frontsau Joey, der trotz der Hitze bis zum bitteren Ende wie wild über die Bühne stürmte, ohne dabei seine schwarze Jacke auszuziehen. Respekt, dass nenn ich mal einen richtig harten Kerl. Einziger grosser Nachteil dieser tollen Show ist und bleibt, dass Miri leider der Fotograben verwehrt wurde. Schade, Miri hätte die Stimmung gerne mit der Kamera eingefangen.
Etwa 45 Minuten dauerte die Umbauzeit für den Auftritt der legendären Band Slayer. Vor der Bühne war es gerappelt voll und alle schienen dem Auftritt der bösen Jungs entgegenzufiebern. Die treuen Fans der Amerikaner hielten sich tapfer und standen trotz der Hitze zusammengequetscht vor der Bühne. Eine echt schwitzige Angelegenheit, die ich zugegebenermassen sehr gerne von aussen beobachtet hätte. Als das Licht ausging wurde die Stimmung euphorisch. Die harten Jungs betraten unter tosendem Applaus und viel Gebrüll die Bühne. Das Höllenfest konnte also beginnen.
Slayer bretterten ohne Rücksicht auf Verluste drauf los und erschienen in unverblümter Slayer-Manier. Das Publikum war vom ersten Trommelwirbel an völlig aus dem Häuschen. Die Stimmung hätte nicht besser sein können. Die Herren brachten die Fans mit Songs wie: „World Painted Blood“ oder „Capter Of Sin“ in Wallung. Auch die Klassiker wie „Seasons In The Abyss“ und natürlich das legendäre „Raining Blood“ durften nicht fehlen. So überzeugten die Thrash-Legenden mit teuflischer Spielwut und einer musikalischer Topleistung.
Immer wenn Gitarrist Kerry King eines seiner berühmten Soli spielte, erntete er dafür Extra-Gebrüll. Auch bei diesem Konzert gibt es absolut nichts zu meckern. Die alten Hasen beherrschen ihr Handwerk und wissen zu begeistern ohne gross auf Sympathie-Punkte zu zählen. Sie tun einfach das, was sie am besten können. Sie brettern ohne erbarmen drauflos und verschonen niemanden mit ihrem komplexen Lärm, welcher sich einfach saugut anhört.
Um 23:15 Uhr war dann Ende Gelände und Slayer verliessen die Bühne. Sie hinterliessen ein völlig verschwitztes, aber zufriedenes Publikum. Es machte den Anschein, dass die Musikfans es noch stundenlang in der heissen Hölle auf Erden (Z7) ausgehalten hätten.
Als ich draussen freudig von einem Sommerregen überrascht wurde, freute ich mich riesig über die äusserst willkommene Abkühlung. Aber ganz ehrlich, wenn die Hölle so wie dieser Abend sein sollte, dann überleg ich mir das mit dem „Nett-sein“ noch einmal.
Text: Olivia Ritler
Bilder: Miriam Ritler