* * *
Artist: VNV Nation
Album: Of Faith, Power And Glory
Label/Vertrieb: Anachron Sounds / Soulfood
Release date: 19. Juni 2009
Website: www.vnvnation.com
Written by: Luke J.B. Rafka
Seit dem 19.06.09 ist das neue Album “Of Faith, Power And Glory“ von VNV-Nation käuflich zu erwerben. Ein Album, welches irgendwie untypisch und doch wieder typisch für diese Ausnahmekünstler ist. Sie haben mittlerweile ein Alter erreicht, bei dem sie wohlüberlegt an neue Themen schreiten. Diesmal gibt es nicht, wie bei den bisher 6 Vorläufern, Instrumentalstücke auf dem Silberling. Dafür sind sehr schöne ruhige Stücke vertreten, die bedenklich machen und bedächtig wirken.
Ronan Harris und Mark Jackson kredenzen uns hier eine neue Scheibe vom Feinsten. Schon das Intro des Albums lässt enorm aufhorchen und neue Wege erahnen. “Pro Victoria“ besticht mit bombastischer und mystischer, von Intelligenz getragener Komposition.
Bei “Sentinal“ arbeitet sich wieder der typische VNV-Sound gradlinig durch die Kanäle. Der tragend, schwermütig liegende Gesang von Ronan dringt durch Mark und Knochen und stimmt ein wenig vom poppigen Sound in Richtung Pet Shop Boys ein.
Der typische VNV-Arpeggiator zieht sich auch im nächsten Song „Tomorrow Never Comes“, der sicher wieder viele Leuten zum bekannten „Scheibenwischertanz“ auf der dafür vorgesehen Fläche verleiten lässt. Er bringt auch den nicht VNV-Fan zum „Wackeldackelnicken“ oder „Fusswippen“ am Tanzflächenrand. Der Clubknaller an sich ist es nicht, aber sollten sich hier einige Leutchen an einen Remix wagen, könnte er es glatt werden.
“The Great Divide“ schliesst sich ebenfalls dem Vorgängersong nahtlos an. Hier ist zwar die Stimme Ronans ein wenig ruhiger gehalten und insgesamt ist der Song eher für die Mediacontrol Charts gebräuchlich, aber steht der ganzen Stimmung in nichts nach. Er lässt weiterhin meinen Fuss mitwippen.
“Ghost“ fängt auch schon sehr passend zum Titelnamen mystisch an. Man spürt förmlich die Spannung und das fremde Etwas durch den Raum schweben. Es ist schon faszinierend, mit welchem Ideenreichtum VNV Nation die Sounds kreiert. Doch leider fehlt hier auch die mystisch angehauchte Stimme um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen. Hier wäre sicherlich ein Gastsänger à la Andrew Eldritch (The Sisters of Mercy) oder Oswald Henke (Goethes Erben/Fetish Mensch) mal in Englisch viel interessanter gewesen. So klingt er leider eher nach einer traurigen Liebesschnulze mit Wildecker Herzbuben-Charakter.
Schon der Trackname “Art of Conflict“ lässt erahnen, dass es jetzt ein wenig härter wird und genauso ist es auch. Sicherlich interessant für Industrialliebhaber, obwohl es noch längst nicht in den Industrial gelangt, aber ebenso ein echter Clubsong werden kann. Hier ist auch eher nicht der Gesang im Vordergrund, sondern schon die clubträchtigen Beats und Sprachsamples.
“In Defiance“ kommt dann allerdings wieder typisch VNV mässig daher und erinnert ein wenig an die älteren Songs dieser Ausnahmekünstler im Dark Pop Bereich. Ist flott, lässt wieder Füsse wippen oder den Wackeldackelkopf rauf und runter knallen. Dieser Track bringt wirklich Fröhlichkeit in dunkle Gemüter. Hier scheint Ronan bei der Komposition – oder kurz zuvor – eine richtige Überschwemmung an Glücksgefühlhormonen gehabt zu haben. Dieser Song knallt auch durch meine Seele bis hin zum Hirn und erfreut mich passend zu diesen sommerlichen Temperaturen.
Weiter geht’s mit “Verum Aeternus“, welcher zumindest den Anschein hat, wieder in mystischere Gefilde zu gelangen. Sphärisch beginnend lässt er Bilder eine Mondlandung durch meinem Kopf ziehen. Warum, weshalb? – Und dann diese bedächtig gesprochene Stimme von Ronan zum Intro des Songs. Das passt wie die Faust aufs Auge, doch irgendwie klingt dieser Track ein wenig zerstreut, durcheinander und chaotisch zugleich. Klirrende – für VNV Nation eher untypische – Gitarrenklänge zieren das Bild durch Weltraum fliegen zu wollen.
Der vorletzte Track “From My Hands“ ist sehr romantisch gehalten mit den beruhigenden Pianoklängen und den eher geflüsterteten Vocals. Sehr schön leitet diese Ballade das Ende des Longplayers ein, um noch einmal einen bombastischen Abschluss zu erahnen. Sicherlich könnte man diesen Song zur Weihnachtszeit als Singleauskoppelung bringen und die Media Control Charts werden es danken. Bestimmt ein Top 10 Hit.
Dass VNV Nation Hits schreiben können, haben sie in den vergangenen Jahren mehrmals bewiesen. So folgt eine typische VNV-Nummer mit “Where There Is Light“ und lässt zum Ende des Albums auch das Licht erblicken.
Fazit:
Eine schöne Scheibe – aber leider nicht mehr – wenn der Hörer eine Scheibe mit am laufenden Band bestückten Clubsongs erwartet hat. Ein paar clubtaugliche Tracks regen zum Mitwippen an, aber im Grunde genommen ist es eine solide Scheibe für das in die Jahre gekommene Duo. Man merkt schon den Kompositionen an, dass auch VNV Nation nicht stehen bleiben, sondern sich stets weiterentwickeln.
Meine Anspieltipps sind eindeutig “From My Hands“ – für die romantischen Leute unter Euch und dann für das Partyvolk die Tracks “Art Of Conflict“, “The Great Divide“ und “Tomorrow Never Comes“.
Tracklist:
01 Pro Victoria
02 Sentinel
03 Tomorrow Never Comes
04 The Great Divide
05 Ghost
06 Art Of Conflict
07 In Defiance
08 Verum Æternus
09 From My Hands
10 Where There Is Light
Bandmembers:
Ronan Harris (Klänge/Texte/Sprache)
Mark Jackson (Drums)
Gründungsjahr:
1990