Bierhübeli – Bern
Sonntag, 7. Juli 2024
Text & Bilder: Nathalie Lobsiger
Seit 1996 begeistern Calexico, die in Tucson, Arizona gegründet wurden, mit ihrer aussergewöhnlichen Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen wie mexikanischen Mariachi, Folk-, Tex-Mex und Country-Rock, Latin Jazz oder „Desert-“ und „Gringo-Rock“. Der Stil wird mittlerweile auch als „Tucson-Desert-Rock“ bezeichnet. Gründungsmitglieder sind Joey Burns und John Convertino. Auch haben sie bei Filmsoundtracks mitgewirkt, wie z.B. für den Film «I’m Not There» aus dem Jahr 2007.
Der Altersdurchschnitt des anwesenden Publikums war an diesem Abend mittel, es befanden sich kaum jüngere Zuschauer im Bierhübeli. Ziemlich pünktlich betraten die Herren die Bühne und zogen das Publikum rasch in ihren Bann. «It’s so nice to be back in Berne – thanks to everyone». Beim Song «Then You Might See» bewarb Joey Burns ihr im Jahr 2022 erschienenes Album «El Mirador» und erwähnte, dass sie leider keine Kopien davon beim Merchandising hätten. Dieser Song kommt sehr rockig und eher experimentell bis leicht düster mit dominanten Gitarren daher.
Es folgten im Verlauf mehrere eher Mariachi- und Cumbia-angehauchte Stücke, die sehr publikumswirksam waren und Bewegung in die Menge brachten. Besonders aufgefallen ist der Song «Black Heart», der mit Geigen ähnlich einem Portishead-Song begann, danach aber mit leicht unheimlichen Gitarrenklängen, gespielt auf einer weissen «Eastwood Airline»-Gitarre, wie ein Filmsoundtrack weiterging. Dabei war die Bühne in blau-violettes Licht gehüllt, was insgesamt sehr stimmig wirkte und zu berühren vermochte. Eine gelungene Überraschung war es, als der Song «Not Even Stevie Nicks» ohne Unterbruch in eine Coverversion von Joy Divisions «Love Will Tear Us Apart» überging und für sehr positive und überraschte Reaktionen im Publikum sorgte. Besonders war bei diesem Song auch die Gitarrenakrobatik ganz grosses Kino!
Joey gab zum Besten, dass er, als er noch jung war, Fussball spielte, aber nicht sehr gut darin war und dass er darum nun Gitarre spielen würde. Er hätte sich am Konzerttag auch überlegt, einen Saunabesuch einzulegen, sei angesichts der Temperatur im Konzertsaal aber froh, darauf verzichtet zu haben. Es folgt der Song «Flores y Tamales» mit Hammondorgel-Klängen, viel Cumbia und prominenten Trompeteneinlagen, beim Publikum gab es ab dann kein Halten mehr. Zur Abkühlung wurden wieder leisere Töne angeschlagen, mit «The Black Light», den Klängen der «Eastwood Airline»-Gitarre, des Schlagzeugs und des Basses – der Gesang war eher gesprochen und geflüstert, wobei eine fast mystische Stimmung entstand. Der Song wurde mal leiser, mal lauter gespielt und sorgte musikalisch keineswegs für Langeweile. Eine weitere prominente Coverversion folgte mit «Alone Again Or» der Band Love, einem Track aus dem Jahr 1967, mit akustischen Gitarren, viel Trompeten, Geigen. Das anwesende Publikum kannte den Song auf Anhieb und war entsprechend darüber sehr erfreut und beinahe euphorisch.
Es ging bereits gegen Ende des Konzerts zu, da legte Calexico mit dem sehr publikumswirksamen und energischen Stück «Cumbia De Donde» und mit viel Cumbia, Trompetensoli und wirklich sehr guter Stimmung noch einen Gang zu. Der Song wurde so richtig zelebriert und in die Länge gezogen, das Publikum liebte es. Die Herren verabschiedeten sich völlig verschwitzt von der Bühne und kamen schon bald mit der obligaten Bandvorstellung und dem Start der Zugabe wieder zurück. Sehr überraschend wurde der David Bowie Coversong «Heroes» zum Besten gegeben, was auf grosse Zustimmung im Publikum stiess, und für eine willkommene Abwechslung sorgte.
Ein absolut grandioser Konzertabend neigte sich damit dem Ende zu.