End Hits Records / VÖ: 10. Mai 2024 / Punk
hotwatermusic.com
Text: Torsten Sarfert
«Hey Jungs, wisst ihr eigentlich, dass wir 2024 unser 30-jähriges Bandjubiläum haben?“ «Fuck yeah! Lasst uns irgendwas cooles dazu machen!»
So oder ähnlich könnte die Entstehungsgeschichte von «Vows», dem 10. Studio-Album der Florida-Punks Hot Water Music, begonnen haben. Wobei anfangs noch überhaupt nicht klar war, ob man nur eine Handvoll Singles, eine EP oder gleich ein komplettes Album aufnehmen würde. Man wollte keine neue Platte nur um der Sache willen machen; diese Platte musste aufregend, schonungslos und vor allem notwendig sein. Daran gekoppelt ist folgendermassen formulierter Wunsch der Band:
«Wir hoffen, dass sich dieses Album für jeden, der es hört, wie eine Feier unserer Geschichte und Zukunft anfühlt. Das ist es definitiv und so fühlt es sich für uns an.»
Dies ist voll und ganz gelungen und tatsächlich hört sich «Vows» sogar ein bisschen wie eine späte Best-Of Scheibe an, obwohl natürlich alle 12 Eigenkompositionen brandneu sind. Für die Produktion zog man die erprobte Hardcore-Legende Brian McTernan hinzu, der mit der Band bereits an den HWM-Klassikern «A Flight And A Crash» (2001), «Caution» (2002) und «The New What Next» (2004) gearbeitet hat. Darüber hinaus lud man sich die Gäste Thrice, Dallas Green, Aimee Allen und Kevin Binova von The Interrupters, Daniel Fang und Brendan Yates von Turnstile und Popeye Vogelsang ein. Zusammen mit der Reibeisenstimme von Chuck Ragan, dem hellen Organ von Flatliner Chris Creswell und dem Urgestein Chris Wollard, können HWM nicht nur stimmlich aus dem Vollsten schöpfen.
Das wird gleich beim Opener und der ersten Single «Menace» deutlich. Mit einer druckvollen Gesamtkulisse und schneidenden Gitarren-Riffs werden hier keine Gefangenen gemacht und man wird unweigerlich ins «Voll auf die 12»- HWM-Punkrock-Universum eingesogen. Dazu wird im weiteren Verlauf geschickt mit Off-Beats gespielt («Burn Forever»), stadiontaugliche Power-Balladen («After The Impossible», «Side Of The Road») und «funky monks»-Reminiszenzen («Remnants») wechseln sich ab mit cowpunkigen («Chewing On Broken Glass») und glasharten Rock-Bangern («Wildfire»). «Bury Us All» frisst sich wie ein kontemporärer, von «Born To Run» verirrter Springsteen-Song in Seele und Gehörgänge, bevor mit «Touch The Sun» wieder der Moshpit aktiviert wird.
A propos Stadionrock, Power-Balladen und Springsteen: Zu wahrer, abschliessender Grösse laufen HWM mit Beteiligung der Interrupters beim finalen «Much Love» auf:
«So much in life won’t stay the same – But this right here will never change – We’ll raise a glass to you and sing, much love. Much love.»
Trotz leichtem – durchaus legitimen – Ansatz von Altersmilde, kann man ein derartiges Jubiläum wohl kaum schöner beschliessen. Höchstens noch mit der Teilnahme an der im November geplanten HWM Europa-Tournee. Da kann man sich dann auch gleich noch in der richtigen Umgebung persönlich zuprosten und liebhaben.