Hound Gawd! Records / VÖ: 24. April 2024 / Rock’n’Roll
pattodd.net
Text: Torsten Sarfert
Die legendären Cowpunks „The Lazy Cowgirls“ sind längst Geschichte und so rief deren Gründer und Frontmann Pat Todd unmittelbar nach der Auflösung in 2004 eine neue Truppe ins Aussenseiterleben. Nämlich die wiederum nach einem Lazy Cowgirls Song benannten The Rankoutsiders. Man sollte jedoch ohnehin nicht zu sehr in Nostalgie verharren und zudem sind The Rankoutsiders viel besser, als es die Cowgirls je waren. Sagt Pat.
Schon nach den ersten 30 Sekunden des neuen Albums „Keepin‘ Chaos At Bay“ interessieren allerdings keine Vergleiche oder Verhaltenstipps mehr. Denn Pat Todd & The Rankoutsiders hauen uns einfach mal von Null auf Hundert die gesamte Quintessenz von Rock’n’Roll, Punk und Country (a.k.a. Cowpunk) um die erstaunten Lauscher. Sinnigerweise heisst der erste Track auch „Why I Sing“ und so ist die Marschrichtung dann auch klar: Schnörkelloser, treibender, riff-orientierter Punk’n’Roll, melodiös, dreckig und am besten in der Nähe eines Tresens zu geniessen.
Klassischer Pubrock also, dessen bekanntere Protagonisten leider aus vielen Gründen mittlerweile meist in riesigen Stadien oder Hallen (oder gar nicht mehr) auftreten und dadurch diesen Terminus eigentlich ad absurdum führen. Nicht so Pat Todd & The Rankoutsiders. Das kalifornische Quintett spielt glücklicherweise noch in diesen gemütlichen Clubs und zwar mit der Authentizität, die den meisten acts aufgrund ihres Erfolges abgegangen ist. Blaine Cartwright von Nashville Pussy fasst es folgendermassen zusammen: „Pat Todd is the most sincere Rock’n’Roll singer/songwriter on the planet. He makes the rest of us look like a bunch of fakers”.
Auf “Keeping Chaos At Bay” gibt es keine peinlichen Posen und keinen übelriechenden Rollator-Rock. Hier ist alles echt, frisch und überzeugend: Die treibenden Chuck Berry-esken Riffs, die reduzierte Rotzigkeit der Ramones, der verletzliche, drogen-induzierte Country Sound der “Sticky Fingers” Stones und die raw power der Stooges. Garniert mit einer ähnlich schneidenden Blues-Harp, wie sie schon der selige Lee Brilleaux aka Dr. Feelgood blies. Auch auf den unwiderstehlich tanzbaren Groove der Rankoutsiders-Rhythmusmaschine könnten die Pubrock-Ikonen von Dr. Feelgood Einfluss gehabt haben.
Das Album enthält 13 an Frische kaum zu überbietende Eigenkompositionen und eine Coverversion, die sich so überraschend wie nahtlos ins geniale Gesamtgefüge einpasst: Leonard Cohens monumentales “Tower Of Song” wird hier kurzerhand zu einem originären Pat Todd & The Rankoutsiders Song. Man kann es kaum glauben, bis man es hört.
Für mich steht “Keepin‘ Chaos At Bay” jedenfalls schon jetzt auf der Rock’n’Roll-Jahresbestenliste ganz weit oben.