Lux Noise Records / VÖ: 5. April 2024 / Trash’n’Roll
WolfWolf Website
Text: Torsten Sarfert
Dass man zu zweit und nur mit Gitarre, Gesang und Schlagzeug (und ein bisschen Keyboard) einiges aus- und anrichten kann, haben nicht nur The White Stripes bereits hinlänglich bewiesen. Und dies sogar mainstream-tauglich. Auch die zwei Herren von WolfWolf treten in dieser Besetzung an und hauen uns frisch, unverbraucht und unbekümmert ihren „Trash’n’Roll From The Woods“ um die Ohren. Der Sprung in den Mainstream ist hier eher weniger zu erwarten und vermutlich auch überhaupt nicht erwünscht. Schaut man sich auf ihrem YouTube Kanal um, wird man erkennen, dass hier eher der gesamtkünstlerische Ansatz im Vordergrund steht. Allein das Video zur Entwicklung des Albumcovers macht Lust, tiefer ins Lupiversum vorzustossen.
Wie es sich für richtigen Trash gehört, ist natürlich immer von allem etwas dabei und so hätte „Totentanz“ eigentlich auch prima aufs Berner Label Voodoo Rhythm Records gepasst. Jedoch sind WolfWolf schon länger beim von Bitch Queen Harry Darling betriebenen Basler Label Lux Noise untergekommen und ebenfalls in besten Händen. Die erste Single „Heidi Is Alive“ wartet zu Beginn audiovisuell mit Garage-Horror zwischen „Der Exorzist“ und „The Shining“ auf, wobei der Nachfolger „Holy Water“ eher zwischen dem Gothic-Countryfolk der Dead Brothers oder der Heathen Apostles anzusiedeln ist. Letzterer kommt mit einem Video einher, welches dann wieder das Konzept des Gesamtkunstwerks illustriert. Prädikat: Absolut sehenswert (und möglicherweise nicht ganz KI-frei produziert)!
Insgesamt gibt es für Dark-Trash-Art interessierte Konsumen:innen einiges zu entdecken, da die beiden Wölfe ihren musikalischen 80er-Jahre-New-Dark-Wave-Kosmos immer wieder aufbrechen und nach Belieben alles einreissen, was eine Grenze sein könnte. Joy Division treffen auf Nirvana und ein bisschen Lo-Fi Italo-Disco. Klingt irre? Ist es auch. Das Titelstück und der gleichzeitig einzig auf deutsch intonierte Song „Totentanz“, verbreitet schon kurz vor Ende konsequente, prämortale Katerstimmung, jedoch ohne eine Tanzpause einzulegen. Bis zum finalen „Slaves Of The Universe“ lässt man die Herzkammer noch etwas flimmern, spürt die Hitze der Hölle in „It’s Hot In Hell“ und trifft den „Ghost Of Bran“.
Unwillkürlich fragt man sich nach knappen 40 Minuten Spielzeit und 13 schönen und wilden Tracks, ob sich hinter dem ganzen Irrsinn gar ein roter Faden verbärge. Um dies festzustellen könnte man nun ja ganz einfach die Texte im Booklet mitlesen und analysieren. Deren Abdruck erfolgte jedoch in teilweise enigmatischen Lettern und taugt somit nur bedingt als Hilfestellung. So bleibt am Ende ein äusserst spannendes, eklektisches Album und die befreiende Erkenntnis von Track No. 6: „The Devil Knows“.
Immerhin. Und man muss ja auch nicht immer alles wissen, wenn man noch fühlen kann. Und dieses Album fühlt sich einfach klasse an.