The Dead South + Tejon Street Corner Thieves
Komplex 457 – Zürich
Mittwoch, 30. August 2023
Text: Torsten Sarfert / Bilder: Berend Stettler
Dass dies kein Abend für Anti-Alkoholiker:innen werden würde, war von vornherein klar. Schon das Opening-Trio Tejon Street Corner Thieves proklamierte während ihres launigen Support-Slots freimütig ihre Liebe zum Whiskey und widmete dieser sogleich ihren grössten Hit: „Whiskey“. Auch musikalisch passten die drei ehemaligen Strassenmusiker:innen aus Colorado Springs zum sehnlichst erwarteten Hauptact wie der Mais in den Bourbon. Mit Standbass, Banjo, Akustik-Gitarre und Foot Stomp verwandelten sie den bis zum Bersten gefüllten Komplex 457 in eine riesige Partymeile und schon jetzt blieb kein Auge und kein T-Shirt trocken. Nach 45 Minuten, inklusive einer punkigen Bluegrass-Version von Cab Calloway’s „Minnie The Moocher“, konnte dann die Umbaupause genutzt werden, um der gesteigerten Lust auf getreide-basierte Spassgetränke nachzukommen.
Dreissig heisse Minuten später war es dann soweit. Unter frenetischem Jubel betraten vier Typen, die aussahen wie aus einer Amish-Gemeinde entlaufen, die Bühne. Die knappe Ansage von Frontmann Nathaniel Hilts „We’re The Dead South“ reichte aus, um der ohnehin euphorisierten Masse den Rest zu geben. Die kultigen Kanadier rissen ihren „Punkgrass“ herunter, dass es eine wahre Freude war und spielten, als ob der Leibhaftige hinter ihnen her wäre. Die Stimmung nahm schon fast volksfestähnliche Ausmasse an, nur zur Abwechslung mal mit guter Musik. Gutes, prägnantes Songwriting mit ebenso eingängiger und abwechslungsreicher Instrumentierung und Rhythmik, dazu die dreckige Stimme Hilts und starker, mehrstimmiger Backgroundgesang vom Rest der „Broken Cowboys“ ist die feurige Rezeptur von The Dead South. Ein mal gestrichenes, mal gezupftes Cello, atemberaubende Mandolinensoli und ein Nagelpistolenartiges Clawhammer Banjo tun ihr übriges, um jeden Club in einen dreckigen Saloon zu verwandeln. Dazu Texte über zwielichtige Etablissements, ebensolche Damen, Jesus, Tod, Verzweiflung und Verdammnis, fertig ist die lustige Punkgrass-Revue, an der niemand vorbeikommt.
Schön zu sehen und zu hören, dass sich diese handgemachte und grundehrliche Musik ohne Allüren (sieht man mal von der Whiskey-Beweihräucherung ab) weltweit quer durch alle Bevölkerungsgruppen eine solch grosse Fangemeinde erspielen konnte und allerorts für höllenheisse Partys sorgt. Da lässt sich zum grössten Hit von The Dead South umso leichter mitgrölen: „In Hell I’ll Be In Good Company“. Hellaluja!
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
- Recap
- Blue Trash
- Boots
- Dead Man’s Isle
- One Armed Man
- Black Lung
- Twenty Mile
- Snake Man Pt. 1
- Snake Man Pt. 2
- People Are Strange
- Tiny Wooden
- Travellin‘ Man
- That Bastard Son
- TDS
- In Hell I’ll Be in Good Company
- Honey You
Zugaben
- Broken Cowboy
- Banjo Odyssey