Sixteentimes Music / VÖ: 17. März 2023 / Stoner Rock
gentlebeastband.com
Text: Torsten Sarfert
Ein Countdown, unterlegt mit einem brachial wohlklingenden Stromgitarrenakkord, schickt uns direkt und ohne Umwege in den Orbit. „Take off from planet earth – all efforts will be worth“ – wie oft habe ich mir so eine Auszeit in der letzten Zeit erträumt? Ich weiss es nicht.
Wenigstens musikalisch – und optisch via YouTube – kann ich meine langersehnte Realitätsflucht nun als „Asteroid Miner“ antreten. Und zwar dank Gentle Beast, der Basler Spezial-Reiseagentur für psychedelische Stoner-Ferien, die ihr Debütalbum extra für solche Zwecke aufgenommen zu haben scheinen. Also gleich mal schauen, ob sich im All nicht noch was Besseres findet, als das zuweilen nervige Raumschiff Erde.
Die tiefergelegten Fuzz-Gitarrenwände von Manu «Cioffi» Ciofalo und Janek Huschke, der grummelnde Bass von Tobi Rickli und das mächtige Schlagzeug von Rhythmusmaschine Alex Streit tönen jedenfalls vielversprechend. Bandgründer und Sänger Timo Dinter liefert dazu seinen brutal melodischen und durch allerhand sphärische Effektgeräte gepeitschten, unnachahmlichen Gesang. Wow – was für ein Ritt. Ich muss an den „Spacelord“ von Monster Magnet oder auch sehr an „Sonic Temple“ von The Cult denken.
Beim Debüt von Gentle Beast wird aber nicht einfach nur kopiert. Die Songs grooven und atmen ihre eigene, süsslich vernebelte Luft. Oder pumpen diese, wie bei „Joint Venture“. Wer wissen will, wie (und auch warum), kann einfach mal das dazugehörige Video schauen. Überhaupt wird bei sämtlichen Songs trotz aller Härte der Riffs und der treibenden Rhythmus-Abteilung viel Raum (space!) gelassen. Das schafft einen wirkungsvollen Spannungsbogen und trägt dazu bei, dass sich die Songs gut einprägen und immer spannend bleiben. „Caterpillar“ bekommt auf den letzten knapp zwei Minuten sogar einen jam-ähnlichen Charakter und auch bei „Toxic Times“ lässt man sich nicht hetzen. Im album-orientierten Stoner-Genre von „Hits“ zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben, kommt der Sache aber dennoch relativ nahe. Zumal man sich auch mit der offensichtlichen Vorliebe für Black-Sabbath-artige Gitarrensounds gleich irgendwie auf dem ganzen Album musikalisch zuhause fühlt.
Für den fetten Mix hat man sich den nicht nur in Basler Stoner-Kreisen sehr beliebten Mischer (und Gitarrist von DUEL) Jeff Henson geholt, um den acht starken Songs den letzten Schliff zu geben. Sechs Jahre haben Gentle Beast für ihr Debütalbum gebraucht. Die Wartezeit hat sich definitiv gelohnt und sollte den sanften Biestern das ein oder andere Booking auf eine grosse Bühne bescheren.