Hassle Records / VÖ: 21. Oktober 2022 / Post-Rock, Post-Hardcore
wearebrutus.com
Text: Michael Messerli
«Trouble comes in threes», steht auf der bandeigenen Facebook-Seite von Brutus und das ist eine treffend gute Umschreibung. Alleine der Gesang von Stefanie Mannaerts klingt nach Ärger verschiedenster Sorte. Man erinnere sich nur schon an «Cemetery» und «War» von der 2019er-Grosstat «Nest». Dessen Nachfolger «Unison Life» ist atmosphärischer geworden, das Trio aus dem belgischen Leuven hatte unverhofft mehr Zeit. Das kann auch hinderlich sein, wenn man die Dinge zerdenkt. Und die Texte lesen sich nachdenklich. Brutus aber haben das Beste daraus gemacht, was man gerne wörtlich nehmen darf. Die Band hat ihren Stilmix perfektioniert und sogar noch erweitert.
So finden nun auch poppigere Momente wie «Victoria», «Storm» oder «Dreamlife» Platz. Obschon «poppiger» gleich wieder mit Fussnote versehen ist: «Victoria» ist der zugängliche Hit der Platte, die beiden anderen Songs bieten Pop höchstens in Teilen. «I am the darkness in your song», singt Mannaerts im grandiosen «Liar». Und auch das nimmt man wohl besser wörtlich. Es geht einiges auf «Unison Life» und kaum etwas davon im allgegenwärtigen Hall unter.
Gleichzeitig zu ihrem verzweifelt leidenschaftlichen Gesang prügelt Mannaerts konsequent auf ihr Schlagzeug ein. Das ist nach wie vor beeindruckend, auch wenn ihr Spiel mit der Zeit und den Umständen entsprechend etwas eindimensional wirkt. Immerhin baut sie punktuell ein Windspiel ein. Ein trügerisches Element in diesem ansonsten keineswegs romantischen Drittwerk. Wenn, dann findet man eher etwas Pathos («What Have We Done») und etwas Hymnenhaftes («Liar»).
Brutus beherrschen aber auch das Spiel vom Zupacken und Loslassen («Chainlife») oder erwischen einen in vollem Lauf («Dust»). Sie wollen viel und überfordern nicht. «Unison Life» ist Weiterentwicklung auf höchstem Niveau, das zweite herausragende Album in Serie und damit der Öffner für bereits eingetretene Türen. Dahinter befindet sich ein Zusammenkommen verschiedenster Elemente in einer perfekten Harmonie, ein «Unison Life». Geprägt aber nicht von Vermeidungsverhalten oder Sicherheitsdenken, sondern vom Mut, etwas zu wagen, das tatsächlich für sich alleine steht.