Hassle Records / VÖ: 30. September 2022 / Post-Metal, Sludge
stakeband.com
Text: David Spring
Der Verlust von nahestehenden Menschen ist ein Katalysator für spannende Musik. Die Trope, dass nur unglückliche Menschen gute Kunst schaffen können, taucht nicht ohne Grund immer wieder auf. Die Mitglieder der Post-Metal/Sludge Band Stake aus Belgien kennen sich damit aus. Entsprechend kathartisch und emotional neustes Werk „Love, Death And Decay“.
Sänger und Gitarrist Brent Vanneste musste den Tod seines Bruders bereits im Alter von 13 Jahren verarbeiten. Und Gitarrist Cis Deman verlor seine Mutter, sowie zwei seiner Cousins. Es überrascht wenig, dass die Musik von Stake, die bis 2018 noch Steak Number Eight hiessen, keine einfache ist. Das Album bricht mit dem Titeltrack förmlich zur Tür herein. Ein riesengrosses Gitarrenriff trifft auf rastlose Drums und wüsten, schmerzerfüllten Gesang. Dieser brutale Einstieg in die Platte ist der Beginn einer emotionalen Achterbahnfahrt.
„Deliverance Dance“ startet ruhig und sphärisch, erinnert an andächtigen New Wave vergangener Tage, bevor alles in Mathcore-artiges Chaos auseinanderbricht und mit einem Iron-Maiden-Galopp aufhört. Das Spiel mit und vor allem dem Brechen von Erwartungen macht die Musik von Stake spannend und abwechslungsreich. Es gelingt ihnen, trotz Gefühlschaos und vielen Elementen, nie den Faden zu verlieren. „Queen In The Dirt“ vermischt die Melodie eines Popsongs mit der Aggression von Hardcore, „Fuck My Anxiety“ ist so vertrackt, unruhig und wütend, dass The Dillinger Escape Plan ihre helle Freude gehabt hätten. „Ray Of The Sun“ ist introvertiert, ruhig und gedankenverloren.
Es fällt nicht schwer, vom melancholischen, wütenden Sog der Band mitgenommen zu werden. Trotz der komplexen Strukturen und den schwierigen Themen fühlt man sich bei Stake sicher und verstanden. Den Emotionen wird freien Lauf gelassen. Wenn nach Dreiviertelstunden die letzten Töne des wunderschönen Closers „Dream City“ verklingen, empfindet man eine unerwartete innere Ruhe. Auch wenn ein Trauerprozess nie komplett abgeschlossen ist, am Ende geht es weiter. Genauso wirkt „Love, Death And Decay“; schwierig und schmerzhaft, heilend und stärkend.