Warner Music Japan / VÖ: 6. Juli 2022 / Metalcore, Post-Hardcore
coldrain.jp
Text: David Spring
Wir sind heute vernetzter denn je. Freundschaften in einem anderen Land sind schon lange kein Problem mehr. Die Business-Welt denkt sowieso nur international und eigentlich sollte es auch nicht überraschen, dass es ausserhalb von Europa und den USA auch richtig gute Musik gibt. Zum Beispiel aus Nagoya, dem knuffigen 2.3 Millionen-Städtchen südwestlich von Tokyo, aus der die grossartige Metalcore-Band Coldrain stammt. Die sind nämlich schon seit 15 Jahren unterwegs und haben nun mit „Nonnegative“ ihr bereits siebtes Album am Start.
Räumen wir den einzig negativen Aspekt gleich von vorne aus dem Weg: Coldrain singen nur in Englisch. Das macht natürlich Sinn, will man ein internationales Publikum erreichen. Doch wie geil wäre eine Truppe, die solch unglaublich starke, temporäre Musik macht und dabei noch japanisch sänge? Aber zum Glück funktioniert der Sound des Quartetts auch so hervorragend. Der Opener „Help Me Help You“ legt volle Pulle mit eingängigen Gang-Shouts und einem fetten Beat los, bevor der fantastische, meist cleane und gelegentlich geschriene Gesang einsetzt. Mit unglaublich viel Abwechslung ist der Track der perfekte Start in die Platte.
Der fette Rock-Track „Calling“ führt im ähnlichen Stil weiter, man kommt nicht umhin, hierzu fett grinsend das Haupthaar wild schütteln zu wollen. Coldrain verstehen es vorzüglich, ihre Songs mit Passagen anzureichern, die live unfassbar abgehen werden. Das aggressive „Cut Me“ wartet mit einem ultra-harten Riff und modernen, melodiösen Refrains auf. Das etwas sehr kitschige „Boys And Girls“ versucht (nicht ganz erfolgreich), die poppigere Seite der Band zur Schau zu stellen. Und der Closer „From Today“ schliess das Album erhaben und nochmals ultra-aggressiv ab.
Die Platte ist eine Achterbahn der Gefühle, Coldrain gelingt es, dem manchmal etwas ausgelutschten Metalcore oder Post-Hardcore-Genre neues Leben einzuhauchen. Fast jeder der zwölf Songs auf „Nonnegative“ überzeugt, die Band macht Spass und schafft es gleichzeitig, dass man ihren soziopolitischen und nicht selten sehr kritischen Botschaften aufmerksam zuhört. Wie erwähnt ist meine einzige Kritik eigentlich, dass man gar nicht merkt, dass Coldrain aus Japan sind. So globalisiert sind wir heute, vor allem aber auch zeigt es, dass gute Musik einfach gute Musik ist und bleibt, egal wo sie gemacht wird.